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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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französischen Könige über Jahrhunderte bestattet worden waren. Die Kirche, mit deren Bau im zwölften Jahrhundert fünfzig Jahre vor Notre-Dame begonnen worden war, war ein nationales Wahrzeichen. Hier stand die Wiege der gotischen Architektur. Während der Französischen Revolution waren viele der Grabmale zerstört worden, aber man hatte sie restauriert. Inzwischen war die Kirche Staatseigentum.
    Baugerüste umgaben die Nord- und die Westfassade mindestens bis zu drei Viertel ihrer Höhe. Um den Fuß der Kirche zog sich ein hastig errichteter hölzerner Bauzaun, der den Zugang zum Haupttor versperrte. Zwei Bauwagen standen links und rechts der improvisierten Absperrung.
    »Anscheinend wird hier gearbeitet«, sagte Thorvaldsen.
    »In dieser Stadt wird immer an irgendetwas gearbeitet.«
    Er blickte zum Himmel auf. Schwere graue Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, schufen so dichte Schatten und ließen es kälter werden.
    Ein Winterunwetter stand bevor.
    Saint-Denis lag etwa zehn Kilometer vor Paris, und sowohl die Seine als auch ein Kanal zogen sich hindurch. Die Vorstadt war anscheinend ein Industriezentrum, denn sie waren an mehreren Fabriken vorbeigekommen.
    Nebel kam auf.
    »Das Wetter wird hässlich«, sagte Meagan.
    Die Passanten auf dem gepflasterten Platz vor der Kirche hasteten davon.
    »Das hier ist eine Arbeitergegend«, bemerkte Meagan. »Touristen kommen hier nur selten vorbei. Deswegen hört man nicht viel über die Basilika von Saint-Denis, obwohl ich sie für interessanter halte als Notre-Dame.«
    Thorvaldsen interessierte sich nicht für Geschichte, soweit sie sich nicht auf Ashbys Schatzsuche bezog. Professor Murad hatte ihm berichtet, was er entziffert hatte – wobei Ashby inzwischen gewiss ebenso weit gekommen war, da Caroline Dodd es als Expertin mit Murad aufnehmen konnte.
    Der Nebel verwandelte sich in Regen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Meagan. »Die Basilika ist geschlossen.«
    Er fragte sich, warum Murad noch nicht da war. Der Professor hatte vor einer knappen Stunde angerufen und gesagt, dass er im Aufbruch sei.
    Er griff nach seinem Handy, doch bevor er wählen konnte, läutete es. Er dachte, es könnte Murad sein, und sah aufs Display: COTTON MALONE.
    Er nahm ab.
    »Henrik, du musst hören, was ich zu sagen habe.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Ich versuche, dir zu helfen.«
    »Das tust du aber auf eine äußerst merkwürdige Weise. Es war verkehrt, Stephanie das Buch zu geben. Damit hast du nur Ashby geholfen.«
    »Du weißt es besser.«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    Thorvaldsen erhob die Stimme, was Meagan erschreckte. Er zwang sich zur Ruhe. »Ich weiß nur, dass du ihr das Buch gegeben hast. Dann warst du zusammen mit Ashby auf dem Boot und hast getan, was du und deine ehemalige Chefin für richtig hieltet. Dabei habt ihr mich vollkommen ausgeschlossen. Was richtig ist, ist mir scheißegal, Cotton.«
    »Henrik, überlass die Sache uns.«
    »Cotton, ich habe dich für meinen Freund gehalten. Tatsächlich sogar für meinen besten Freund. Ich war immer für dich da, egal worum es ging. Das war ich dir schuldig.« Er kämpfte gegen eine Gefühlswoge an. »Wegen Cai. Damals warst du da. Du hast seine Mörder aufgehalten. Ich habe dich bewundert und geachtet. Vor zwei Jahren bin ich nach Atlanta geflogen, um mich bei dir zu bedanken, und habe einen Freund gefunden.« Er hielt erneut inne. »Aber du hast mich nicht mit demselben Respekt behandelt. Du hast mich verraten.«
    »Ich habe getan, was ich tun musste.«
    Er wollte so etwas nicht hören. »Willst du sonst noch etwas von mir?«
    »Murad kommt nicht.«
    Jetzt erst begriff er das volle Ausmaß von Malones Falschheit.
    »Was immer in Saint-Denis liegt, du wirst es ohne ihn finden müssen«, stellte Malone klar.
    Thorvaldsen brachte seine Emotionen unter Kontrolle. »Leb wohl, Cotton. Wir werden nie wieder miteinander sprechen.«
    Er legte auf.

    Malone schloss die Augen.
    Die schneidende Erklärung – wir werden nie wieder miteinander sprechen – tat ihm in der Seele weh. Ein Mann wie Henrik Thorvaldsen sagte so etwas nicht einfach so.
    Er hatte gerade einen Freund verloren.
    Stephanie, die mit ihm hinten im Wagen saß, beobachtete ihn. Den Anweisungen folgend, die Lyon ihnen nach seinem ersten Anruf per Handy durchgegeben hatte, fuhren sie von Notre-Dame weg und zum Gare du Nord, einem verkehrsreichen Kopfbahnhof.
    Regen trommelte gegen die Windschutzscheibe.
    »Er wird darüber hinwegkommen«, sagte Stephanie.

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