Cotton Malone 05 - Der Korse
Bescheid.«
Thorvaldsen schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht sicher. Die Männer heute Nacht hat Cabral geschickt. Ich hatte ihn absichtlich provoziert, war mir aber nicht sicher, ob sie auch Sam aufs Korn nehmen würden. Meine Hoffnung war, Cabral würde seinen Zorn auf mich konzentrieren, aber ich hatte Sam gesagt, er solle dich aufsuchen, falls er Hilfe braucht.«
Jesper schleifte einen der gefüllten Leichensäcke aus dem Zimmer.
»Die beiden sind mit dem Boot gekommen«, sagte Thorvaldsen. »Wenn es morgen gefunden wird, wird es weit weg von hier im Øresund treiben.«
»Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Malone.
Thorvaldsen schnappte mehrmals hintereinander schnell nach Luft. Sam fragte sich, ob mit seinem Freund alles in Ordnung war.
»Ashby verschafft sich gerne Kunstobjekte und Schätze, die entweder unbekannt sind oder von niemandem beansprucht werden oder gestohlen wurden«, sagte Thorvaldsen endlich. »Da gibt es keinen Ärger mit Anwälten, Gerichten oder der Presse. Ich habe mich mit den Rettern der verlorenen Antiquitäten befasst. Sie waren über einen langen Zeitraum tätig. Das war ja auch eine ziemlich schlaue Idee. Etwas zu stehlen, was bereits gestohlen wurde. Ashbys Akquisiteur war ein Mann namens Guildhall, der immer noch für ihn arbeitet. Nachdem man den Rettern auf die Schliche gekommen war, hat Ashby Cabral für bestimmte Spezialaufgaben engagiert. Cabral barg einige der Objekte, die bei der Verhaftung der Retter nicht gefunden worden waren, von deren Existenz Ashby aber wusste. Die Liste all dessen, was entdeckt wurde, als die Retter schließlich aufflogen, ist überwältigend. Aber Ashby hat seine Aktionen vielleicht verlagert und die Schatzsuche gegen Unternehmungen eines größeren Maßstabs eingetauscht.« Thorvaldsen sah Sam an. »Deine Information ergibt Sinn. Bisher haben sich deine ganzen Schlussfolgerungen bezüglich Ashbys als richtig erwiesen.«
»Aber du siehst keine neue finanzielle Verschwörung am Werk«, wandte Malone ein.
Der Däne zuckte die Schultern. »Ashby hat viele Freunde, aber das ist zu erwarten. Schließlich leitet er eine der größten Banken Englands. Ehrlich gesagt, habe ich meine Untersuchung nur auf seine Verbindung mit Cabral beschränkt …«
»Warum bringst du ihn nicht einfach um und fertig? Warum diese ganzen Spielchen?«, fragte Malone.
Die Antwort auf beide Fragen war Sam sofort klar. »Weil du mir tatsächlich glaubst. Du glaubst, dass es eine Verschwörung gibt.«
In Thorvaldsens Miene trat ein angedeuteter Ausdruck von Vergnügen, das erste Anzeichen von Freude, das Sam seit einer ganzen Weile im Gesicht seines Freundes sah.
»Ich habe nie das Gegenteil behauptet.«
»Was weißt du, Henrik?«, fragte Malone. »Du unternimmst doch nie etwas, ohne ein klares Bild zu haben. Sag mir, was du zurückhältst.«
»Sam, könntest du bitte Jesper mit dem zweiten Sack helfen, wenn er zurückkommt? Bis zum Boot ist es weit. Er würde das zwar nie zugeben, aber mein Freund wird allmählich alt. Er ist nicht mehr so flink wie früher einmal.«
Sam ließ sich nicht gerne wegschicken, begriff aber, dass Thorvaldsen sich allein mit Malone unterhalten wollte. Ihm war klar, welchen Platz er einnahm – er war ein Außenseiter und befand sich in keiner Position, in der er etwas hätte fordern können. Ganz ähnlich wie in seiner Kindheit oder seiner Zeit beim Secret Service, wo er ebenfalls nichts zu melden gehabt hatte. Er hatte getan, was Thorvaldsen von ihm gewollt hatte, und Kontakt mit Malone aufgenommen. Aber er hatte ebenfalls geholfen, den Angreifern in Malones Buchantiquariat einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er hatte bewiesen, dass er ein fähiger Mann war. Er wollte schon protestieren, beschloss aber dann, lieber den Mund zu halten. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte er bei seinen Supervisoren in Washington kein Blatt vor den Mund genommen und es offensichtlich so weit getrieben, dass man ihn entlassen hatte. Er wollte unbedingt bei dem mitmachen, was Thorvaldsen plante. Was auch immer das war.
Also schluckte er seinen Stolz herunter und tat wie geheißen.
Als Jesper zurückkehrte, bückte er sich und sagte: »Ich helfe Ihnen.«
Als er nach den in dicke Plastikfolie eingeschlagenen Füßen griff und zum ersten Mal in seinem Leben eine Leiche trug, sah Malone ihn an. »Diese Finanzgruppe, über die Sie immer wieder reden. Wissen Sie viel über die?«
»Mein Freund in Frankreich weiß mehr.«
»Kennen Sie wenigstens
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