Cotton Malone 05 - Der Korse
man die beiden Wörter dahinter hinzufügt, dann schon. Santa Maria Turm.«
Er wiederholte die Prozedur vier weitere Male.
Santa Maria Turm, Kloster, Friedhof, Grabstein, Ménéval.
Ashby beobachtete ihn und sagte dann: »Ein gut gewähltes Buch. Darin ist Napoleons Exil auf St. Helena beschrieben und außerdem seine Jugendjahre auf Korsika. Die korrekten Wörter sind alle da. Dieser Deutsche war klug.«
Der Korse lehnte sich zurück. »Sein Geheimnis ist sechzig Jahre verborgen geblieben. Jetzt ist es entschlüsselt.«
Ashby entspannte die Atmosphäre mit einem freundlichen Lächeln.
Der Korse untersuchte die Euros. »Ich bin neugierig, Lord Ashby. Sie sind offensichtlich ein reicher Mann. Da brauchen Sie diesen Schatz doch gar nicht.«
»Warum sagen Sie das?«
»Sie suchen nur so zum Spaß, oder?«
Er dachte an seine ausgeklügelten Pläne und seine kalkulierten Risiken. »Verlorene Dinge interessieren mich.«
Das Schiff verlangsamte seine Fahrt und ging vor Anker.
»Ich«, sagte der Korse und hielt ein Bündel Euroscheine hoch, »suche um des Geldes willen. Ich habe kein so großes Schiff.«
Ashby hatte die Sorgen, die ihn auf der Fahrt von Frankreich her gequält hatten, endlich abgeschüttelt. Sein Ziel war jetzt in Sicht. Er fragte sich, ob der Lohn all die Mühen wert sein würde. Das war das Problem mit verlorenen Dingen – manchmal lohnten sie den Aufwand nicht.
Das hier war ein gutes Beispiel.
Keiner wusste, ob wirklich sechs Holzkisten zu finden sein würden, und falls ja, was tatsächlich darin liegen würde. Vielleicht einfach nur Tafelsilber und etwas Goldschmuck. Die Nazis waren nicht wählerisch gewesen, wenn es um das ging, was sie ihren Opfern abpressten.
Aber er war nicht an billigem Kram interessiert. Denn der Korse irrte sich. Er brauchte diesen Schatz.
»Wo befinden wir uns jetzt?«, fragte ihn der Korse schließlich.
»Vor der Küste, nördlich von Macinaggio. Beim Site Naturel de la Capandula.«
Das Cap Corse nördlich von Bastia war von alten Wachtürmen, leerstehenden Klöstern und romanischen Kirchen übersät. Der äußerste Nordzipfel war zum Naturschutzgebiet erklärt worden, und dort gab es nur wenige Straßen und sogar noch weniger Menschen. Nur Möwen und Kormorane waren hier zu Hause. Ashby hatte sich mit der Geografie des Gebiets befasst. Tour de Santa Maria war die Ruine eines dreigeschossigen Turms, der sich nur einige Meter vor der Küste aus dem Meer erhob. Er war im sechzehnten Jahrhundert von den Genuesen als Wachturm errichtet worden. Ging man vom Turm ein kurzes Stück landeinwärts, kam man zur Chapelle Santa Maria aus dem elften Jahrhundert. Ehemals ein Kloster, war die Kapelle jetzt eine Touristenattraktion.
Santa Maria Turm, Kloster, Friedhof, Grabstein, Ménéval.
Er sah auf die Uhr.
Noch nicht.
Noch ein wenig länger.
Er zeigte auf das Glas des Korsen. »Genießen Sie Ihren Drink. Wenn Sie fertig sind, liegt ein Beiboot bereit, um uns an Land zu bringen. Es wird Zeit, dass wir Rommels Gold finden.«
13
Dänemark
Sam beobachtete Thorvaldsen besorgt und rief sich in Erinnerung, was einer seiner Ausbilder beim Secret Service ihn gelehrt hatte. Rüttelt man jemanden auf, denkt er nach. Aber wenn dann noch Wut hinzukommt, vermasselt er die Sache normalerweise.
Thorvaldsen war wütend.
»Du hast heute Nacht zwei Menschen getötet«, stellte Malone klar.
»Wir haben gewusst, dass diese Nacht kommen würde«, sagte Thorvaldsen.
»Wer ist wir?«
»Jesper und ich.«
Sam sah Jesper gehorsam dastehen, offensichtlich einverstanden.
»Wir haben gewartet«, erklärte Thorvaldsen. »Ich habe versucht, dich letzte Woche zu kontaktieren, aber du warst weg. Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist. Ich habe dich gebraucht, um auf Sam aufzupassen.«
»Wie hast du das mit Cabral und Ashby herausgefunden?«, fragte Malone.
»Seit zwei Jahren arbeiten Privatdetektive an der Sache.«
»Das hast du bisher nie erwähnt.«
»Es war nicht relevant für uns beide.«
»Du bist mein Freund. Ich würde sagen, das hat es relevant gemacht.«
»Vielleicht hast du recht, aber ich habe mich dafür entschieden, meine Aktionen für mich zu behalten. Vor ein paar Monaten habe ich erfahren, dass Ashby versucht hat, Elena Rico zu bestechen. Als das fehlschlug, hat Cabral Männer angeheuert, um sie zu erschießen. Und außerdem Cai und viele andere Menschen umzubringen, um seine eigentliche Absicht zu verschleiern.«
»Ein bisschen übertrieben.«
»Das war eine
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