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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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darein gesetzt, Frankreich zum ersten Volk des Universums zu machen. All meine Wünsche und all mein Ehrgeiz zielten dahin, dass es die Perser, die Griechen und die Römer militärisch, wissenschaftlich und künstlerisch übertreffen sollte. Frankreich war bereits das schönste und fruchtbarste Land. In einem Wort, es war es bereits wert, wie einst das alte Rom die Welt zu beherrschen. Ich hätte mein Ziel erreicht, wenn nicht Quertreiber, Verschwörer und Geldleute, lauter unmoralische Menschen, mir ein Hindernis nach dem anderen in den Weg gelegt und meinen Vormarsch aufgehalten hätten. Es war keine kleine Leistung, dahin zu kommen, den größten Teil Europas zu regieren und dort für Rechtsgleichheit zu sorgen. Von einer gerechten, weisen und aufgeklärten Regierung geführt, hätten diese Nationen mit der Zeit andere Nationen angezogen, und alle wären zu einer Familie verschmolzen. Nach der Befriedung aller Gebiete hätte ich eine Regierung etabliert, in der die Menschen vor jeder Willkür der Obrigkeit sicher gewesen wären. Jeder Mensch wäre einfach ein Mensch und gleichberechtigtes Rechtssubjekt gewesen. Privilegien hätten nichts gezählt, sondern nur der Verdienst. Aber es gibt jene, denen das nicht gefallen hätte. Schuldenbarone, die aufgrund der Gier und Dummheit anderer gedeihen. Mein Ziel war es immer, Frankreich von Schulden zu befreien. Ihr Verlangen dagegen ging dahin, Frankreich tiefer in den Abgrund zu treiben. Nie waren Schulden dazu gedacht, laufende Ausgaben zu decken, ob nun zivil oder militärisch. Man muss bloß bedenken, wozu Schulden führen können, um die Gefahr zu begreifen. Ich habe dagegen gekämpft. Die Finanzwelt hätte nie die Macht bekommen, der Regierung Angelegenheiten zu bereiten, denn wenn das der Fall gewesen wäre, hätten die Bankiers und nicht die Regierungsoberhäupter die Nation kontrolliert. Die Hand, die gibt, steht über der Hand, die nimmt. Geld hat kein Vaterland. Finanzleute kennen weder Patriotismus noch Anstand. Ihr einziges Ziel ist der Gewinn. «

    Napoleons leidenschaftliche Überzeugungen zum Thema Schulden waren Ashby gar nicht bewusst gewesen. Vor und nach Napoleon waren die französischen Monarchen der Verlockung des Geldleihens durchaus erlegen, was ihren Niedergang nur beschleunigt hatte. Napoleon hatte der Versuchung widerstanden. Was ironischerweise vielleicht ebenfalls sein Ende befördert hatte.
    Noch ein Absatz in dem Buch war ihm ins Auge gefallen.
    Er blätterte die brüchigen, vergilbten Seiten durch und fand die betreffende Stelle in der Einleitung, die 1922 von einem Professor der Sorbonne verfasst worden war.

    Saint-Denis starb 1856. Er hinterließ der Stadt Sens einige der Gegenstände, die er in Erinnerung an seinen Kaiser aufbewahrt hatte: zwei Bände von Fleury de Chaboulon mit Notizen in Napoleons Handschrift; zwei Atlanten, in die Napoleon einige Anmerkungen mit Bleistift eingetragen hatte; zwei Folianten von den Feldzügen in Italien; eine Ausgabe von Das Königreich der Merowinger 450-751 n. Chr.; persönliche Andenken; einen Mantel mit Epauletten; eine Kokarde; ein Stück des Sargs von St. Helena und ein Aststück von einer der Weiden, die über dem Grab des Kaisers wuchsen. Seine letzten Worte bezogen sich auf Napoleon: »Meine Töchter sollten niemals vergessen, dass der Kaiser mein Wohltäter war und damit auch der ihre. Den größten Teil dessen, was ich besitze, verdanke ich seiner Güte. «

    Ashby hatte über einige der Gegenstände Bescheid gewusst, die Saint-Denis der Stadt Sens hinterlassen hatte. Die beiden Bände von Fleury de Chaboulon. Die Atlanten. Die Folianten von den Feldzügen in Italien. Aber eine Ausgabe von Das Königreich der Merowinger 450-751 n. Chr.?
    Das war neu.
    Vielleicht war die gesuchte Antwort ja dort zu finden?

17
Dänemark
    Thorvaldsen war in Cais Zimmer gekommen, um dort Kraft zu schöpfen. Die Zeit der Entscheidung war nun da. Er hatte sich diesen Weg sorgfältig zurechtgelegt, jedes Detail geplant und mögliche Aktionen der Gegenseite vorhergesehen. Er glaubte, dass er bereit war. Jetzt musste er nur noch Cotton Malones Hilfe gewinnen. Beinahe hätte er seine Freundin Cassiopeia Vitt angerufen, hatte sich aber dann dagegen entschieden. Sie würde versuchen, ihn aufzuhalten, und ihm sagen, dass es einen anderen Weg gab. Malone dagegen würde verstehen, insbesondere nach dem, was in den letzten Wochen geschehen war.
    »Napoleon ist am 5. Mai 1821 kurz nach achtzehn Uhr friedlich gestorben«,

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