Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
Einmal am frühen Nachmittag östlich von ihnen, das nächste Mal gegen Abend weit weg im Westen.
Wenig später legte die Gruppe eine Pause ein, damit Zeerookah einem dringenden Bedürfnis nachkommen konnte. Während er sich in die Büsche schlug, setzten Cotton und Decker sich auf einen umgestürzten Baumstamm, wo sie auf seine Rückkehr warteten.
»Den Schüssen nach zu urteilen, sind unsere Terroristen von heute Morgen weiterhin in den Wäldern aktiv«, stellte Decker fest. »Die Hoffnung, dass wir sie abschütteln konnten, können wir uns wohl auch abschminken.«
»Dem kann ich nicht widersprechen«, meinte Cotton.
»Haben Sie Angst?«, fragte sie.
»Natürlich«, antwortete er, wobei er sich seine Nervosität jedoch nicht anmerken ließ. »Angst ist nichts Negatives. Sie ist ein natürlicher Instinkt, der uns zur Vorsicht gemahnt. Wer diesen Instinkt ignoriert, mag für manche als Held durchgehen. In Wahrheit ist er ein Dummkopf.«
»Das sollten wir im Gedächtnis behalten, wenn man uns das nächste Mal als Zielscheiben benutzt.«
Er blickte sie neugierig an. »Denken Sie immer noch, dass dieses Projekt ein normales Trainingsprogramm ist, das sich für uns bloß aus Zufall zu einer Todesfalle entwickelt hat?«
»Und denken Sie etwa, es könnte eine ausgeklügelte Falle sein, in die wir hineingestolpert sind?«
»Immerhin deutet vieles darauf hin, dass gezielt Jagd auf FBI-Agents gemacht wird«, antwortete er. »Zählen Sie mal nach. Seit wir uns durch diesen Wald schlagen, haben wir viermal längere Schusswechsel aus unterschiedlichen Richtungen gehört. Sollte ich richtig liegen, wäre der denkbar schlimmste Fall, dass inzwischen vier der fünf FBI-Teams eliminiert wurden. Womit uns, dem letzten verbliebenen Team, der Tod im Nacken säße. Einen Vorgeschmack davon haben wir ja schon heute Morgen bekommen.«
»Weil uns eine Killerbrigade nur so zum Spaß im Visier hat?«
Cotton wandte den Kopf ab. »Genau das ist der Schwachpunkt meiner Hypothese – die Frage nach dem Motiv. Was macht uns zum Ziel? Es gibt keine logische Verbindung zwischen den Teilnehmern dieses Projekts. Abgesehen davon, dass alle FBI-Leute sind.«
»Und zwar aus verschiedenen Büros aus dem ganzen Land«, ergänzte Decker.
»Andererseits haben FBI-Agents von Natur aus viele Feinde. Vielleicht genügt das allein als Mordmotiv.«
»Könnte sein«, pflichtete sie ihm bei. »Aber wieso sollte ein Killer so kompliziert vorgehen? Beliebige FBI-Agents kann man einfacher liquidieren, als ihnen im unwegsamen Wald aufzulauern.«
»Das ist der Punkt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wurden wirklich beliebige FBI-Agents getötet? In diesem Fall würde sich tatsächlich die Frage stellen: Warum ausgerechnet hier und nicht im gewohnten städtischen Umfeld der Opfer? Weshalb in der Wildnis?«
Die Agentin zuckte die Achseln. »Ich fürchte, das werden Sie die Täter fragen müssen. Vorausgesetzt, sie erwischen uns nicht vorher. Verstehen Sie mich nicht falsch, mich beunruhigen diese Schüsse, die Blutspuren und der Überfall auf uns beide genauso wie Sie. Nur ist Ihre Theorie von einer gezielten Jagd auf die Teilnehmer dieses Projektes dermaßen voller Ungereimtheiten, dass sie unmöglich stimmen kann.«
Cotton wollte etwas erwidern, als er im Augenwinkel Zeerookah bemerkte. Der IT-Spezialist stopfte sich gerade sein Hemd in die Hose zurück, als er unvermittelt stutzte.
»Seht mal da drüben.« Er deutete mit ausgestrecktem Arm zum Himmel. »Ist das Rauch?«
Wie auf Kommando drehten sich die Köpfe der Gefragten in die betreffende Richtung. Man musste schon sehr genau hinsehen, um die fahle Rauchfahne in einem weiter südlich gelegenen Bereich des Waldes aufsteigen zu sehen.
»Ob das Camper sind?«, fragte Zeerookah.
»Möglich«, antwortete Cotton. »Der Rauch könnte von einem Lagerfeuer stammen.«
»Vielleicht von einem anderen FBI-Team.«
»Oder von den schießwütigen Irren, die hier ihr Unwesen treiben. Es gibt nur eine Möglichkeit, sich Gewissheit zu verschaffen: Sehen wir nach.«
Decker hielt das für keine gute Idee. »Ich würde lieber zügig Richtung Heimat marschieren, um schnellstmöglich Ermittlungen über Agent Stratton und sein Team einzuleiten.«
»Könnten Sie mir vorher einen Gefallen tun?«
»Und der wäre?«
»Wenn ich Sie schon nicht davon überzeugen kann, dass wir drei womöglich in Lebensgefahr schweben, lassen Sie uns dieses Szenario wenigstens ausschließen.«
»In Lebensgefahr?«, erschrak Zeerookah.
Weitere Kostenlose Bücher