Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
kann man diese Rache getrost als ein von langer Hand vorbereitetes Unternehmen bezeichnen«, folgerte er.
»Wenn hier tatsächlich jemand auf einem Rachefeldzug ist«, warf Zeerookah ein, »betreibt er dafür einen wirklich gigantischen Aufwand.«
»Oder auch nicht«, widersprach Cotton. »Wo sonst könnte man alle Agents, an denen man sich rächen will, so effektiv auf einen Schlag, so ungehindert und gefahrlos töten wie in diesem Urwald? Hätte Hernando die Agents einzeln an ihren Arbeitsplätzen ermorden lassen, in den gesamten USA, wäre sein Tatmotiv schnell aufgeflogen. Man hätte die noch lebenden Agents vom Knoxville-Team in Schutzhaft oder gar in ein Zeugenschutzprogramm genommen, was sie vor seiner Rache bewahrt hätte. Ganz anders sieht es in dieser Wildnis aus. Ehe die Ermittlungsbehörden merken, was hier passiert ist, sind die Killer längst über alle Berge.«
Decker strich sich nachdenklich über die Wange. »Wenn das stimmt, muss die Teilnehmerliste für dieses Projekt manipuliert worden sein, sodass nur die Agents an dem Survival-Kurs teilnahmen, die in Knoxville mit von der Partie waren.«
Cotton nickte. »Genau. Irgendjemand hat ihre Namen gezielt auf die Teilnehmerliste gesetzt, damit ein Todeskommando Jagd auf sie machen konnte. Mit Erfolg, wie man sieht. Die Agents waren leichte Ziele, weil sie unbewaffnet sind.«
Die Agentin stemmte die Hände in die Hüften und atmete tief durch. »Und wie konnte Hernando diesen Plan in die Tat umsetzen? Er hätte bereits im Vorfeld Kenntnis von dem Projekt haben müssen.«
»Mag sein«, erwiderte Cotton. »Er könnte ein Sicherheitsleck in unserem System genutzt haben. Möglicherweise hat sich jemand ins FBI-Netzwerk gehackt und die Namen auf der Liste manipuliert.«
Zeerookah winkte ab. »Sogar Hacker hinterlassen Spuren, die sich zurückverfolgen lassen. Ich vermute eher, dass die Manipulation auf die gute alte Weise stattfand: vor Ort.«
»Das denke ich auch«, pflichtete Decker ihm bei. »Pablo Hernando hat möglicherweise Dr. Mills geschmiert, damit sie sich diesen als Survival-Projekt getarnten Hinterhalt ausdenkt und unseren Vorgesetzten unterjubelt.«
Cotton war anderer Ansicht. »Dr. Mills ist zwar eine eingebildete Tussi, aber sie weiß auch so, wie sie an Geld kommt. Sie hat das Projekt bestimmt nicht entwickelt, damit es als Mordfalle missbraucht werden konnte. Stellt sich also die Frage: Wer war für die Auswahl der Teilnehmer verantwortlich, deren Namen auf die Liste kamen?«
»Mills’ Assistentin, Lisa Harris.«
Cotton nickte. »Ich vermute, sie ist das Glied in der Kette, das geschmiert wurde. Harris steckt in dieser Verschwörung mit drin. Das erklärt, weshalb sie so entnervt reagiert hat, als sie am Flughafen mich statt Dillagio antraf. Ich habe mich schon gewundert, dass sie ganz dringend telefonieren musste. Auf Spanisch. Das passt alles ins Bild. Bleibt nur noch zu klären, weshalb sie sich mit dem Kolumbianer eingelassen hat.«
»Und woher Hernando von dem Survival-Programm wusste«, fügte Decker hinzu. »Er muss davon gewusst haben. Warum sonst hätte er sich mit Lisa Harris in Verbindung setzen sollen, um sie zu bestechen?«
Der G-Man dachte kurz nach, ehe er erwiderte: »Das könnte einer seiner Spitzel eingefädelt haben. Irgendein Informant, der zufällig Wind von Mills’ Projekt bekommen hatte und Hernando die Idee von dem Racheplan gleich mit verkaufte. Hernando musste dann bloß noch dafür sorgen, dass die Agents von seiner internen Todesliste an dem ersten Survival-Kurs teilnahmen. Womit die famose Ms. Harris ins Spiel kam. Er kontaktierte sie vermutlich über einen Mittelsmann, und wie es aussieht, haben die sich prächtig verstanden.«
»Damit wäre nur noch unser Team übrig«, meinte Zeerookah, der die Leichen in der Grube gezählt hatte.
»Ja. Ich fürchte, wir sind die einzigen Überlebenden«, bestätigte Decker. »Womit das Survival-Training für uns zum Überlebenskampf geworden ist.«
»Was mich angeht«, sagte Cotton, »habe ich nicht die Absicht zu sterben. Es ist nur …«
Er stutzte.
»Was ist?«, fragte Decker.
»Wir kennen jetzt das Motiv der Killer und wissen wahrscheinlich, wie sie an ihr Insiderwissen gelangt sind«, zählte er auf. »Wie aber konnten sie über die jeweiligen Standorte der einzelnen FBI-Teams so genau informiert gewesen sein? Dieses Waldgebiet ist riesig. Dennoch ist es dem Todeskommando binnen zweier Tage gelungen, alle Teams aufzuspüren. Das kann kein Zufall oder
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