Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
Minuten, bevor sie die Dielenbretter vorsichtig beiseiteschoben und ihr makaberes Versteck verließen.
»Wir sind wirklich in der Hölle gelandet«, sagte Zeerookah leise, als er aus der Totengrube stieg, und schüttelte sich. »In der ersten Reihe.«
»Ich hatte auch schon angenehmere Unterkünfte.« Deckers Stimme zitterte.
»Aber wir leben noch«, stellte Cotton fest, ebenfalls im Flüsterton. »So oder so wären wir zwischen den Leichen gelandet, allerdings tot.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Zeerookah.
»Ohne die Peilsender sind wir im Moment relativ sicher«, meinte die Agentin. »Wir warten noch zehn Minuten hier in der Hütte, bis diese Mistkerle verschwunden sind. Dann dürften wir eine reelle Chance haben, mit heiler Haut davonzukommen.«
»Kurzfristig ja«, gab Cotton ihr recht. »Bloß würde das auf Dauer weder Sie noch Zeerookah retten.«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass ihr beide inklusive Dillagio weiterhin auf der Todesliste steht. Ich an Ihrer Stelle würde davon ausgehen, dass die Killer nicht eher Ruhe geben, bis ihr Rachefeldzug zu Ende ist.«
»Und was schlagen Sie vor?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder versuchen wir, uns bis in die Zivilisation durchzuschlagen, und Sie führen anschließend ein Leben in ständiger Angst, oder wir nehmen hier und jetzt den Kampf mit dieser Bande auf.«
» Das nennen Sie eine Alternative?«, fragte Decker.
»Wenn ich schon sterben muss, will ich es meinen Mördern nicht zu einfach machen«, erwiderte er.
»Und womit sollen wir kämpfen? Lassen Sie uns mal ein paar Grundregeln festlegen, Cotton. Ich bin die Dienstälteste in unserem Team, also habe ich das Sagen. Keine Konfrontation mit einem bis an die Zähne bewaffneten Killerkommando!« Sie ging zum Ausgang, verharrte auf der Schwelle und ließ den Blick schweifen, ob ihre Verfolger noch in der Nähe waren. »Stattdessen werden wir bis zum Morgengrauen eine möglichst große Distanz zwischen uns und diese Mörder bringen.«
Am Himmel schob sich eine dunkle Wolkenfront vor den aufgehenden Mond und ließ den Wald in Schwärze versinken. Diese Lichtlosigkeit war die beste Tarnung, die sich die Agents wünschen konnten. Als kaum wahrnehmbare Schemen huschten sie aus der Blockhütte, überquerten im Laufschritt die Lichtung und verschwanden zwischen den Bäumen.
8
Die Fliehenden brachten ein paar Hundert Yards zwischen sich und die Hütte. Sie glaubten schon, außerhalb der unmittelbaren Gefahrenzone zu sein und das Schlimmste hinter sich zu haben, als Cotton abrupt stehen blieb.
»Stopp!«, zischte er.
Seine Begleiter hielten irritiert inne.
»Was ist?«, flüsterte Decker.
»Im Unterholz vor uns knackt etwas«, antwortete er leise.
Unruhig ließ die Agentin den Blick schweifen. »Könnte ein Tier gewesen sein.«
Sie lauschten angestrengt, doch alles war ruhig, nur die Grillen zirpten. Plötzlich war ein Rascheln zu vernehmen. Klang nach etwas Größerem, das sich näherte. Dann wieder Stille.
Obwohl ihre Augen sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten sie kaum mehr als Schattenrisse von Bäumen und Sträuchern ausmachen. Dazwischen erhaschte Cotton eine flüchtige Bewegung.
Zwei Gestalten lösten sich aus der Dunkelheit. Keine zehn Schritte entfernt hoben ihre Silhouetten sich vor den Nachtschatten ab. Die Killer mussten ihnen aufgelauert haben.
»Weg hier.« Cotton setzte sich in Bewegung.
Ohne auf den Lärm zu achten, den ihre Schritte im Unterholz verursachten, folgten ihm Decker und Zeerookah. Über Wurzeln und Unebenheiten stolpernd, bahnten sie sich einen Weg durch dichtes Gestrüpp.
Irgendwo in ihrem Rücken knatterten Schüsse aus automatischen Waffen. Cotton warf einen Blick über die Schulter. Im flackernden Licht der Mündungsfeuer konnte er die Umrisse der Verfolger ausmachen. Beide trugen Nachtsichtgeräte, womit die Frage beantwortet war, weshalb sie seit Verlassen der Hütte nirgendwo mehr Licht von Taschenlampen gesehen hatten. Die Killer hatten sich mit militärischen Restlichtverstärkern ausgerüstet, die selbst in tiefster Dunkelheit noch grün fluoreszierende Abbilder der Umgebung lieferten.
Die Geschosse verfehlten ihre Ziele, was weniger an der mangelnden Treffsicherheit der Schützen lag als am dichten Baumbestand. Die meisten Kugeln wurden von Stämmen abgefangen. Ein Nachteil für die Flüchtenden war die vorherrschende Lichtlosigkeit. Ihre Sichtweite lag fast bei null.
Cotton fragte sich, wie lange sie diese ungleiche Jagd
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