Couchgeflüster
sind. Dahinter verbergen sich Fischfilet in Kokosmilch, Thaicurry mit Garnelen und Brotkuchen mit Vanillesauce.
«Hm, ich schwanke zwischen
Rio
und
Inferno
», erwidere ich und verschweige lieber, dass ich ohne weiteres beides verdrücken könnte. Sonst denkt Ben noch, ich wäre verfressen.
«Also ich würde am liebsten beides essen», erklärt er.
Jetzt entfährt mir doch ein Seufzer. «Ich auch.»
Ben strahlt mich an. «Dann bestelle ich beides, und wir probieren voneinander.»
Wäre ich nicht sowieso schon hin und weg von diesem gutaussehenden Mann, wäre es spätestens jetzt um mich geschehen. Meiner Meinung nach erkennt man einen Traummann nämlich nicht daran, ob er gute Manieren hat, einen schick ausführt oder mit dicken Geschenken überhäuft. Mein Traummann muss meine geheimsten Wünsche erraten – und zwar genau im richtigen Moment.
Wir bestellen die Hauptgerichte und die Getränke beim Kellner. Ben möchte alkoholfreies Bier und ich ein Mineralwasser. Als wir wieder allein sind, wird er plötzlich ungewöhnlich ernst.
«Seit einem alkoholgetränkten Abend, der traumatisch endete, nehme ich Bier nur noch in homöopathischen Dosen zu mir.»
«Und ich muss morgen wieder unterrichten», erkläre ich meine Abstinenz.
Übereinstimmung in den kleinen Dingen des Lebens soll ja angeblich die beste Voraussetzung für eine glückliche Ehe sein … Stopp!, ermahne ich mich. Wir haben uns noch nicht einmal geküsst. Ach was, geküsst, wir kennen uns gerade mal einen halben Tag!
Nachdem die Getränke serviert wurden, erhebt Ben sein Glas. «Auf eine ganz besondere Frau.»
Ich wollte schon immer etwas Besonderes sein. Aber dass mich Ben dafür hält, macht mich nun doch verlegen. Mit hochrotem Kopf sehe ich ihm beim Anstoßen kurz in die Augen.
«Das ist kein hohler Spruch», erklärt Ben. «Die Taxifahrt hierher eingerechnet, haben wir jetzt über eine halbe Stunde miteinander verbracht, und du hast noch immer nicht
die
Frage gestellt.»
Ratlos blicke ich ihn an und muss dabei wohl ziemlich naiv aussehen, denn Ben lacht herzhaft. «Du ahnst nicht mal, wovon ich spreche, oder?»
«Nein.» Ich zucke die Schultern, als wäre es mir gleichgültig. Aber selbstverständlich brenne ich darauf, zu erfahren, wovon er spricht.
Ben genehmigt sich erst noch einen Schluck Bier. «Ich meine die Frage:
Und was machst du beruflich?
Alle Frauen fragen das gleich zu Beginn. Sie wollen möglichst schnell abklären, ob man sie angemessen mit Austern, Kaviar und Trüffel füttern kann. Oder ob sie sich auf Dosenfutter einstellenmüssen. Aber dich scheint Geld nicht die Bohne zu interessieren, und das finde ich erstaunlich.»
«Stimmt. Ich nehme ja nicht mal welches zum Einkaufen mit», erwidere ich kichernd. «Aber mich interessiert schon, was du machst. Einfach, weil ich gerne alles über dich wissen möchte.» Oje, kam das jetzt zu offenherzig rüber? «Ähm, ich meine, sonst würde ich ja auch nicht hier sitzen … Aber ich bin vielleicht einfach zu schüchtern oder zu gut erzogen, um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.»
Erstaunt zieht er seine schöngeschwungenen Augenbrauen hoch. «Ein Mädchen aus gutem Haus.»
Mama wäre begeistert, das zu hören. Und von Ben klingt es tatsächlich wie ein Kompliment. Dennoch könnte er es ja auch scherzhaft meinen, und deshalb frage ich etwas provokant: «Mit was für Frauen bist du denn sonst so zusammen?» Darauf kann er jetzt aber nicht ausweichend antworten.
Seine Miene verfinstert sich kurz, und die Narbe auf der Stirn rötet sich. «Ach, das willst du gar nicht wissen», behauptet er ausweichend.
Das will ich wohl! Vor allem will ich aber wissen, ob er eine Freundin hat. Doch bevor ich etwas erwidern kann, wird unser Essen serviert. Also zähme ich meine Neugier.
«Das riecht köstlich!»
«Wer bekommt was?» Ungeduldig balanciert der Kellner die Teller vor sich her. Als wir uns ratlos ansehen, stellt er die Gerichte einfach auf den Tisch und schlägt schmunzelnd vor: «Jut, ihr könnt es ja ausknobeln, wa?»
Ben überlässt mir die Auswahl.
Zu meiner Gemütslage passend, entscheide ich mich fürs
Inferno
. Und nachdem ich die leckeren Garnelen gekostethabe, stelle ich ihm dann noch eine weitere heikle Frage: «Erinnerst du dich eigentlich nicht an mich?»
Irritiert blickt Ben auf. «Wir sind uns heute Mittag im Supermarkt begegnet.»
«Ja, du warst mein Retter in allerhöchster Not.»
«Jederzeit wieder», scherzt Ben, während er vorsichtig sein
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