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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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tief durchatme.»
    «Das leuchtet mir ein.» Ben nickt verständnisvoll. Er winkt einem vorbeifahrenden Taxi und besteht darauf, mich nach Hause zu bringen.
    Ich lächle ihn verzückt an und sage wohlerzogen: «Danke, gern.»
    Auf der Fahrt von Mitte nach Moabit sitzen wir schweigend im Fond. Vielleicht war ich doch zu spröde und zugeknöpft?, überlege ich. Ben sieht ständig aus dem Fenster, beugt sich vor und zurück, als wären wir auf einer Stadtrundfahrt. Ob er enttäuscht ist von mir? Vielleicht hat er sich den Abend ganz anders vorgestellt. Wir leben schließlich in raketenschnellen Zeiten, wo man einen Traummann nicht so einfach von der Bettkante schubsen sollte – wenn er sich überhaupt darauf setzen möchte. Ich kann schließlich nicht behaupten, dass mich die Männer umschwärmen, als wäre ich
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. Ich ärgere mich schon, weil ich es vermasselt habe, als Ben plötzlich nach meiner Hand greift und sie liebevoll drückt.
    Augenblicklich lasse ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken und seufze. Nicht zu dramatisch, es ist mehr ein sanftes Durchatmen, aber intensiv genug, damit er merkt, wie wohl ich mich neben ihm fühle.
    Als der Wagen vor meinem Haus anhält, bittet Ben den Fahrer, er möge noch einen Moment warten. Zuvorkommend steigt er mit mir aus und begleitet mich zur Haustür.
    Gibt es einen schlimmeren Moment als das Ende eines Rendezvous, wenn man sich gar nicht verabschieden möchte? Wenn man fürchtet, den anderen vielleicht nie wiederzusehen? Wenn man lieber die ganze Nacht auf Zehenspitzen vor der Haustür balancieren würde, als den Traummann im Taxi davonfahren zu lassen? Wenn einem die richtigenWorte fehlen? Was sagt man in solchen Situationen, ohne sich zu blamieren oder preiszugeben, dass man bereits hemmungslos verliebt ist?
    «Sehen wir uns wieder, Nelly?» Mitten in meinen konfusen Ängsten dringt Bens Stimme zu mir.
    Mein Herz schlägt mit einem Mal so heftig, dass es noch drei Häuser weiter zu hören sein muss. Verunsichert krame ich in meiner Handtasche nach dem Hausschlüssel. Ich versuche, klar zu denken und mich so normal wie möglich zu verhalten.
    «Warum nicht.» Ich unterbreche meine Schlüsselsuche und könnte mich im gleichen Moment selbst ohrfeigen. Was rede ich denn da für einen hirnverbrannten Blödsinn? Ben hat mich doch nicht gefragt, ob ich eine Zeitung abonnieren möchte! «Ähm   … ich meine   … Ja, sehr gerne.»
    Wortlos nimmt Ben meinen Kopf in seine Hände und sieht mich schmunzelnd an. «Gut, dann wäre das ja geklärt.»
    Ich komme nicht dazu, etwas zu erwidern, denn er zieht mich an sich und küsst mich. Erst nur ganz zart, dann immer drängender. Sein Mund ist weich und warm, und ich lasse mich einfach in dieses berauschende Gefühl der Begierde fallen. Ich wünsche mir, für immer in seinen Armen liegen zu können – oder wenigstens für ein paar Stunden mit ihm in einem altmodischen Lift stecken zu bleiben. Ungewollt sehe ich mich in einem weißen Traumkleid mit Krönchen und Schleier zum Altar schreiten, als mich plötzlich eine Hupe aus meinen Träumen reißt.
    Dieser verdammte Taxifahrer!
    Ben löst sich von mir, hält mich aber immer noch fest in seinen Armen. «Ich ruf dich an.»
    «Ist das nicht der Spruch, den man zu einer Frau sagt, wenn man sie garantiert nicht wiedersehen will?», frage ich amüsiert.
    Ben lacht direkt an meinem Ohr leise auf und flüstert: «Du bist nicht nur die schönste Frau, die ich je getroffen habe, sondern auch die außergewöhnlichste. Schon allein deshalb kannst du sicher sein, dass ich dich garantiert anrufen werde. Oder nein! Wir müssen gar nicht erst lange telefonieren   … Wie wär’s mit einem kleinen Mittagessen morgen? Du machst doch eine Pause?»
    «Ja», hauche ich verzückt.

6
    Am nächsten Vormittag schwebe ich während der beiden Unterrichtsstunden über der Matte wie ein Yogi auf allerhöchster Meditationsstufe. Ich bin so glücklich, dass ich die wenigen Schülerinnen kaum wahrnehme.
    Ach, was soll’s, denke ich übermütig, es sind immerhin noch drei.
    Immer wieder muss ich mich von schwülstigen Tagträumen losreißen und auf die Übungen konzentrieren. Das Leben ist rosarot, alles ist mit magischem Feenstaub überzogen, und ich bin so übermütig wie schon lange nicht mehr. Statt mir Gedanken über meine Probleme (hatte ich überhaupt welche?) zu machen, schlängelt sich nur noch ein einziges Wort durch meine entspannten Gehirnwindungen:
    Ben.
    Ben.
    Ben.
    Kurz vor

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