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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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ziemlich geblutet», erzählt Ben wie berauscht weiter, «und ich bekam eine Tetanusspritze, die ganz schrecklich wehtat. Also, ich würde das als traumatisches Erlebnis bezeichnen. Was meinst du?»
    «Wann war das denn?»
    «Ich glaube, da war ich ungefähr   … drei», antwortet Ben zögernd. «Ja, genau, ich bin schon in den Kindergarten gegangen.»
    Mmm   … dieser Hundebiss liegt schon sehr weit zurück, aber Bens Gedächtnislücke umfasst nur zwei, drei Wochen. Das hat also vermutlich überhaupt nichts mit seiner Amnesie zu tun, geschweige denn mit den fehlenden drei Wochen in seiner Erinnerung. Solange wir dieses Geheimnis nicht gelüftet haben, kommen wir nicht weiter. Nicht einen Millimeter.
    «Also, wir werden das beim nächsten Mal ausführlich besprechen», beginne ich vorsichtig. «Es könnte aber sein, dass es auf dem Flug zu einem   … ähm, zu einem weiteren Rückfall kommt. Du solltest dann unbedingt deine Gedanken fokussieren. Denk vielleicht einfach an das Plüschtierfür deinen Neffen. Oder an einen rosaroten Elefanten oder so.»
    Ach du Schande! Was rede ich denn da für einen Müll? Ben wird sicher gleich in schallendes Gelächter ausbrechen!
    «Deine Therapiemethoden sind wirklich ungewöhnlich, Ella», sagt er nach einer Pause, aber seine Stimme klingt nicht sehr überzeugt. «Ich werde es versuchen. Danke jedenfalls, dass du dich so intensiv um mich kümmerst.»
    «Schon gut», wehre ich ab. «Das ist doch nur   … mein Job.»
    «Ja, schon, aber ich würde dich gerne mal als Dank zum Essen einladen, wenn ich darf.»
    «Oh, sehr gerne», hauche ich gerührt, und im selben Augenblick meldet sich mein schlechtes Gewissen. So eine Einladung würde eine echte Therapeutin vermutlich nie annehmen!
    «Wie wär es mit Samstagabend, wenn ich zurück bin?»
    «Samstag   …», wiederhole ich zögernd. «Ja, also   … samstags gebe ich immer Yogastunden   … ähm, ich meine, samstags
gehe
ich immer zum Yoga.» Puh! Beinahe hätte ich mich verraten. «Deshalb kann ich leider erst nach acht, denn das Studio ist in   –»
    Moment mal! Mir kommt eine geniale Idee.
    «Hättest du vielleicht Lust, mich dort abzuholen?», frage ich euphorisch. «Es ist ein kleines Studio in Moabit, und ich wüsste auch ein tolles Lokal.» Als ich mit piepsiger Stimme das
Mädchen ohne Abitur
vorschlage, schlägt mein Herz so laut, dass Ben es eigentlich hören müsste.
    «Mädchen ohne was?», fragt er lachend.
    «
Mädchen ohne Abitur.
Das ist ein Restaurant in Kreuzberg. Man kann dort sehr gut essen», erkläre ich und kann meine Aufregung kaum noch zurückhalten.
    Wenn mich Ben vom Yoga abholt und wir dasselbe Restaurant wie vor knapp drei Wochen besuchen, könnte der Abend ein Déjà-vu-Erlebnis für ihn werden. Ich ziehe einfach das Kleid mit den Spaghettiträgern an, trage meine Haare offen und bin einfach wieder Nelly.
    Dann muss er sich doch erinnern!

14
    Donnerstag habe ich
Jeanette Krüger
im Kalender notiert. Einen Tag nach ihrer Absage hat sie sich tatsächlich wieder gemeldet. Was mich einerseits verwundert, andererseits aber auch stolz macht. Sie muss mich für eine gute Therapeutin halten. Würde sie sich sonst von mir behandeln lassen?
    Mit einer von Mamas spießigen weißen Blusen, einer schwarzen Bundfaltenhose und dem strengen Haarknoten verwandle ich mich wieder in Frau Dr.   Ella Nitsche. Per U-Bahn fahre ich dann ins KaDeWe, wo wir vor dem Haupteingang verabredet sind.
    Als ich Frau Krüger eine Verhaltenstherapie vorschlug, reagierte sie so aufgeregt, als hätte ich ihr eine exklusive Einladung zu einem einmaligen Super-Sonder-Sale eines angesagten Designers besorgt.
    Ich sehe sie schon von weitem. Sie trägt ein violettes Kleid – ein toller Kontrast zu ihren brünetten Haaren   –, dazu gefährlich hohe, orangefarbene Pumps und eine Sonnenbrille im gleichen auffälligen Farbton. An ihrem rechten Arm baumelt eine monströse, violette Handtasche aus Wildleder, sicher mit Platz für viele Schnäppchen. Als sie mich erblickt, schiebt sie die Brille ins Haar und winkt mir zu.
    «Huhu, Frau Doktor.»
    «Hallo, Frau Krüger. Tut mir leid, wenn Sie warten mussten», begrüße ich sie.
    «Nein, nein», wehrt sie kichernd ab. «Ich war zu früh. Vor Aufregung konnte ich es einfach nicht länger zu Hause aushalten.» Ungeduldig tritt sie von einem Bein aufs andere und strahlt mich aus ihren blauen Augen erwartungsvoll an. «Wo sollen wir anfangen? Welches ist Ihr Lieblingsdesigner? Was brauchen

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