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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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einen großen Schritt weiter. Und ihrem Hubert würde das sicher auch gefallen.
    «Sie besitzen also nichts Passendes für eine Party, Jeanette?», beginne ich vorsichtig.
    «Das vielleicht schon, aber eben keinen Paillettenblazer», behauptet sie, ohne rot zu werden.
    Ich gebe mich vorerst geschlagen und folge ihr in den zweiten Stock zur Fashion-Etage für Damen.
    Mit glänzenden Augen flaniert meine kaufsüchtige Patientin an den schneeweißen Modepuppen vorbei, die auf ihren schmalen Schultern gesichtslose Köpfe tragen. Auf Jeanettes Gesicht dagegen ist die Vorfreude deutlich abzulesen. Verzückt angelt sie bei Jil Sander ein raffiniert geschnittenes rotes Kleid von der Stange. Einen Moment hält sie es hingerissen vor ihren Körper, hängt es dann aber desinteressiert wieder zurück. Einige Meter weiter greift sie versonnen nach einem Stella-McCartney-Pulli, betrachtet ihn kurz und lässt ihn achtlos wieder fallen. Bei Roberto Cavalli stockt Jeanette dann vor Begeisterung der Atem.
    «Genau! Das! Ist! Er!», japst sie mit glühenden Wangen. Beinahe andächtig befühlt sie ein mattsilbernes Jäckchen mit unzähligen Pailletten und nimmt es vorsichtig von der Stange.
    Augenblicklich eilt eine überschlanke Modelschönheit herbei, die uns bereits seit einer Weile beobachtet.
    «Darf ich Ihnen behilflich sein?», fragt sie und schenkt uns ein freundliches Lächeln.
    Jeanette nickt huldvoll und hält der professionell geschminkten Blondine das Glitzerjäckchen vor die Nase. «Das da! In Größe vierzig.»
    «Oh, da muss ich Sie leider enttäuschen, gnädige Frau», erklärt die Verkäuferin. «Dieses Modell ist im Moment leider nur in sechsunddreißig vorrätig.»
    Aus ihrer unterkühlten Miene schließe ich, dass Cavalli sowieso nur bis Größe sechsunddreißig produziert.
    «Aber Ihnen würde es vermutlich passen.» Sie betrachtet mich mit abschätzendem Blick und hält mir das Teil an.
    «Oh, danke, aber ich   … ähm   …», stottere ich überrascht. So ein auffälliges Teil würde mir überhaupt nicht stehen. «Also, ich wüsste gar nicht, zu welcher Gelegenheit ich das tragen sollte.»
    Die kaufsüchtige Jeanette dagegen mustert mich jetzt ebenfalls eingehend. «Aber Sie könnten doch mal kurz reinschlüpfen, Ella», schlägt sie vor. «Dann könnte ich zumindest beurteilen, wie es angezogen aussieht.»
    Notgedrungen spiele ich die Anziehpuppe. Was tut man nicht alles für seine Patienten!
    Etwas umständlich schlüpfe ich in den Blazer und drehe mich verlegen vor dem Spiegel.
    «Das steht Ihnen wirklich ausgezeichnet», schleimt die Verkäuferin sofort los. «Wie für Sie gemacht. Damit werden Sie in jeder Gesellschaft der Mittelpunkt sein.»
    Ganz offensichtlich ist es ihr vollkommen schnuppe, ob sie Jeanette damit verletzen könnte. Hauptsache, sie verkauft das Teil. Komplimente sind im Preis inklusive. Dass man in irgendeinem Secondhandladen ein ähnliches Teil wahrscheinlich für einen Bruchteil des Preises finden könnte, kann ich jetzt wohl kaum anbringen.
    «Hey, ich wusste ja gar nicht, dass du so trendy bist», ertönt in diesem Moment eine bekannte Stimme hinter mir.
    Als ich mich umdrehe, werde ich blass.
    Eva Henze!
    Sie hat mich erkannt, und ich ahne, dass sie mich gleich mit Nelly ansprechen wird. Um nicht aufzufliegen, muss ich also schnell von mir ablenken.
    «Was machst du denn hier, Eva?», versuche ich es daher mit der bewährten Fragetaktik.
    «Meine Assistentin hat mich im Stich gelassen», schnauft sie gestresst. «Das dumme Ding ist mit einem Jungschauspieler nach Hollywood ausgewandert und hat von heute auf morgen gekündigt. Ausgerechnet jetzt, wo ich diesen großen Spielfilm vorbereiten muss! Ich weiß gar nicht, wie ich das alleine schaffen soll.»
    Evas Worte rauschen an mir vorbei. Ich höre kaum zu, weil ich inständig hoffe, dass sie meinen Namen nicht ausspricht und nicht fragt, warum ich mich hier in einer Abendrobe vor dem Spiegel drehe.
    «Ähm, darf ich bekannt machen», stottere ich aufgeregt. «Das ist Jeanette Krüger.» Ich drehe mich zu meiner Patientin um und streiche kurz über meinen Haarknoten. «Sie ist meine   … ähm, meine private Stilistin. Sie hilft mir, ein passendes Outfit für eine Party zu finden. Ich hab doch so wenig Ahnung von Mode. Jeanette dagegen ist Expertin.»
    «Ah, eine Kollegin», erklärt Eva erfreut und streckt ihre Hand aus. «Freut mich.»
    «Und das ist Eva Henze», mache ich mit der Vorstellung weiter, «eine erfolgreiche

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