Cowboy - Riskanter Einsatz
durchgemacht hatte, was er hatte tun müssen, um sie in Sicherheit zu bringen.
Seine nackten Füße waren ebenfalls blutbefleckt.
„In aller Heimlichkeit? Oder müssen wir Gewalt anwenden?“, fragte Harvard.
„Heimlich“, erwiderte Jones. Er lächelte längst nicht mehr. „Es sei denn, sie entdecken uns. Dann schicken wir sie direkt in die Hölle.“
Er schaute sie an. Im Mondlicht wirkten seine Augen müde. „Kommen Sie, Melody. Ich möchte Sie nach Hause bringen.“
Auf halbem Weg zur Maschine wurden sie entdeckt.
Cowboy hatte gewusst, dass sie sich nicht wirklich heimlich davonstehlen konnten. Es war lediglich eine Frage der Zeit, wann sie auffallen würden. Aber passieren würde es auf jeden Fall, früher oder später. Man konnte nicht einfach ein Flugzeug starten, ohne dass irgendwer etwas bemerkte.
Er hatte allerdings gehofft, man würde sie erst entdecken, wenn sie bereits über die Startbahn rollten.
Heute Nacht war eigentlich alles schiefgegangen. Das fing damit an, dass er im Hangar auf vier Terroristen gestoßen war. Immerhin konnte er dabei noch von Glück reden. Nur einer von ihnen besaß eine automatische Waffe, und die hatte Ladehemmung. Hätte sie einwandfrei funktioniert, würde er jetzt nicht auf das Flugzeug zurennen. Genau genommen würde er gar nichts mehr tun. Er zog Melody Evans mit sich und versuchte sie mit seinem Körper vor den Kugeln zu schützen, die ihnen ganz sicher gleich um die Ohren fliegen würden. Die Männer, die ihnen nachriefen, sie sollten stehen bleiben, würden es nicht beim Rufen belassen.
Die vier Terroristen im Hangar hatte er schnell und lautlos erledigt. Als SEAL beherrschte er viele Dinge sehr gut, und er war noch nie davor zurückgeschreckt, einen Feind zu töten. Er tat es trotzdem nicht gern. Er hatte es nie gern getan.
„Verrätst du mir, wohin wir eigentlich laufen?“, rief Harvard.
„Zwölf Uhr“, gab Cowboy zurück. Und dann sahen sie sie – eine winzige Cessna. Kaum größer als eine Mücke verglichen mit den anderen Maschinen auf dem Flugfeld.
Harvards Stimme hob sich um eine ganze Oktave. „Junior, was zum Teufel… ? Ich dachte, du suchst uns die größte, schnellste, bestbewaffnete …“
„Hättest du lieber die 727 genommen?“, fragte Cowboy, riss die Tür der Maschine auf und schubste Melody hinein. „Ich hatte die Wahl – diese Kiste oder die 727. Und ganz ehrlich: Ich wollte nicht wie eine dicke fette Ente auf dem Flugfeld hocken und darauf warten, dass die Turbinen warmlaufen.“
Er hatte die nötigen Checks schon vorgenommen, als er das erste Mal hier gewesen war. Deshalb zog er jetzt nur die Bremsklötze beiseite und startete den Motor. „Außerdem dachte ich mir, dass wir hiermit in der Luft ein kleineres Ziel bieten. Nur für den Fall, dass die Tangos ihr Luftabwehrspielzeug testen wollen.“
Aber Harvard hörte nicht mehr zu. Er stand breitbeinig da und bestrich das Flugfeld mit einem Kugelhagel aus seiner Kalaschnikow, um die Verfolgermeute in Schach zu halten.
„Können Sie ein Flugzeug fliegen?“, rief Melody, mit Mühe das Rattern des Maschinengewehrs übertönend.
„Es gibt nichts, was nicht entweder Harvard oder ich fliegen können.“ Cowboy griff hinter sich und drückte ihren Kopf nach unten, als eine Kugel das Fenster durchschlug. „Unten bleiben!“
Er gab Gas und ließ die Maschine rollen, zwang sie in einen engen, schnellen Kreis und brachte damit die zweite Tür in Harvards Griffweite.
Dann raste er los, noch bevor Harvard die Tür ganz geöffnet hatte, geschweige denn eingestiegen war. Sie fuhren am Rand des Flugfelds entlang, viel zu schnell, um die enge Kurve zu nehmen, die sie auf die Startbahn bringen würde.
„Ich nehme an, du hast etwas anderes vor“, fragte Harvard, während er sich anschnallte. Wenn es um seine Sicherheit ging, war er geradezu pingelig. Es wirkte fast absurd: Vierzig Männer schössen auf sie, und Harvard kontrollierte den Sitz seines Sicherheitsgurtes.
„Wir pfeifen auf die Startbahn“, rief Cowboy und jagte die Motordrehzahl noch höher. „Wir starten … gleich … jetzt !“
Er zog den Steuerknüppel hoch, und der Motor kreischte, als sie in einem unmöglich steilen Winkel aufstiegen, um über die Dächer der umliegenden Gebäude hinwegzukommen.
Cowboy hörte Harvard etwas rufen, und dann waren sie Gott sei Dank darüber hinweg. Sie waren in der Luft.
Er konnte seine eigenen Freudenschreie nicht unterdrücken. „Ich hab’s doch gesagt, Melody, Honey:
Weitere Kostenlose Bücher