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Cowboy - Riskanter Einsatz

Cowboy - Riskanter Einsatz

Titel: Cowboy - Riskanter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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seiner Feldflasche gegeben und einen proteinreichen Energieriegel aus einer Tasche seiner Weste.
    Außerdem hatte er ihr seine Sandalen überlassen.
    Er musste einen Großteil seiner Nachtwache damit verbracht haben, die Sohlen zurechtzuschneiden und die Lederriemen an ihre viel kleineren Füße anzupassen. Zuerst lehnte sie ab, aber er wies darauf hin, dass sie ihm jetzt sowieso nicht mehr passten.
    Im Augenblick war er barfuß unterwegs. Barfuß, irgendwo auf jenem Stützpunkt, auf dem es von Gott weiß wie vielen Terroristen wimmelte …
    „Woher kommen Sie, Miss Melody Evans?“, unterbrach Harvard ihre Gedanken.
    „Massachusetts.“
    „Oh, tatsächlich? Ich auch. Von wo genau?“
    „Aus Appleton. Das liegt westlich von Boston. Westlich und ein bisschen nördlich.“
    „Ich bin in Hingham aufgewachsen“, erzählte Harvard. „An der Südküste. Meine Familie lebt immer noch dort.“ Er lächelte. „Das heißt, im Grunde genommen nur noch meine Eltern. Meine Geschwister sind alle auf dem College, bis auf meine jüngste Schwester. Und die zieht im September auch aus.“
    „Ich kenne nicht einmal Ihren richtigen Namen“, gab Melody zu.
    „Becker“, antwortete er. „Senior Chief Daryl Becker.“
    „Haben Sie wirklich in Harvard studiert?“
    Er nickte. „Ja, hab ich. Und was ist mit Ihnen? Wo sind Sie zur Schule gegangen?“
    Melody schüttelte entnervt den Kopf. „Tut mir leid, aber das funktioniert nicht. Ich weiß, sie versuchen mich abzulenken, aber es klappt einfach nicht.“
    Harvards braune Augen betrachteten sie verständnisvoll. „Soll ich lieber den Mund halten? Möchten Sie das?“
    „Ich möchte, dass Jones zurückkommt.“
    Schweigen. Es umgab sie, nahm ihr den Atem, trieb sie fast zum Wahnsinn.
    „Bitte, reden Sie weiter“, stieß sie schließlich hervor.
    „Das erste Mal, als ich mit Harlan Jones Junior zusammengearbeitet habe, haben wir auch Geiseln befreit“, erzählte Harvard. „Das war, warten Sie mal, vor etwa sechs Jahren.“
    Melody holte Luft. „Sie tun das schon so lange ?“
    „Länger.“
    Sie schaute ihm forschend in die Augen, suchte darin nach einer Erklärung. Warum tat jemand so etwas? „Seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, auf diese Weise sein Leben zu riskieren, ist nicht normal.“
    Harvard lachte. „Hat einer von uns je behauptet, wir wären normal?“
    „Sind Sie verheiratet?“, fragte sie. „Wie hält Ihre Frau das aus?
    „Ich bin nicht verheiratet“, antwortete er, „aber ein paar von den Jungs sind es. Joe Cat ist es. Und Blue McCoy.“
    „Sie sind heute Nacht irgendwo da draußen und verstecken sich vor den Terroristen. Genau wie wir. Ihre Frauen sind bestimmt begeistert.“
    „Ihre Frauen wissen nicht, wo sie sind.“
    Melody schnaubte empört. „Noch besser.“
    „Nur ein starker Mann kann ein SEAL werden“, erklärte Harvard gelassen. „Und nur eine noch stärkere Frau kann einen solchen Mann lieben.“
    Liebe. Wer hatte was von Liebe gesagt?
    „Steht SEAL für irgendetwas, oder soll es einfach nur niedlich klingen?“, fragte sie, um von dem gefährlichen Thema abzulenken.
    Harvard lachte. „SEAL bedeutet zwar auch Robbe, aber es ist auch eine Abkürzung: sea, air, land – Meer, Luft und Boden. Denn SEALs agieren zu Lande, zu Wasser und in der Luft.“ Er lachte. „Das Wort niedlich kommt mir nicht gerade in den Sinn, wenn ich an SEALs denke.“
    „Sea, air, land“, wiederholte Melody. „Für mich klingt das wie eine militärische Variante des Triathlons.“
    Harvard blickte auf und hob im gleichen Moment eine Hand, damit sie schwieg.
    Eben war er noch lässig im Eingangsbereich eines ausgebrannten Gebäudes gestanden, aber in Sekundenbruchteilen war aus dem Mann ein Krieger geworden. Jeder Nerv in Alarmbereitschaft, jede Faser seines Körpers angespannt, kampfbereit. Er zielte mit seiner Waffe auf den Eingang, hob sie leicht an, als die Tür geöffnet wurde, und …
    Es war Jones.
    Melody musste sich zwingen, nicht zu ihm zu laufen. Sitzen zu bleiben, wo sie gerade saß. Kein Wort zu sagen. Trotzdem gelang es ihr nicht, die Erleichterung in ihren Augen zu verbergen.
    „Gehen wir“, sagte er zu Harvard.
    Sein Umhang war blutbefleckt. Das sah auch Harvard. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
    Jones nickte. „Mir geht’s gut. Los jetzt. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.“
    Melody wollte nicht darüber nachdenken, wessen Blut seinen Umhang tränkte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was er gerade

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