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Cowboy - Riskanter Einsatz

Cowboy - Riskanter Einsatz

Titel: Cowboy - Riskanter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Jetzt bringen wir Sie nach Hause, Honey!“
    Melody hob vorsichtig den Kopf. „Darf ich mich aufsetzen?
    „Nein, es ist noch nicht überstanden.“ Harvard wirkte viel zu ernst, als er einen Blick über die Schulter nach hinten warf, zu dem rasch hinter ihnen zurückbleibenden Flugfeld. „Sie werden uns mit Sicherheit folgen und versuchen, uns zur Landung zu zwingen.“
    „Nein, werden sie nicht“, grinste Cowboy. Endlich, seit Stunden zum ersten Mal, konnte er wieder lächeln.
    Sie flogen ohne Licht und schnurgerade nach Osten. Dieses gottverlassene Land war so winzig, dass sie bei dieser Geschwindigkeit und mit Rückenwind in wenigen Minuten den Luftraum eines befreundeten Staates erreichen würden. Einen großen Teil der Strecke hatten sie in der Nacht bereits zu Fuß zurückgelegt, aber so kamen sie bei Weitem am einfachsten über die Grenze.
    „Fliegen wir nicht viel zu tief?“, fragte Melody.
    „Wir unterfliegen ihr Radar“, erklärte Cowboy. „Wenn wir erst mal über die Grenze sind, gehen wir höher.“
    Harvard schaute immer noch nach hinten, in der Erwartung eines Verfolgerflugzeugs. „Ich weiß nicht. Wie kannst du nur so sicher sein, dass uns niemand folgen wird, Jones?“
    „Ich weiß es eben“, erklärte Cowboy. „Was glaubst du, hat mich beim Erkundungsgang so lange aufgehalten? Ein gemütliches Frühstück in deren Kantine war es jedenfalls nicht.“
    Harvard kniff die Augen zusammen. „Hast du etwa …?“
    „Geeenau.“
    Harvard begann zu lachen.
    „Was?“, fragte Melody. „Was haben Sie getan?“
    „Wie viele waren es?“, fragte Harvard.
    Cowboy lächelte breit. „Etwa ein Dutzend. Inklusive der 727.“
    Melody wandte sich an Harvard. „Was hat er getan?“
    Er drehte sich in seinem Sitz um und schaute sie an. „Junior hat jedes andere Flugzeug auf dem Stützpunkt unbrauchbar gemacht. Auch die 727. Da sitzen jetzt eine Menge Tangos fest und toben vor Wut.“
    Cowboy warf ihr einen Blick zu. Er hoffte, sie lächeln zu sehen. Aber soweit er im Dämmerlicht des Cockpits erkennen konnte, schaute sie ernst. Ihre Augen wirkten matt.
    „Jetzt überqueren wir die Grenze“, verkündete Harvard. „Jungs und Mädels, sieht ganz so aus, als wären wir fast zu Hause.“
    Ensign Harlan Cowboy junior Junge Jones landete das kleine Flugzeug viel sanfter, als er es gestartet hatte.
    Es wurde gerade hell, und Melody konnte sehen, wie mehrere Krankenwagen ausschwärmten und ihnen entgegenfuhren. In wenigen Augenblicken schon würde ihre Maschine zum Stehen kommen, und sie konnten aussteigen.
    Sie wollte vier Glas Wasser, große Gläser, ohne Eis, in Reih und Glied vor ihr aufgestellt, sodass sie sie in einem Zug austrinken konnte. Sie wollte eine ausgiebige Dusche in einem Hotel mit Zimmerservice. Sie wollte ein riesiges, bequemes, frisch bezogenes Bett und einen Haufen weicher Kissen. Sie wollte saubere Kleidung und einen Friseur, der das Beste aus dem struppigen Stoppelschnitt machte, den sie sich selbst verpasst hatte.
    Aber vorher noch wollte sie Harlan Jones umarmen. Ihn ganz fest halten und ihm mit dieser stummen Umarmung für all das danken, was er für sie getan hatte.
    Er hatte so viel für sie getan. Er hatte ihr so viel gegeben. Seine Freundlichkeit. Seine tröstenden Arme. Sein ermutigendes Lächeln. Seine aufmunternden Worte. Seine Sandalen.
    Und, ach ja, er hatte für sie getötet – um sie zu schützen und ihr die Freiheit wiederzugeben.
    Sie hatte das Blut auf seinem Umhang gesehen, den Ausdruck in seinen Augen, auf seinem Gesicht. Er war in Schwierigkeiten geraten, allein auf dem Luftstützpunkt, und er war gezwungen gewesen, Feinde zu töten. Das Schlüsselwort dabei lautete nicht Feinde. Es lautete: töten.
    Natürlich kannte Melody das Sprichwort: „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.“ Und dies war ein Krieg. Die gewählte Regierung war gestürzt worden, und Terrorkommandos hatten das Land überrannt. Sie hatten das Leben von Amerikanern bedroht. Melody wusste sehr gut, dass es hier nur darum ging, wer überlebte – „die“ oder „wir“.
    Was sie aber wirklich erschütterte, war die Erkenntnis dessen, was Cowboy Jones tat. Das war seine Arbeit, das war es, was er tat. Tagein, tagaus, schon seit sechs Jahren. Und er würde es weiter tun, bis er pensioniert wurde. Oder getötet.
    Melody dachte an das Blut auf seinem Umhang. Dachte daran, dass es ebenso gut sein eigenes Blut hätte sein können.
    Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.
    Schön. Aber

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