Cowboy - Riskanter Einsatz
hergezogen.“
„Eigentlich nicht. Sie hat nämlich niemandem die Chance gegeben, über sie herzuziehen. Kommen Sie, setzen wir uns. Ich war den ganzen Tag auf den Beinen.“ Brittany ließ sich auf der weiß gestrichenen Parkbank nieder, und Cowboy setzte sich neben sie.
Von einem Spielplatz am anderen Ende des Parks konnte man Kinderlachen hören. Eines Tages würde sein Kind dort spielen. Sein Kind. Angst durchfuhr ihn eiskalt. Wie konnte er ein Kind haben? Er war nicht bereit dafür. Er war doch im Grunde selbst noch ein Kind, er wollte noch nicht erwachsen werden.
„Melody fuhr bis in die nächste größere Stadt, um sich einen Schwangerschaftstest zu besorgen“, fuhr Brittany fort. „Sie wusste genau, wenn sie den Test hier kaufte, würde binnen zwei Minuten jeder Bescheid wissen. Als der Test positiv ausfiel, brauchte sie nicht lange zu überlegen. Eine Abtreibung kam für sie nicht infrage, das Kind zur Adoption freizugeben genauso wenig. Da stand sie nun, schwanger, demnächst alleinerziehende Mutter. Sie wusste, dass ihr Zustand früher oder später in der Stadt bekannt werden würde, also hat sie …“
Sie brach ab, lachte leise und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich kann immer noch nicht ganz glauben, was sie getan hat. Aber meine kleine Schwester platzte einfach in eines der Treffen von Estelle Warners Ladies‘ Club. Der Ladies‘ Club ist genau genommen eine Tarnorganisation der Anonymen Klatschbasen. Ich gehe normalerweise nicht zu den Treffen – Estelle und ich sind nicht gerade Freundinnen – ‚aber an dem Tag war ich da, weil ich um Unterstützung für die Aids-Kampagne des Krankenhauses werben wollte.“ Sie lächelte. „Zuerst dachte ich, Melody sei gekommen, um mir Beistand zu leisten, aber als Hazel Parks den Diskussionsteil eröffnete und um Beiträge bat, stand Mel auf. Sie räusperte sich und sagte: ‚Ich möchte, dass ihr alle wisst: Ich habe nicht die Absicht zu heiraten, aber ich bin im zweiten Monat schwanger.‘ Sie gab den Leuten nicht einmal Zeit, schockiert nach Luft zu schnappen. Sie redete einfach weiter. Nannte die Fakten. Dass Sie der Vater sind und dass sie das Baby behalten wolle. Sie stand da“, fuhr Brittany fort, „schaute den versammelten Klatschbasen in die Augen und bot an, ihnen alle Fragen zu ihrem Befinden und ihren Zukunftsplänen zu beantworten. Sie reichte sogar ein Foto von Ihnen herum.“
Cowboy schüttelte bewundernd den Kopf. „Sie sagte ihnen die Wahrheit, und nachdem die Wahrheit erst einmal bekannt war, konnten keine wilden Spekulationen mehr aufkommen.“ Er stockte. „Ich wünschte nur, sie hätte es auch mir erzählt. Ich wünschte …“
Er hätte sie zu Beginn des Sommers anrufen sollen. Schon sehr viel früher hätte er seinen Stolz hinunterschlucken und zum Telefon greifen sollen. Hier sein. Von Anfang an Bescheid wissen.
„Obwohl Estelle und Peggy so tun, als würden sie Melodys Entscheidung missbilligen, muss ich gestehen, dass sie sehr hilfsbereit sind. Sie haben sogar eine Babyparty für sie organisiert, und der ganze Ladies‘ Club hat daran teilgenommen.“ Brittany warf ihm einen Blick zu. „Natürlich hat es Gerede gegeben, aber nicht sehr viel. Und das meiste davon betraf Sie.“
Cowboy seufzte. „Und da bin ich nun, tauche in der Stadt auf und versetze die Klatschtruppe in Aufruhr. Kein Wunder, dass Melody mich schnellstmöglich wieder loswerden möchte. Ich mache es ihr nur schwerer, oder?“
„Ich habe gehört, was Sie meiner Schwester vorhin auf der Veranda gesagt haben“, gab Brittany offen zu. „Und ich habe auch gehört, was sie zu Ihnen gesagt hat. Von wegen, sie braucht Sie nicht. Glauben Sie ihr kein Wort, Lieutenant. Sie tut stark und selbstständig, aber ich weiß es besser. Seit sie aus Paris zurück ist, ist sie deprimiert und kreuzunglücklich. Mag sein, dass sie ehrlich glaubt, eine Heirat mit Ihnen werde sie nicht glücklicher machen, aber … Ich habe sie heute im Krankenhaus beobachtet. Als sie Sie ansah, trat zum ersten Mal seit über einem halben Jahr wieder Leben in ihre Augen. Lassen Sie sich nicht von ihr fortjagen, Lieutenant.“
Cowboy lächelte die Frau neben sich an: „Das habe ich auch nicht vor. Um offen zu sein, ich wollte gleich morgen früh wieder an Ihre Tür klopfen.“
Brittany atmete tief ein. „Gut. Wunderbar. Ich werde nicht zu Hause sein.“
Cowboy nickte lächelnd. „Nebenbei – und da wir offenbar Verbündete sind: Meine Freunde nennen mich Cowboy.“
Sie
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