Cowboy - Riskanter Einsatz
den Ring doch als Verlobungsring gedacht, oder?“, fragte die größere Frau. Ihre Augen wurden schmal, als sie sich endlich direkt an ihn wandte. „Für Melody Evans?“
Cowboy gab sich alle Mühe, freundlich zu bleiben. „Das ist eine Privatangelegenheit zwischen Miss Evans und mir.“
„Gott sei Dank, Lieutenant, Sie sind noch da!“ Brittany platzte zur Tür herein. „Ich muss mit Ihnen reden.“
„Es ist Brittany Evans“, erklärte Peggy ihrer sauertöpfischen Kollegin das Offensichtliche.
„Das sehe ich. Sie will mit dem Seemann sprechen.“
„Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?“, fragte Mels Schwester Cowboy.
Er zuckte die Achseln. „Ja, natürlich. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob die Spanische Inquisition schon mit mir fertig ist.“
Sie lachte. Die Ähnlichkeit mit ihrer Schwester war dabei unverkennbar. Sofort überfiel ihn wieder schreckliche Sehnsucht. Warum konnte nicht alles ganz einfach sein? Warum hatte er nicht auf eine Melody treffen können, die sich freute, ihn zu sehen? Statt auf eine Melody, die im siebten Monat schwanger war?
Aber solche Überlegungen waren jetzt wenig hilfreich. Er konnte nicht mehr ändern, was geschehen war. Das lag nicht in seiner Hand. Und so schwierig es auch zu werden versprach – er musste irgendwie Melodys Meinung ändern. Er musste sie davon überzeugen, dass sie wirklich keine andere Wahl hatten, als zu heiraten.
Als er, den Diamantring immer noch in der Tasche, fortgegangen war, war ihm klar geworden, dass er die Sache falsch angepackt hatte. Er hätte nicht versuchen sollen, mit Melody zu diskutieren. Er hätte sich lieber bemühen sollen, sie mit zärtlichen Worten zu umgarnen. Sie zu verführen, sich in ihr Leben zurückzuschmeicheln.
Sie mochte ja recht haben: Sex reichte vermutlich nicht als Grundlage für eine langfristige Beziehung. Aber toller Sex in Verbindung mit einem Baby, das bald auf die Welt kommen sollte, war zumindest kein schlechter Anfang.
Brittany wandte sich den beiden alten Damen zu, hob drohend einen Zeigefinger und funkelte sie an: „Peggy. Estelle. Wenn eine von euch auch nur ein Wort darüber verliert, dass ich hier aufgekreuzt bin, um mit Lieutenant Jones zu reden, wenn meine Schwester davon erfährt, dann massakriere ich eure Rosenstöcke mit der Kettensäge, das schwöre ich. Verstanden?“
Estelle schien nicht überzeugt. Sie rümpfte ihre Adlernase. „Das würde sie niemals wagen.“
Peggy war sich nicht ganz so sicher. „Wer weiß, vielleicht doch.“
Brittany griff nach Cowboys Arm. „Kommen Sie, Lieutenant, gehen wir ein paar Schritte.“
Er schnappte sich seine Reisetasche und folgte ihr nach draußen in die Abenddämmerung.
Die Luft wurde merklich kühler, als die Sonne hinterm Horizont versank. Nachdem es wochenlang viel zu warm gewesen war, schien jetzt doch der Herbst Einzug zu halten.
Melodys Schwester ging wortlos neben ihm her, bis sie weit genug vom Hoteleingang entfernt waren. Schließlich brach Cowboy das Schweigen: „Ich glaube nicht, dass sie uns von hier aus noch verstehen können. Obwohl – ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie uns über einen KH-12 SAT-COM abhören.“ Sie runzelte fragend die Stirn, und er erklärte: „Ein Spionage-Satellit. Würde zu den beiden passen.“
Brittany lachte, rollte die Augen und zog ihn über die Straße in den kleinen Stadtpark. „Herrje, ich stelle mir gerade Peggy und Estelle in einem kleinen Hightech-Studio in ihrem Keller vor, kleine Kopfhörer in ihren violett gefärbten Haaren und quietschvergnügt sämtlichen Privatgesprächen der ganzen Stadt lauschend.“
„Sieht ganz so aus, als schafften sie das auch ohne komplizierte Technik. Ich schätze, sie könnten einigen Sicherheitsexperten in Sachen Informationsbeschaffung noch eine Menge beibringen.“
Appleton war eine typische kleine Neuengland-Stadt mit Holzhäusern aus dem achtzehnten Jahrhundert rund um einen malerischen, rechteckig angelegten Stadtpark. Der dichte Rasen wurde kreuz und quer von Spazierwegen durchschnitten, hier und da standen Sitzbänke und stattliche Bäume. Brittany lenkte ihre Schritte zu einer der Bänke.
„Das Tratsch-Netzwerk dieser Stadt ist schlicht unglaublich. Appleton hat die höchste Klatschbasendichte pro Einwohner im ganzen Bundesstaat.“
Cowboy stieß einen leisen Fluch aus. „Das muss für Melody ziemlich hart gewesen sein. Ich meine, als ihre Schwangerschaft offensichtlich wurde. Wahrscheinlich wurde mächtig über sie
Weitere Kostenlose Bücher