Cowboy - Riskanter Einsatz
ruhig.
„Ich weiß.“ Sie lächelte ihn traurig an. „Aber von einem Ehemann erwarte ich etwas anderes. Wenn ich einmal heiraten sollte, dann einen Mann, dessen lebensgefährlichstes Abenteuer darin besteht, den Rasen auch dort zu mähen, wo das Wespennest hängt.“
Cowboy schwieg. Lange Reden waren noch nie seine Stärke gewesen. Im Gegensatz zu Harvard lag es ihm einfach nicht, stundenlang über etwas zu philosophieren oder irgendwelche Tatbestände bis ins kleinste Detail auseinanderzunehmen.
Aber in diesem alles entscheidenden Augenblick wünschte er sich, er hätte Harvards Redegewandtheit. Denn er wusste zwar, wie er fühlte, war sich aber nicht sicher, ob er seine Gefühle in die richtigen Worte kleiden konnte.
„Manchmal, Mel“, begann er langsam und zögernd, „manchmal muss man das Leben einfach so nehmen, wie es kommt. Und manchmal kommt es ganz anders, als du es erhofft oder erwartet hast. Ich meine, an Heiraten und Familie hatte ich, wenn überhaupt, erst in vielen, vielen Jahren gedacht, aber jetzt … Hier sitze ich mit einem Diamantring in der Tasche und …“
„Ich werde dich nicht heiraten“, unterbrach sie ihn. „Ich will dich nicht heiraten.“
Er wurde lauter, obwohl er fest entschlossen gewesen war, ruhig zu bleiben. „Na schön, Honey, ich bin ja auch nicht gerade restlos begeistert.“ Er holte tief Luft, und als er weitersprach, klang seine Stimme wieder entspannter. „Aber es ist das einzig Richtige.“
Sie drückte ihre flache Hand gegen die Stirn. „Ich hab’s gewusst. Ich hab ganz genau gewusst, dass du mir damit kommen würdest: das einzig Richtige.“
„Natürlich komme ich dir damit. Ich glaube nämlich, dass das Baby – das übrigens genauso mein Baby ist wie deines – einen Namen haben sollte, Mel.“
„Er wird einen Namen haben. Meinen Namen!“
„Und er wird in dieser Kleinstadt aufwachsen, wo jeder weiß, dass er unehelich geboren ist. Du sorgst richtig gut für ihn, nicht wahr?“
Zorn flammte in ihren Augen auf. „Geh mir weg mit diesen mittelalterlichen Vorstellungen. Heutzutage gibt es an allen Ecken und Enden alleinstehende Mütter. Ich kann mich ganz allein um dieses Baby …“
„Ja, ja, ich weiß. Ich hab gehört, was du gesagt hast. Du hast alles im Griff. Du hast sogar schon vorgesorgt, damit er aufs College gehen kann. Aber weißt du was: Es gibt etwas, was du diesem Kind nicht geben kannst: die Chance, seinen Vater kennenzulernen. Ich bin der Einzige, der sicherstellen kann, dass dieses Kind in dem Wissen aufwächst, einen Vater zu haben, dem es nicht egal ist.“
Cowboy konnte selbst kaum glauben, was er da sagte, und er war heilfroh, dass er saß. Einen Vater, dem sein Kind nicht egal ist. Zur Hölle, das klang tatsächlich so, als wüsste er, wovon er redete. Als wüsste er, wie er diesem ungeborenen Kind das Gefühl vermitteln konnte, geliebt zu werden.
In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung. Sein eigener Vater hatte in dieser Hinsicht komplett versagt. Admiral Jones, ein Navy-Admiral der alten Schule, war Perfektionist. Schroff, fordernd, kalt und – von Cowboys Eintritt bei den SEALs abgesehen – nie zufrieden mit dem gewesen, was sein Sohn tat. Mit seinem Alten als einzigem Vorbild war Cowboy sich alles andere als sicher, dass man ihn auch nur in die Nähe eines noch formbaren Kindes lassen sollte.
Trotzdem hatte er keine andere Wahl, oder? Er zog die Schachtel mit dem Ring aus der Tasche und öffnete sie, hielt sie ihr hin. „Mel, du musst mich einfach heiraten. Es geht hier nicht nur um dich und mich.“
Melody konnte sich nicht einmal dazu aufraffen, den Ring auch nur anzuschauen.
Sie erhob sich schwerfällig und kämpfte mit den Tränen. Es war ein Fehler gewesen, davon auszugehen, dass es Jones gleichgültig sein würde. Sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt, hatte irrigerweise geglaubt, seine fröhliche, vergnügungssüchtige, freiheitsliebende Art würde den Sieg über sein Verantwortungsbewusstsein davontragen.
Aber Verantwortungsbewusstsein garantierte noch lange keine glückliche Familie.
„Das Schlimmste, was wir diesem Baby antun können, ist, eine Ehe einzugehen, die keiner von uns will“, sagte sie. „Was für ein Zuhause könnten wir ihm denn bieten, wenn wir nicht einmal wissen, ob wir einander mögen?“
Jones schien am Boden zerstört. Er fluchte leise in sich hinein, schüttelte den Kopf. „Ich mag dich. Ich dachte, du magst mich auch.“ Er lachte ungläubig. „Ich meine … Also hör mal
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