Cowboy - Riskanter Einsatz
…“
Sie blieb stehen, die Hand an der Tür. „Ich mochte dich“, sagte sie. „Ich mochte dich wirklich sehr, als nur du zwischen mir und dem sicheren Tod gestanden hast, damals in der Botschaft. Und ich mochte dich sogar noch mehr, als du mich geliebt hast, nachdem wir entkommen und in Sicherheit waren. Aber deine Fähigkeiten als Navy SEAL und dein beachtliches Talent im Bett sind nur ein kleiner Teil von dir, und nur den kenne ich. Alles andere, alles, was dich wirklich ausmacht, kenne ich nicht. Und du kennst mich genauso wenig. Lass uns ehrlich sein: Du kennst mich nicht.“
Lass uns ehrlich sein. Sie selbst war es nicht, jedenfalls nicht wirklich. Sie mochte Cowboy Jones. Sie achtete und bewunderte ihn, und sie mochte ihn umso mehr, je öfter er den Mund aufmachte und je länger er hierblieb.
Es brauchte nicht viel, um ihre Gefühle stärker und tragfähiger zu machen.
Aber genau davor hatte sie Angst, denn diesem Mann waren Abenteuer und Aufregung zur zweiten Natur geworden. Nie und nimmer würde er in einer Ehe mit einer so wenig abenteuerlustigen und aufregenden Frau wie Melody Evans glücklich werden. Sowie das erhebende Gefühl, das Richtige zu tun, abklang und der Alltag einkehrte, würden sie beide unglücklich werden.
Er würde sie langweilig finden. Und sie würde sich, dumm wie sie war, hoffnungslos in ihn verliebt haben.
Melody schaute zu ihm zurück, als sie die Tür öffnete und ins Haus ging. „Deshalb bleibt es dabei, Lieutenant Jones: Nein, ich werde dich nicht heiraten.“
„Ich brauche ein Zimmer.“
Die ältliche Frau am Empfang des Stadthotels hätte ein SEAL-Kundschafter sein können. Cowboy war sicher, dass ihren hellwachen und flink umherhuschenden Augen nichts entging. Sie musterte ihn kurz, registrierte die Navy-Uniform, die blank geputzten Schuhe und die Orden auf seiner Brust. Gewiss prägte sie sich seine Augen- und Haarfarbe ein und merkte sich sein Gesicht. Womöglich würde sie sich später, wenn eine der vielen Kriminalshows lief, in der die Zuschauer um Mithilfe gebeten wurden, vergewissern, ob die Uniform nicht nur Verkleidung und er ein in sieben Bundesstaaten gesuchter Verbrecher war.
Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln.
Keine Reaktion. „Für wie viele Nächte?“
„Nur eine, Ma’am.“
Sie spitzte die Lippen – ihr Gesicht wirkte dadurch noch länger und schmaler – und schob ihm ein Standard-Meldeformular über den Tresen. „Sie kommen aus Texas?“
Cowboy zögerte kurz, bevor er zum Kugelschreiber griff. So ausgeprägt war sein Akzent doch gar nicht. „Sie haben ein gutes Gehör, Ma’am.“
„Das war eine Frage, junger Mann“, gab sie tadelnd zurück. „Ich habe Sie etwas gefragt. Aber Sie kommen aus Texas, nicht wahr? Sie sind dieser Seemann aus Texas.“
Eine zweite ältliche Frau, so rundlich und klein, wie die andere dürr und groß war, kam aus einem Hinterzimmer.
„Du liebe Güte“, stieß sie bei seinem Anblick hervor und blieb abrupt stehen. „Das ist er, nicht wahr? Melodys Typ von der Navy?“
„Er will über Nacht in der Stadt bleiben, Peggy“, erklärte die andere Frau missbilligend. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemanden wie ihn in unserem Haus haben will. So einen Kerl, der wilde Partys steigen lässt und alle Mädchen der Stadt schwängert.“
Alle Mädchen …?
„Hannah Shelton hat angerufen. Sie sagt, er habe beim Juwelier in der Front Street einen Diamantring gekauft“, berichtete die rundliche Dame, Peggy. „Mit Kreditkarte.“
Beide Frauen wandten sich wieder ihm zu.
„Das wurde aber auch Zeit“, stellte die Hagere herablassend fest.
„Ob er ihr den Ring wohl gegeben hat?“, sinnierte Peggy.
Es war seltsam. Die beiden Frauen redeten über ihn, als wäre er gar nicht da, obwohl sie vor ihm standen und ihn anstarrten.
Vermutlich war es am vernünftigsten, ihre Bemerkungen einfach zu ignorieren. „Ich hätte gern ein Zimmer mit Telefon, falls möglich“, sagte er, während er das Meldeformular ausfüllte. „Ich muss ein paar Ferngespräche führen. Natürlich habe ich eine Telefonkarte.“
„Keins unserer Zimmer hat Telefon“, informierte ihn die Hagere.
„Unsere Gäste dürfen gern das Telefon in der Lobby benutzen.“ Peggy deutete auf eine antike Anrichte, auf der ein mindestens ebenso antik wirkendes Telefon mit Wählscheibe stand.
Das Telefon in der Lobby. Klar doch. Damit Peggy und ihrer Freundin auch ja kein Wort entging, das in diesem Haus gesprochen wurde.
„Sie haben
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