Cowboy - Riskanter Einsatz
Frau gemacht.
In jeder Hinsicht, bis auf den Namen.
Natürlich machte die Sache ihn nicht nur wahnsinnig stolz. Sie jagte ihm auch eine Heidenangst ein. Wie um alles in der Welt sollte er es schaffen, seinem Kind ein guter Vater zu sein, wenn er keine Vorstellung davon hatte, wie ein guter Vater sich verhielt? Wie um alles in der Welt sollte die zarte kleine Melody Evans von dieser jetzt schon und in zwei Monaten sicher erst recht viel zu großen Miniaturausgabe seiner selbst entbunden werden, ohne dabei in Lebensgefahr zu geraten?
Und wie würde er selbst mit seinem nächsten Antiterroreinsatz mit der Alpha Squad fertig werden, wohl wissend, dass zu Hause Frau und Kind auf ihn warteten und ihn brauchten?
Er ging ein paar Stufen hinab, öffnete die Tür des Kinderzimmers und fand sich in Melodys Schlafzimmer wieder.
Ein Hauch von ihrem Parfüm hing in der Luft, von jenem Duft, den er bereits gestern und heute wieder an ihr wahrgenommen hatte. Er passte zu Melody, war so süß und frisch wie sie selbst. Das Zimmer war nicht aufgeräumt, Kleidungsstücke hingen über der Lehne eines Stuhls, und das Bett war nicht besonders ordentlich gemacht.
Bettwäsche und Tagesdecke hatten den gleichen Blumendruck. Zierkissen lagen auf dem Bett, einige auch auf dem Holzfußboden. Auf ihrem Nachtschränkchen stand alles Mögliche herum: Bücher, ein Kassettenrekorder, CDs, Hautcreme, Nagellack.
Ein hübsches Zimmer, freundlich, gemütlich und einladend eingerichtet. Es spiegelte Melodys Wesen wider.
Eine Tür des Schlafzimmerschrankes war in voller Länge verspiegelt, und Cowboy konnte sich selbst darin sehen. Die Strenge der Ausgehuniform betonte seine Größe und seine breiten Schultern. Umringt vom rosa Blümchendruck der Bettwäsche und zarten Spitzengardinen wirkte er ausgesprochen fehl am Platz.
Er versuchte sich selbst in Zivilkleidung, mit Jeans und T-Shirt, mit offenen Haaren statt des eher formell wirkenden Pferdeschwanzes in diesem hübsch eingerichteten Zimmer zu sehen, aber selbst so passte er einfach nicht hierher. Er war zu groß. Zu muskelbepackt. Zu männlich.
Cowboy straffte seine Schultern. Es war einfach zu dumm. Melody würde sich eben an ihn gewöhnen müssen. Oder das Haus anders einrichten. Denn sie hatten beide keine andere Wahl. Er würde bleiben.
Er verließ das Zimmer, ging die Treppen hinunter und fand die Küche.
Die Einrichtung des gesamten Hauses bestand in einer interessanten Mischung aus antiken und moderneren Möbelstücken. Es wirkte gepflegt und sehr wohnlich.
Er durchsuchte den Küchenschrank und fand eine Schachtel mit ungesalzenen Kräckern. Die schnappte er sich, dazu eine Dose Gingerale aus dem Kühlschrank, der fast bis oben hin voll mit frischem Gemüse war, und ging durch die Eingangshalle zur Vordertür. Er öffnete sie, sorgte dafür, dass sie nicht wieder ins Schloss fallen konnte, und trat hinaus auf die Veranda.
Melody saß noch auf ihrem Liegestuhl, vornübergebeugt, den Kopf zwischen den Knien. Eine vermutlich sehr unbequeme Haltung, da ihr Bauch sie stark behinderte.
„Manchmal hilft das, wenn ich das Gefühl habe, gleich umzukippen“, erläuterte sie, ohne auch nur aufzublicken.
Cowboy kauerte sich neben sie. „Hast du jetzt das Gefühl, gleich umzukippen?“
„Ja. Vermutlich, weil ich mir dich bei der Kletterpartie zu dem offenen Fenster im dritten Stock vorgestellt habe“, gab sie zu. „Ich nehme an, so bist du ins Haus gelangt?“ Sie schaute auf, spähte mit geweiteten Augen durch den Vorhang ihrer blonden Haare in sein Gesicht, die Lippen fragend aufgeworfen. „Richtig?“
„Das war keine große Sache“, wiegelte er ab. Er hatte das Bedürfnis, sie zu küssen, öffnete stattdessen aber die Dose Gingerale.
Sie richtete sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Außer wenn du abgerutscht und runtergefallen wärst. Dann wäre es eine ganz gewaltig große Sache geworden.“
Er musste lachen und reichte ihr die offene Dose. „So was passiert mir einfach nicht. Das war ja nicht mal eine richtige Klettertour.“
Sie zog die Brauen hoch, während sie einen Schluck Gingerale nahm. „So? Und was wäre das für dich?“
Cowboy erwischte sich dabei, wie er ihre Sommersprossen betrachtete, die großzügig ihre Wangen und Nase sprenkelten. Ihre Haut wirkte so weich und glatt, ihr Haar duftete frisch gewaschen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu küssen. Aber sie hatte ihm eine Frage gestellt.
„Hmm, warte …“ Er räusperte
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