Cowboy - Riskanter Einsatz
die kalte innere Leere wieder da, und sie fühlte sich ausgelaugter denn je.
Sie wusste todsicher: Wenn Jones einen Wunsch frei hätte, würde er sich wünschen, er hätte auf jenem Flug nach Paris ein Kondom zur Hand gehabt. An eine Frau und ein Kind gebunden zu sein war jedenfalls das Letzte, was dieser Mann wollte. Jetzt hier zu sitzen, auf ihrer Verandatreppe, und sie zu etwas zu überreden, was er selbst nicht wollte – das hätte er sich im Traum nicht gewünscht.
Und doch war er hier und tat genau das. Dafür musste sie ihn einfach bewundern.
Sie konnte die Entschlossenheit in seinen Augen sehen, als er sich wieder über sie beugte. Seine Lippen waren so weich, als er sie noch einmal küsste. Ihr fiel wieder ein, wie gut er ihre Bedürfnisse immer durchschaut hatte. Irgendwie wusste er einfach, dass ihn diese zärtlichen, beinahe vorsichtigen Küsse viel weiter bringen würden als die leidenschaftlichen, die Seele aus ihr heraussaugenden Küsse voller Verlangen, die sie wieder und wieder in Paris ausgetauscht hatten.
Natürlich war es genauso gut möglich, dass er sie so leidenschaftslos küsste, weil er keine Leidenschaft mehr für sie empfand.
Warum sollte er denn auch? Sie erinnerte ihn ständig an seine Verpflichtungen und an seine Verantwortung. Obendrein war sie etwa so sexy wie ein Wohnwagen mit Überbreite.
Dennoch, er küsste sie so zärtlich, dass sie förmlich dahinschmolz.
Melody steckte in großen Schwierigkeiten. Lieutenant Cowboy Jones war ein Kämpfer und ein geschulter Psychologe. Während andere Männer angesichts ihrer zurückweisenden Haltung wahrscheinlich längst aufgegeben hätten, ließ er sich nicht beirren. Und es war mehr als offensichtlich, dass er ihr gegenüber eine Strategie verfolgte. Er hatte inzwischen herausgefunden, dass sie nicht immun gegen ihn war. Er hatte erkannt, dass er ihr immer noch unter die Haut ging, und er hatte sich in Stellung gebracht, um sie zu belagern. Die Zeit und ihre verräterischen Hormone standen auf seiner Seite. Sie musste also stärker werden.
Sie musste den wunderbaren Kuss abbrechen, der ihre Knie in Wackelpudding verwandelte. Sie musste die Hände aus seinem dichten weichen Haar nehmen. Sie musste härter sein, als sie im Augenblick war.
Melody stand auf, befreite sich aus seinen Armen. „Entschuldige mich“, sagte sie. Erstaunlich, dass sie so ruhig klingen konnte, während in ihr ein Sturm der Gefühle tobte. „Ich muss wieder reingehen.“ Er stand auch auf. „Allein“, fügte sie hinzu.
Er versuchte, seinen Frust mit einem Lächeln zu überspielen. „Mel, Honey, was muss ich tun, um dich zu überzeugen …“
„Du hast dein Zelt widerrechtlich auf meinem Grund und Boden errichtet. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es abbauen könntest.“
Er lachte nur. „Ich dachte, so ist es wenigstens hinter dem Haus versteckt. Du weißt schon – je weniger Leute davon wissen, desto besser. Aber wenn du darauf bestehst, errichte ich mein Zelt im Garten der Romanellas. Vince hat es mir bereits erlaubt. Natürlich kann es dann jeder, der vorbeikommt, von der Straße aus sehen.“
„Das ist mir egal“, behauptete Melody. „Wahrscheinlich weiß ohnehin schon die ganze Stadt Bescheid.“
Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich einen Schritt zurück. „Mel.“ Er streckte ihr die Hände entgegen, Handflächen nach unten, als versuche er, ein wildes Tier zu beruhigen. „Denk noch mal darüber nach. Wir wollen doch beide dasselbe. Wir versuchen, die beste Lösung für unsere augenblickliche Lage zu finden.“
„Jones, ich weiß, dass du mich nicht wirklich heiraten willst“, sagte sie. „Ich weiß nur nicht, wie du es schaffen willst, das Ehegelübde über die Lippen zu bringen. Es wäre eine Lüge. ‚Bis dass der Tod uns scheidet.‘ Klar doch. ‚Bis dass der Scheidungsrichter uns scheidet‘, träfe es deutlich besser. Das weißt du genauso gut wie ich.“
Er lehnte sich an das Treppengeländer und kreuzte die Arme vor der Brust. „Du hast recht mit der Annahme, dass ich nicht heiraten möchte“, gab er zu. „Aber wenn ich schon jemanden heiraten muss, dann am allerliebsten dich.“
„Und wenn ich heirate, dann am allerliebsten einen stinknormalen Mann …“ Sie unterbrach sich. „Himmel noch mal, das haben wir doch alles schon einmal durchgekaut.“
„Ja“, pflichtete er ihr bei. „Und ich wiederhole es gern: Ich bin nicht anders als jeder andere auch.“
„Abgesehen davon, dass du aus einem Kampf gegen
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