Cowboy - Riskanter Einsatz
ermunterst du ihn hierzubleiben?“
„Meine Ermunterung wiegt wohl kaum deine abschreckende Haltung auf. Aber dass er bisher nicht abgezogen ist, lässt für mich sehr deutlich darauf schließen, dass er vorhat zu bleiben, bis du nachgibst.“
„Ich werde nicht nachgeben.“
Brittany drehte sich zu ihr um, das Messer in der Hand. „Stimmt genau. Du wirst nicht nachgeben – wenn du so weitermachst. Wenn du morgens zur Arbeit fährst, gehst du schnurstracks zu deinem Auto. Wenn du abends nach Hause kommst, gehst du schnurstracks auf dein Zimmer. Du hast dem armen Mann keine Chance gegeben, in den letzten vier Tagen mehr als auch nur drei Sätze mit dir zu wechseln.“
Melody hob den Kopf. „Dem armen Mann ?“
Brittany wandte sich wieder dem Herd zu und gab Brokkoliröschen und Zucchinistreifen in den Wok. „In diesem Punkt gehe ich mit Estelle und Peggy konform, Mel. Ich weiß, das ist kaum zu glauben – die beiden und ich sind einer Meinung! Aber so ist es. Wir glauben, du solltest aufhören, nur an dich zu denken, und den Mann heiraten.“
Melody straffte ihre Schultern. „Als ich dir eröffnet habe, dass ich schwanger bin, hast du versprochen, mir keine Vorhaltungen zu machen. Du sagtest, du würdest mich unterstützen, was immer ich auch tun wolle.“
„Ich mache dir keine Vorhaltungen“, widersprach Brittany fest und rührte das Gemüse im Wok. „Ich sage dir nur meine Meinung. Und ich unterstütze dich nach bestem Wissen und Gewissen.“
„Indem du Jones einen Schlüssel zum Haus gibst und ihn praktisch einlädst hereinzukommen, wann immer ihm gerade danach ist?“
„Der Mann ist ein Juwel, Mel. Unser Garten hat noch nie so gut ausgesehen.“
Natürlich sah der Garten gut aus. Jedes Mal, wenn Melody aus dem Fenster sah, war Jones draußen, harkte Laub zusammen, schraubte an Brittanys Auto herum, oder er stemmte enorme Gewichte. Und immer sah sie glatte, herrlich gebräunte Haut, unter der kraftvolle Muskeln spielten.
Ob nun bei Sonnenschein und sechzehn Grad oder bei Nieselregen und kaum zehn Grad – Jones lief draußen grundsätzlich ohne Hemd herum. Ob er im Garten arbeitete oder mit einem Buch vor der Nase dasaß, er tat es immer mit bloßem Oberkörper. Man sollte meinen, dass sie sich nach einiger Zeit an den Anblick nackter Haut und beeindruckender Muskeln gewöhnt haben müsste, aber weit gefehlt.
Na ja, vielleicht im nächsten Leben …
„Und ich weiß nicht, was dein Lieutenant mit meinem Auto angestellt hat, aber es ist seit Jahren nicht mehr so zuverlässig gelaufen“, fügte Brittany hinzu. „Du solltest ihn auch mal an deins ranlassen.“
„Er ist nicht mein Lieutenant, und wenn es dir um ein einwandfrei funktionierendes Auto geht“, stieß Melody zornig hervor, „dann sollte ich vielleicht lieber Joe Hewlitt von der Tankstelle heiraten.“
„Wie kann man nur so starrköpfig sein?“, tadelte Brittany.
„Können wir endlich das Thema wechseln?“, bat Melody. „Passiert denn sonst nichts in der Welt, was interessanter ist als meine nicht existente Beziehung zu Harlan Jones?“
Brittany schob das Gemüse im heißen Wok an den Rand, um Platz für die Tofuwürfel zu machen. „Nun, wir können natürlich immer über die aktuelle Fortsetzung der Abenteuerserie ‚Andy Marshall in Appleton‘ reden.“
Melody wappnete sich. „O nein, was hat er jetzt wieder angestellt?“
Der Küchenwecker klingelte, und Brittany nahm den Reis vom Herd. „Tom Beatrice hat ihn vor dem Spirituosenladen in der Summer Street dabei erwischt, wie er Kevin Thorpe zehn Dollar gegeben hat – für einen Sechserpack Bier und eine Schachtel Zigaretten.“
„O nein, Andy …“ Melody seufzte und stützte schwer ihr Kinn in die Hand. „Verdammt, ich dachte, er hätte sich langsam eingelebt in Appleton.“
Andy war in letzter Zeit häufig bei ihnen gewesen. Wenn Jones im Garten arbeitete, war Andy stets in seiner Nähe. Jones hatte immer Zeit zum Reden. Manchmal spielte er auch eine Runde Basketball mit dem Jungen. Melody war im Stillen beeindruckt, wie geduldig Jones mit Andy umging. Sie hatte gehofft, dass der Junge endlich jemanden gefunden hätte, der ihm ein wahrhaft würdiges Vorbild sein konnte.
Eins stand nämlich zweifelsfrei fest: Der Junge war ausgehungert nach Zuneigung und Beachtung. Melody war ihm im Laufe der letzten Woche mehrmals in der Stadt begegnet.
Als sie sich das erste Mal unterhielten, streckte er zögernd die Hand aus, um sie auf ihren Bauch zu legen. Er
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