Cowboy - Riskanter Einsatz
geworfen. Sein Bett war leer.“
Cowboy griff nach seiner Jeans, schlüpfte rasch hinein und kämpfte mit dem Reißverschluss. Seine Erregung war im Weg, und er konzentrierte sich darauf, sie abklingen zu lassen. „Wie spät ist es?“
„Fast vier. Vince meint, Andy müsse gegen Mitternacht verschwunden sein, nachdem er und Kirsty zu Bett gegangen sind. Tom Beatrice organisiert einen Suchtrupp.“
Er zog seine Stiefel an, schnappte sich T-Shirt und Jacke. „Darf ich dein Telefon benutzen?“
„Natürlich.“ Sie trat zur Seite, um ihn aus dem Zelt herauszulassen. „Hast du eine Vorstellung, wohin er gegangen sein könnte?“
Er schloss das Zelt, um streunende Tiere herauszuhalten. Dann stand er auf. Das T-Shirt zog er sich auf dem Weg zum Haus über. „Nein. Auf dem Revier hat er sich geweigert, mit mir zu reden. Und dem Chief hat er auch nur gesagt, man habe ihn reingelegt.“ Mit ungeduldigen Fingern versuchte er, einen Knoten in seinem Haar zu lösen. „Ich hätte ihm vermutlich geglaubt, wenn seine Fingerabdrücke nur auf – ach, was weiß ich – einer Limonadendose oder ein, zwei Gegenständen im Haus gewesen wären.“ Seufzend gab er den Versuch auf, seine Haare zu entwirren, öffnete die Tür für Melody und folgte ihr in die hell erleuchtete und angenehm warme Küche. Brittany war ebenfalls auf und telefonierte mit jemandem. „Aber nach dem Polizeibericht waren seine Fingerabdrücke überall: auf den Möbeln, auf den Wänden, in jedem einzelnen Zimmer. Er war in diesem Haus, das lässt sich nicht leugnen.“
„Aber genau das tut er. Er leugnet es“, erwiderte Melody und sah ihn mit großen Augen an. „Und das mit großem Nachdruck, soweit ich gehört habe.“ Sie ließ sich auf einem der Küchenstühle nieder. Nach ihrer unbehaglichen Haltung zu urteilen, hatte sie wieder Rückenschmerzen. Das war nichts Neues, und er hätte ihr gut mit einer Rückenmassage helfen können. Aber sie ließ ihn ja nicht nahe genug an sich heran.
Trotz ihres offensichtlichen Unbehagens sah sie heute Nacht besonders entzückend aus. Sie hatte sich die Haare zu einem einzelnen Zopf geflochten, der ihr auf den Rücken hing. Im Schlaf hatten sich ein paar Strähnen gelöst und umrahmten anmutig ihr Gesicht. So ganz ohne Make-up wirkte sie frisch und süß, kaum alt genug, um als Babysitter zu arbeiten, geschweige denn selbst ein Baby zu haben.
Sie kaute an ihrer Unterlippe. Was für herrliche Lippen sie hatte – so voll und rot, auch ohne Lippenstift. In seinem Traum hatte sie ihm ein sündhaftes Lächeln geschenkt, bevor sie den Kopf senkte und …
Hör auf!, ermahnte Cowboy sich selbst. So gern er weitergeträumt hätte, er konnte es sich jetzt nicht leisten, seine Gedanken in diese Richtung schweifen zu lassen. Jetzt musste er an Andy Marshall denken. Dieser verfluchte kleine Idiot. Was, in drei Teufels Namen, wollte er eigentlich beweisen?
„Dass er einfach wegläuft, kommt de facto einem Geständnis gleich“, stellte er fest.
„Manchmal laufen Leute weg, weil sie Angst haben.“ Melody sprach nicht nur über Andy. Das wusste er, weil sie plötzlich seinem Blick auswich.
„Manchmal begreifen Leute einfach nicht, dass jeder vor irgendetwas Angst hat“, erwiderte er. „Am besten stellt man sich seiner Angst. Lernt alles darüber, was man lernen kann. Und lernt dann, damit zu leben. Selbst das grässlichste Ungeheuer verliert viel von seinem Schrecken, wenn man es kennt und darüber Bescheid weiß.“
„Das tust du also hier mit mir?“, fragte sie und gab nicht einmal mehr vor, über Andy zu reden. „Du lernst, mit deiner Furcht zu leben? Stellst dich den Schrecken einer lebenslangen Bindung? Und tu nicht so, als würde der Gedanke daran, mich zu heiraten, dich nicht zu Tode erschrecken – ich weiß, dass er das tut.“
Er entschied sich für die Wahrheit. Warum auch nicht? Er hatte nichts mehr zu verlieren. „Du hast recht“, gab er zu. „Er macht mir Angst. Aber ich habe schon öfter Dinge getan, die mir Angst machen, und bin dadurch jedes Mal ein wenig besser geworden.“
Bevor Melody antworten konnte, legte Brittany grimmig das Telefon auf. „Sie beginnen im Steinbruch mit der Suche“, eröffnete sie. „Alex Parks hat seinem Vater erzählt, dass Andy ihn angerufen und aufgefordert hat, ihn um Mitternacht dort zu treffen. Alex behauptet, nicht hingegangen zu sein, aber mein Bauch sagt mir, dass der Junge noch nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Alle, die an der Suche teilnehmen
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