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Cowboy - Riskanter Einsatz

Cowboy - Riskanter Einsatz

Titel: Cowboy - Riskanter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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erfreut.
    Melody sah, wie Jones sie entdeckte, als er aus dem Boot kletterte. Sie sah ihn zögern, Harvard einen kurzen Blick zuwerfen. Schlagartig wusste sie Bescheid. Er hatte seinem Freund nicht erzählt, dass sie schwanger war.
    Wenn die Situation nicht so todernst gewesen wäre, hätte sie lustig sein können.
    Trotzdem näherte sich Jones, und Melody erkannte mit einem Blick in seine Augen, dass Harvards mögliche Reaktion auf ihre Schwangerschaft im Moment seine geringste Sorge war.
    Er sagte nicht Hallo, nahm kein Blatt vor den Mund. „Honey, wir glauben, er liegt da unten.“
    Brittany sank kraftlos zu Boden. Estelle kniete neben ihr nieder, nahm sie fest in die Arme. Zwei Frauen, die sich eigentlich nicht ausstehen konnten, wieder einmal versöhnt und vereint, diesmal durch den Tod eines Kindes.
    „Nein“, flüsterte Melody. Aber sie sah seinen aufgewühlten grünen Augen an, dass er seiner Sache sicher war. Sein Gesicht war wie versteinert, ernst und finster.
    „Es ist meine Schuld.“ Rau und trocken kamen ihm die Worte über die Lippen. „Ich dachte, es wäre an der Zeit, ihn ein bisschen Disziplin zu lehren. Ich habe ihn ein paar Mal mitgenommen, ihn ein wenig sportlich trainiert. SEALs müssen sich gegen kaltes Wasser abhärten, das habe ich ihm erzählt. Auch von der Höllenwoche – wo man zum Beispiel in der eiskalten Brandung sitzen und durchhalten muss. Er wollte es versuchen. Er wollte im Steinbruch schwimmen, und ich habe ihn gelassen. Wir sind nur kurz reingesprungen und gleich wieder raus. Ich dachte, ich zeige ihm mal, was Kälte wirklich bedeutet.“
    Er hielt inne, atmete ein paar Mal tief durch und fuhr dann fort. „Das war mein Fehler. Ich habe ihm nicht erlaubt, im Wasser zu bleiben. Er hat die Krämpfe nicht erlebt, nicht selbst erfahren, wie schwer das Schwimmen fällt, wenn jeder Muskel deines Körpers kalt und steif ist. Deshalb hat er sich wahrscheinlich selbst überschätzt und es noch mal probiert.“
    „Trotzdem ist das, was passiert ist, noch lange nicht deine Schuld!“ Melody hätte ihn am liebsten umarmt, aber er wirkte so kühl und weit weg, so leblos und starr, so düster, hart und unerreichbar.
    Harvard war neben sie beide getreten, und sie fühlte seinen Blick neugierig auf sich ruhen, aber sie ließ die Augen nicht von Jones. Sie konnte nicht wegschauen. Er gab sich tatsächlich die Schuld an dieser Tragödie.
    „Es ist meine Schuld. Ich habe ihm erzählt, dass SEALs niemals alleine schwimmen oder tauchen, dass sie immer einen Kameraden dabeihaben, ihren Schwimmkumpel. Aber ich weiß, dass er gesehen hat, wie ich allein im Steinbruch geschwommen bin.“
    „Junior, wir sollten uns besser an diesen Tauchgang machen“, warf Harvard ruhig ein. „Wenn wir tatsächlich bis auf fünfzig Meter runtermüssen, dann kostet das eine Menge Zeit.“ Als Melody ihn endlich ansah, nickte er ihr zu: „Hallo, Melody, wie geht es Ihnen? Sie sehen … sehr gesund aus.“
    „Sagen Sie ihm bitte, dass es nicht seine Schuld ist?“
    „Die Lady sagt, es ist nicht deine Schuld, Jones.“
    Jones wandte sich ab, ohne eine Miene zu verziehen. „Ja, verstehe. Bringen wir’s hinter uns.“
    Melody hielt es nicht eine Sekunde länger aus. Sie griff nach ihm, fasste ihn bei der Hand. „Harlan …“
    Überraschung blitze in seinen Augen auf, Überraschung, dass sie ihn beim Vornamen nannte, dass sie ihn tatsächlich von sich aus berührte. Aber im nächsten Moment versteinerte sein Gesicht wieder. Seine Finger waren eisig kalt.
    Sie wusste, dass er sich mit seinem fühllosen Zorn dagegen wappnete, in das Wasser hinabzutauchen und möglicherweise – nein, wahrscheinlich – den leblosen Körper des Jungen hochzuholen, den sie alle in den letzten paar Wochen lieb gewonnen hatten. Aber sie wusste genauso gut, dass Schuldgefühle, Angst und schreckliche, lähmende Trauer in ihm brodelten. Sein Zorn löschte diese Gefühle nicht aus, sondern überdeckte sie nur.
    Sie begriff, dass sie ihn besser kannte, als ihr bewusst gewesen war. In den letzten Wochen hatte sie sein Lächeln genau kennen- und deuten gelernt – all ihren Bemühungen, Distanz zu wahren, zum Trotz. Sie kannte die verschiedenen Varianten, die sich nur in Kleinigkeiten unterschieden, und wusste, was sie bedeuteten und wie genau sie zeigten, was und wie er fühlte. Sie hatte auch sein Schweigen kennen- und deuten gelernt. Und sie wusste ja, wie er mit Angst umging.
    Er versteckte sie hinter eiskaltem Zorn.
    „Sei

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