Cowgirl in Spitzenhöschen
tut.”
“Tu ich doch. Cash hat es mir erzählt! Und Milly auch. Und du auch. Ich weiß, was Cowboys machen.”
“Du kennst ein paar Geschichten.”
“Ja? Ich lerne aber auch was durch die Geschichten. Du hast mir selbst gesagt, dass sie einem beim Träumen helfen.”
Das konnte sie schlecht leugnen. “Es sind trotzdem nur Geschichten, Jake. Sie haben nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Und wenn du die Ranch wirklich noch willst, wenn du erwachsen bist, bin ich mir sicher, dass dein Onkel dich bei sich arbeiten lässt.”
“Das dauert doch noch ewig!”, protestierte Jake.
“Ja, ein paar Jahre dauert es wohl noch.”
“Aber …”
“Die Diskussion ist beendet”, erklärte Dori mit fester Stimme. “Ich habe mich entschieden.” Und diese Entscheidung hatte ihr eine schlaflose Nacht beschert. “Du kannst mit dem Auspacken bis nachher warten. Jetzt setzt du dich erst einmal hin und isst. Wir sind schon spät dran, und ich muss dich noch bei Milly absetzen, bevor ich den Laden aufmache.”
Einen Moment lang schien Jake sich einfach nicht rühren zu wollen. Wenn er fünf oder sechs Jahre älter gewesen wäre, hätte er vielleicht auch schon etwas von Mahatma Gandhi und passiven Widerstand gehört und einen Sitzstreik begonnen.
Aber glücklicherweise war er noch ein siebenjähriger Junge und wusste nichts von diesen Dingen. Er setzte sich hin und stach mit der Gabel in seine kalte Waffel. “Ich habe mich noch nicht entschieden”, murmelte er, und das klang eindeutig nach Widerstand.
Aber letztlich konnte Dori doch einen kleinen Sieg verzeichnen: Jake aß brav sein Frühstück.
“Du musst Tante Milly nichts von der Ranch erzählen”, sagte Dori zu Jake, als sie die Treppe zu Millys Wohnung hochstiegen.
“Darf ich nicht?”
“Nein. Sie würde nur …” Natürlich hatte Dori keine Ahnung, was Milly tun würde. Seit Cash Callahan vor ein paar Monaten ihre Hochzeit mit Mike Dutton gesprengt hatte, war ihre ansonsten so verlässliche Schwester einfach nicht mehr die Alte. Vorher hatte sie Dori stets unterstützt, aber jetzt war sie unberechenbar. Dori hatte keine Lust darauf, dass ihre Schwester sich in ihre Angelegenheiten einmischte.
“Du sagst einfach nichts davon. Es würde sie nur aufregen.”
Jake trommelte so lange gegen die Tür, dass Dori schon Angst hatte, Milly könnte die Verabredung vergessen haben. Doch dann öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und eine zerzauste Milly streckte den Kopf heraus. Sie war nur mit einem Bademantel bekleidet und wirkte etwas mitgenommen. Überrascht sah sie Dori und Jake an.
“Was macht ihr denn hier?” Sie zog den Bademantel enger um sich, so als ob sie darunter nackt wäre. Plötzlich schien es ihr wieder einzufallen, denn sie wurde schlagartig puterrot. “Ach du liebe Güte!”
“Das ist doch wohl nicht Dutton, oder?”, ließ sich eine schroffe, aber vertraute Männerstimme vernehmen.
Jetzt machten der Bademantel, ihr rotes Gesicht und die zerzausten Haare Sinn.
“Bist du das, Cash?”, rief Dori.
Jake machte große Augen. “Cash ist da?”, fragte er seine Tante neugierig. “Hey, Cash! Rate mal, wer da ist!” Er wollte in die Wohnung stürmen, aber Dori hielt ihn an der Schulter fest. Jake sah sie verzweifelt an. “Darf ich es ihm auch nicht erzählen?”
Niemals, hätte Dori am liebsten geantwortet, aber ihr Sohn schaute sie so unschuldig und so hoffnungsvoll an, dass sie es sich nicht mehr traute. “Nicht heute.”
Über das ganze Gesicht strahlend, huschte Jake an seiner spärlich bekleideten Tante vorbei. “Es ist was Tolles passiert, aber ich darf es nicht erzählen!”, rief er Cash zu, der, wie Dori etwas peinlich berührt feststellte, nur mit einer Jeans bekleidet war, die zudem auch noch etwas offenstand.
“Es ist das Tollste überhaupt! Du musst mir alles beibringen, was ein Cowboy können muss.”
“Jake!”, mahnte Dori.
Er seufzte übertrieben. “Du hast nicht gesagt …”
“Darum geht es doch gar nicht. Du weißt schon, was ich damit gemeint habe. Und nun geh, und schau dir ein paar Zeichentrickfilme an, während sich Tante Milly und Onkel Cash anziehen.”
Sie sah die beiden fragend an. “Onkel Cash ist doch richtig, oder?”
Milly lief wieder rot an, aber Cash nickte nachdrücklich. “Wenn du mich so direkt fragst – ja.”
“Schön.” Dori fühlte sich ein wenig unwohl, als die beiden Verliebten feurige Blicke austauschten. “Gratuliere.”
“Du kannst ja mit einem Glas Orangensaft
Weitere Kostenlose Bücher