Cowgirl in Spitzenhöschen
anzutun.
“So dumm bist du nicht”, hatte ihr Chris erklärt und offenbarte, dass er sie wesentlich besser kannte als sie ihn. “Du würdest nichts tun, was dem Kind schaden könnte.”
Und sie hatte nichts getan. Sie hatte das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug, und schlief jede Nacht mit ihren Händen auf dem Bauch ein.
Dann war sie über ihren eigenen Schatten gesprungen und hatte ihre Träume begraben. Sie war nach Hause zurückgekehrt.
Zu ihren Eltern und dem Geschäft.
In dieses Verlies voller Rosenkohl.
So stellte sich ihre Zukunft dar.
Ist es denn wirklich so schlimm? fragte sie sich nun und warf einen angefaulten Rosenkohl in den Müll.
Die Menschen brauchten Gemüse. Keine Frage.
“Chris hatte einen Sohn?”
Gelangweilt zuckte Riley mit den Schultern, als er die Neuigkeit Jeff Cannon erzählte. “Ja. Und das heißt, dass ihm die Hälfte der Ranch gehört. Ich werde ihn auszahlen. Du musst einen entsprechenden Brief an ihn aufsetzen, damit alles seine Ordnung hat.”
Jeff schaute ihn an, als ob er ihn für verrückt halten würde. “Der Anspruch dieses Kindes ist aber überhaupt nicht berechtigt. Damit käme er vor keinem Gericht der Welt durch.”
“Ich werde Chris’ Sohn nicht um sein Erbteil betrügen.” Ein Mann hatte seine Verpflichtungen, selbst einem Neffen gegenüber, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es ihn gab. “Chris hat ihm Geld geschickt.”
“Regelmäßig? Geschah das auf einen gerichtlichen Beschluss hin?”
“Glaub ich nicht. Ich habe nicht nachgefragt, aber den Briefen nach zu urteilen, geschah es eher sporadisch.”
“Na dann …”
“Er hat es aber gemacht. Darum wollte er mir auch seinerzeit nicht seinen Anteil verkaufen.”
“Aber du hast all die Jahre dein Geld in die Ranch gesteckt”, entgegnete Jeff mit bitterer Ironie. “Chris hat nur den Gewinn kassiert, und jetzt soll sein Sohn auch noch die Hälfte bekommen.”
“Genau.” Riley wollte darüber nicht diskutieren. Es hatte ihn selbst schwer getroffen, zu erfahren, dass er einen Neffen hatte. Erst hatte er sich noch geärgert und sich um die Hälfte der Ranch betrogen gefühlt. Aber nun war er auf eine merkwürdige Art froh darüber. Es war gut, dass es den Jungen gab. Jetzt wusste er, wem er seinen Besitz hinterlassen konnte. Nun hatte er einen Erben. Eine dunkelhaarige Miniaturausgabe von Chris. Einen kleinen Jungen voller Träume und Hoffnungen und brennender Ungeduld. Einen Jungen, den er auch hätte haben können, wenn …
Er räusperte sich und stemmte die Hände in die Hüfte. “Das geht in Ordnung. Mach dir darüber keine Gedanken, Jeff.”
“Ich meine ja nur, dass du nicht säckeweise Geld hast. Was willst du ihr anbieten?”
Riley sagte es ihm.
Jeff zog verwundert seine Augenbrauen hoch. “Du musst wohl doch säckeweise Geld versteckt haben.”
“Ich dachte mir, ich könnte einen Kredit aufnehmen. Und ich nehme an, dass sie nicht feilschen wird, wenn die Summe hoch genug ist.”
“Vielleicht wird sie ja versuchen, den Preis in die Höhe zu treiben, um mehr aus dir herauszuschlagen”, warf Jeff ein.
“Nein.”
“Warum bist du dir da so sicher? Kennst du die Frau?”
“Nicht wirklich.” Aber auf eine seltsame Weise kam sie ihm vertraut vor. Sie war sehr nett und sehr bodenständig. Unter ihrem Einfluss hätte aus Chris vielleicht doch noch ein verantwortungsbewusster Vater werden können. Immerhin hatte er ihr Geld geschickt.
Dabei hatte sie ihn nie auch nur um einen Pfennig gebeten. Aber selbstverständlich hatte sie es gut gebrauchen können. Das kleine Haus, so sauber und gemütlich es auch wirkte, war der Beweis dafür, dass sie nur eben so zurechtkam. Riley wusste, dass sie sich von dem Geld, das er ihr bot, ein größeres Haus leisten könnte.
“Hast du mal in Betracht gezogen, sie zum Partner zu machen, wie du und Chris es wart?”, fragte Jeff.
“Nein.”
“Warum nicht?”
“Ah, Jeff …”, ertönte die weiche, melodiöse Stimme einer Frau, die Riley nur allzu vertraut war. “Ich war gerade beim Friseur und – oh, entschuldige bitte. Ich wusste nicht, dass du arbeitest.”
“Das hätte dir Greta eigentlich sagen müssen, Trish”, antwortete Jeff missmutig. “Aber Riley und ich sind fast fertig.”
Trish. Früher Tricia Gamble. Rileys große Liebe von einst.
Heute – genauer seit zwölf Jahren – die Ehefrau von Jeff Cannon.
“Greta ist wohl beim Essen”, hörte Riley sie in diesem weichen Tonfall, den er so gut kannte, sagen.
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