Cowgirl in Spitzenhöschen
nichts fehlen. Sie sandte ein stilles Dankgebet gen Himmel.
Staunend las sie die Liste durch. Riley hatte die Wahrheit gesagt. So wie es aussah, war Jake der Erbe eines beträchtlichen Besitzes. Es war alles aufgeführt: die Größe der Herde, der Landbesitz, die Anbauflächen, Wasserrechte, Pachtverträge sowie eine genaue Beschreibung des Wohnhauses, der Scheune und anderer landwirtschaftlicher Gebäude. Einen Moment lang versuchte sie, es sich bildlich vorzustellen, verscheuchte diesen Gedanken aber wieder.
Sie nahm das Telefon und rief Rance Phillips an. Poppys Vater hatte ihr den Anwalt empfohlen.
“Ich brauche jemanden, der einen Vertrag überprüft”, teilte sie ihm mit.
“Kein Problem”, versicherte Phillips. “Ich werde ihn mir mal ansehen und schicke ihn nächste Woche an Sie zurück.”
Es war alles so einfach.
Sie legte auf und lächelte. Ihr war, als läge ihr die ganze Welt zu Füßen.
Dori glaubte nicht, dass Jake die Neuigkeit auch so begeistert aufnehmen würde, aber als er schließlich von Taggart Jones’ Ranch zurückkam, war er voller Begeisterung.
Er hatte einen Sonnenbrand und war erschöpft, aber er strahlte über das ganze Gesicht.
“Ich durfte helfen, Mom! Taggart hat mir gesagt, was ich machen soll, und ich habe es gemacht! Er sagt, ich bin ein guter Arbeiter!”
Dori legte einen Arm um seine Schulter. “Wunderbar! Und wir sind bei deinen Großeltern zum Essen eingeladen. Hol dir ein paar saubere Sachen. Wir waschen dich bei Grandma.”
Jake erzählte die ganze Fahrt über nur von seiner Arbeit auf der Ranch.
“Rate mal”, forderte er seinen Großvater auf, der gerade vom Geschäft gekommen war. “Ich habe heute Vieh gehütet. Und Taggart hat gesagt, dass ich es gut gemacht habe. Er sagt, ich bin ein prima Rancharbeiter.”
Das Lächeln auf dem Gesicht von John Malone verschwand, und er warf seiner Tochter einen vielsagenden Blick zu. “Du hast ihn wieder da hingehen lassen?”
“Es macht ihm so viel Spaß.”
“Er bekommt doch nur Flausen in den Kopf gesetzt.”
Nein, das stimmt nicht, hätte Dori am liebsten geantwortet, aber sie schluckte ihren Ärger herunter. Sie hatte sich früher genug mit ihm gestritten und nahm auf seine Herzprobleme Rücksicht.
Also bewahrte sie Ruhe und sagte nur beiläufig, als sie sich an den Esstisch setzten: “Er muss sich doch den Sommer über mit etwas beschäftigen.”
“Er kann in den Laden kommen.”
“Ich möchte nicht in den Laden gehen”, mischte sich Jake ein. “Es ist langweilig.”
“Das ist das wirkliche Leben”, verbesserte ihn sein Großvater barsch. “Sitz gerade.”
Jake setzte sich gerade hin und haute mit der Gabel gegen den Rand seines Tellers.
“Lass das”, befahl sein Großvater. “Und sprich nicht so abfällig über das Geschäft. Es wird eines Tages dir gehören.”
Jake strahlte ihn an. “Mir gehört doch eine Ranch! Also werde ich Rancher werden.”
“Nein”, entgegnete sein Großvater. “Das wirst du nicht.” Ohne weiter auf seinen enttäuschten Enkel zu achten, wandte er sich an Dori. “Hast du den Vertrag schon bekommen?”
Dori antwortete nicht. Sie sah nur ihren Sohn an.
Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. So hatte sie ihn noch niemals gesehen, selbst nicht, als er im Alter von drei Jahren eine Lebensmittelvergiftung gehabt hatte oder später, als er vom Klettergerüst gefallen war und sich einen Arm gebrochen hatte. Er wirkte völlig verzweifelt. Und er blickte seine Mutter Hilfe suchend an.
“Hast du ihn bekommen?”, hakte ihr Vater nach.
Dori konnte den Anblick ihres leidenden Sohnes nicht mehr ertragen und senkte den Blick. “Ja”, erwiderte sie leise. “Er ist heute gekommen.”
Ihr Vater nickte befriedigt. “Gut. Unterschreibe ihn. Und wenn du dann immer noch wild darauf bist, den Laden zu modernisieren, kannst du mit dem Geld ja ein paar neue Regalreihen aufbauen. Da kannst du dann den modernen Kram anbieten, auf den du so wild bist. Wir könnten auch das Dach erneuern. Das steht in ein paar Jahren ohnehin an.”
“Das Dach erneuern?”, fragte Jake mit schwacher Stimme.
“Ich weiß ja, dass es nicht mein Geld ist”, fuhr ihr Vater fort, ohne im Mindesten auf Jake einzugehen. “Aber eines Tages wird das Geschäft sowieso Jake gehören. Da wäre es doch schön, wenn es noch Gewinn abwirft, wenn er es übernimmt.”
“Du verkaufst meine Ranch für den Laden?” Jake hielt es nicht länger aus und schrie: “Aber ich will den Laden
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