Cowgirl in Spitzenhöschen
nicht!”
“Jake!” Dori war verzweifelt.
“Ich will nicht! Ich will die Ranch!”
“Eines Tages …” Dori wollte ihn beruhigen, aber andererseits hätte sie ihm am liebsten einen Klumpen Kartoffelbrei in den Mund gestopft. Sie wollte keinen Streit beim Essen. Nicht mehr. Sie hatte die letzten acht Jahre damit verbracht, solche hitzigen Diskussionen zu vermeiden.
“Ich habe eine halbe Ranch, und die will ich behalten. Ich will nicht den doofen alten Laden!”
“Jake!” Sein Großvater fuhr so heftig von seinem Stuhl auf, dass dieser umkippte. Dori kannte diesen drohenden Tonfall nur zu gut. “Geh auf dein Zimmer.”
Einen Moment lang stand Jake wie erstarrt da. Sein Großvater hatte niemals vorher so mit ihm gesprochen und ihn auch niemals so böse angesehen. So als ob Jake ein Verbrechen begangen hatte, als er seine Wünsche offenbarte.
Dori lehnte sich über den Tisch und drückte die Hand ihres Sohnes.
Er sah sie an, aber sie konnte ihm nicht helfen. Noch nicht. “Bitte geh, Jake.”
Seine Lippen waren eine schmale Linie und seine Augen wirkten wie erloschen. Langsam zog er seine Hand zurück, stand auf und ging.
Plötzlich drehte er sich noch einmal um und blickte sie an. Du hast mich verraten! sagte dieser Blick und brach Dori das Herz.
“Es ist meine Ranch”, flüsterte Jake.
Dori wollte zu ihm gehen, aber ihr Vater kam ihr zuvor. “Das reicht jetzt, Jake. Geh sofort auf dein Zimmer.”
Und Jake ging.
Es trat eine unheimliche Stille ein, die erfüllt war von Erinnerungen an all die erbitterten Auseinandersetzungen, die jemals in diesem Haus stattgefunden hatten. Dekes Streit mit seinem Vater, Doris trotziger Beschluss, Chris zu folgen.
Dori hatte sich gewünscht, dass diese Zeiten endgültig vorbei wären, aber die Konflikte standen immer noch im Raum und belasteten die nächste Generation.
“Gib mir bitte den Hackbraten”, sagte ihr Vater.
Dori bewegte sich nicht. Es kam ihr vor, als ob sie im Auge eines Hurrikans gefangen wäre, der all ihre Gefühle durcheinandergewirbelt hatte.
Ihre Mutter streichelte begütigend Doris Handrücken. “Er ist ein kleiner Junge. Er wird schon noch lernen, worauf es wirklich ankommt.”
“Und ob er das wird”, fügte ihr Vater schroff hinzu. Er nahm sich ein Stück von dem Hackbraten und legte Dori auch etwas auf den Teller.
Sie starrte auf ihren Teller und spürte, wie sich ihre Kehle zusammenzog. “Ich bin satt. Ich möchte nichts mehr.”
Ihr Vater deutete mit der Gabel auf sie. “Beleidige nicht deine Mutter. Sie hat sich so viel Mühe mit dem Hackbraten gegeben.”
“Nimm doch wenigstens von dem Rosenkohl, Liebling”, versuchte es Carole Malone. “Den magst du doch so.”
Er wird schon lernen, worauf es ankommt.
“Iss jetzt”, sagte ihr Vater. “Das wird ihn schon nicht umbringen. Er kommt schon darüber hinweg.”
Nein, das würde Jake nicht. Dori spürte es instinktiv. Sie nahm ihre Gabel auf, aber sie musste sich anstrengen, nicht zu würgen.
Riley war in seinem ganzen Leben noch nie so müde gewesen.
Er hatte die ganze Woche über von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Vieh getrieben, kleinere Blessuren behandelt und die Schutzimpfung erneuert, Zäune repariert und die trockene, heiße Witterung verflucht, die die Kälber immer wieder dazu trieb, in irgendwelchen Tümpeln Abkühlung zu suchen. Er schien den ganzen Tag nichts anderes zu tun zu haben, als sie aus diesen Tümpeln herauszuziehen, nur um sie dann am nächsten Tag in irgendwelchen anderen Wasserlöchern wieder zu finden.
Er sehnte sich nach einem langen, heißen Bad, einem Fertiggericht und acht Stunden ununterbrochenem Schlaf. Er würde sich wohl doch nach einer Aushilfe umsehen müssen.
Im letzten Jahr hatte ihm wenigstens noch Chris in der Hauptsaison geholfen, aber es gab keinen Chris mehr. Und wenn er Jake ausbezahlte, würde er kein Geld mehr haben, um einen Arbeiter zu bezahlen. Wenn er Jeff Glauben schenkte, hätte er für so gut wie gar nichts mehr Geld. Dennoch hatte Riley sich entschieden, den Jungen auszuzahlen.
Er würde schon Geld auftreiben, hatte er Jeff versichert. Es gab genug alte Sachen auf der Ranch, die er verkaufen konnte.
“Alles Plunder!”, hatte Jeff geantwortet.
“Das hängt immer vom Standpunkt des Betrachters ab. Vielleicht sind es für jemand anders ja Antiquitäten”, wandte Riley ein.
Bevor er zu Jeff gegangen war, hatte er bei der Lokalzeitung eine Verkaufsanzeige aufgegeben.
Jetzt ritt er gerade mit seinem Pferd
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