Cowgirl in Spitzenhöschen
über den Hügel und blickte ins Tal hinunter. Neben dem Ranchhaus parkte ein Auto mit einem großen Anhänger.
“Kaum zu glauben.” Er kratzte sich am Hinterkopf und grinste. “Ich hab es Jeff ja gesagt, dass sie mir das Zeug aus den Händen reißen würden.”
Er trieb sein Pferd an und näherte sich der Ranch. Von der Scheune her kam ein Kind auf ihn zugelaufen.
“Das ist er!”, rief es. “Er kommt!”
Die Wagentür wurde geöffnet, und eine Frau stieg aus.
Riley freute sich. Einer Frau würde er den Plunder leichter andrehen können als einem Mann. Also bereitete er sich darauf vor, seinen männlichen Charme spielen zu lassen.
Das Kind kam auf ihn zugerannt– ein Junge mit braunen Haaren und einem Grinsen, das eine Zahnlücke offenbarte. Er erkannte ihn in dem Moment, als er verstand, was er rief.
“Hi, Onkel Riley. Stell dir vor, wir ziehen bei dir ein!”
4. KAPITEL
Dori hatte nicht erwartet, dass Chris’ Bruder begeistert sein würde, aber sie wünschte sich, dass er nicht dermaßen schockiert dreinschauen würde.
Riley war weiß wie die Wand, als er sein Pferd zügelte und erst Jake und dann sie anstarrte.
Dori rieb sich die feuchten Handflächen an ihrer Jeans ab und setzte ihr erprobtes Verkäuferinnenlächeln auf. “Wir haben uns entschieden, Jakes Anteil an der Ranch doch nicht zu verkaufen.”
Riley zog die Augenbraue hoch. “Sie haben was?”
Sie lächelte und hoffte, dass er ihre Nervosität nicht bemerkte. “Wir haben uns entschieden, nicht zu verkaufen”, wiederholte sie etwas langsamer, falls er sie beim ersten Mal nicht verstanden haben sollte.
Allerdings konnte sie es ihm am Gesicht ablesen, dass er sie sehr wohl verstanden hatte. “Ich habe Ihnen den Vertrag geschickt, und ich dachte, dass Sie ihn unterschreiben wollten.”
“Ja, ich weiß. Ihr Angebot war sehr großzügig. Aber Jake wollte nicht verkaufen.” Na wunderbar, dachte sie angewidert. Ich schiebe meinem eigenen Kind die Schuld in die Schuhe! “Und ich finde auch, dass er nicht verkaufen sollte.”
“Warum denn nicht, zur Hölle?”, fragte Riley schroff.
Dori sah kurz zu ihrem Sohn. Hoffentlich hatte er nicht mitbekommen, wie verärgert sein Onkel war. Er hatte schon genug Wutanfälle erlebt.
Aber selbst wenn er es erkannt hatte, so ließ Jake sich nichts anmerken. “Es ist, weil ich Cowboy werden will.” Er schaute seinem Onkel geradewegs ins Gesicht. “Ich weiß, dass du zu Mom gesagt hast, ich würde die Ranch irgendwann kriegen. Aber das dauert mir zu lange. Darum sind wir hier. Darum wollen wir bei dir einziehen.”
Riley blieb regungslos auf dem Pferd sitzen. Er schien wie vor den Kopf gestoßen zu sein.
Jake schien das auch so zu empfinden und entschloss sich, seinem Onkel eine weitere Erklärung zu geben. “Wir wollen dir nichts wegnehmen. Wir wollen dir helfen. Ich lerne schon die ganze Zeit. Ich bin mit meinem Onkel Cash immer reiten gegangen. Und seinem Freund Taggart habe ich beim Viehtreiben geholfen. Beide sagen, dass ich ein guter Arbeiter bin.” Er klang sehr stolz.
Es wurde sehr still, und Dori überlegte sich, was sie tun sollte, wenn Riley Stratton auch nur ein böses Wort zu Jake sagen würde. Wahrscheinlich würde sie ihm sofort an die Kehle gehen. Sie hatte genug von Verbitterung und Spott.
Genau darum waren sie ja jetzt hier.
Vor acht Jahren hatte ihr Vater ihre Träume zertreten. Das war der Preis gewesen, den sie dafür hatte zahlen müssen, dass er sie wieder aufgenommen hatte. Aber sie würde es nicht zulassen, dass er auch Jakes Träume zerstörte.
Als sie gesehen hatte, wie ihr Sohn kreidebleich wurde und resigniert die Schultern hängen ließ, weil seine Zukunft darin bestehen würde, in einem muffigen alten Laden Cornflakes und Rosenkohl zu verkaufen, da hatte sie gewusst, was zu tun war.
Andererseits war ihr klar, dass Riley Stratton sicher nicht begeistert sein würde, wenn er von ihrem Entschluss erfuhr.
Von seinem Pferd herab betrachtete er sie und ihren kleinen Sohn. “Natürlich bist du das”, meinte er dann freundlich. “Du bist doch ein Stratton. Wir sind allesamt gute Arbeiter.”
Dafür hätte Dori Riley umarmen und küssen können.
Aber bevor sie etwas völlig Idiotisches sagen konnte, wandte er sich an sie. “Ich verstehe es einfach nicht.”
“Das werden Sie noch”, versicherte sie ihm und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. “Das verspreche ich Ihnen.”
Noch nie hatte Riley eine Frau so lächeln sehen. Man konnte fast blind
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