Cowgirl in Spitzenhöschen
ein kleiner Junge …”
Der Stardust-Cowboy war zu seinem Recht gekommen. Und solange es eine Geschichte blieb, war das auch in Ordnung. Aber es ist eben nur eine Geschichte, hätte sie Jake am liebsten gewarnt. Dori kannte das wirkliche Leben – das Leben der Erwachsenen – nur allzu gut. Und ihres bestand aus Rosenkohl.
“Der Junge kriegt Blasen an den Füßen von diesen verflixten Stiefeln”, bemerkte John Malone düster, während er beobachtete, wie Jake über den kleinen Parkplatz vor dem Laden zu einem verbeulten roten Pick-up rannte, in dem ein Cowboy saß.
“Cash nimmt ihn mit zum Reiten”, sagte Dori beschwichtigend.
“Es würde reichen, wenn er die Stiefel erst dort anzieht, aber er trägt sie ja die ganze Woche über.”
Dori wusste das natürlich. Obwohl sie sich standhaft weigerte, in Bezug auf die Ranch nachzugeben, ließ Jake nicht locker. Am Morgen nach dem Besuch von Riley Stratton hatte er seine Cowboystiefel herausgekramt und zog sie von da an nur noch zum Schlafen aus. Mit dem Geld aus seinem Sparschwein hatte er sich einen Cowboyhut gekauft, wie Cash ihn trug.
“Was für ein Unsinn!”, knurrte Doris Vater, während er weiter die Ware auszeichnete.
“Er ist sieben Jahre alt, Dad. Es ist doch nicht schlimm, wenn ein Siebenjähriger Freude am Leben hat.”
“Du bist auch keine Hilfe und unterstützt auch noch seine dummen Träume vom Rancherleben.”
“Ich ermuntere ihn doch nicht dabei! Ich mach doch, was ich kann”, entgegnete Dori, während sie Cornflakes-Packungen in die Regale stellte. Sie versuchte, das Thema zu wechseln. “Ich meine, wir sollten mal andere Getreideprodukte bestellen. Ich habe gesehen, dass sie ganz neue Sachen auf den Markt gebracht haben.”
Ihr Vater ging nicht darauf ein. “In diesen Stiefeln werden seine Zehen verkümmern. Und wenn er den Hut weiterhin trägt, werden ihm noch die Haare ausfallen.”
Dori atmete tief durch. “Was hältst du davon, wenn wir ein oder zwei neue Geschmacksrichtungen anbieten würden?”
Ihr Vater sah sie durchdringend an. “Ich meine, dass das großer Blödsinn ist! Was passt dir denn nicht an unseren guten alten Cornflakes? Die Menschen haben das seit Generationen gegessen.”
“Jahrtausenden”, murmelte Dori. “Es geht nicht darum, dass es mir nicht passen würde, Dad. Es ist in Ordnung. Es gibt aber Menschen, die gelegentlich ein wenig Abwechslung mögen.”
“Ich nicht.”
Das war kein Scherz. “Es sind nicht alle wie du.”
“Leider.” Dori wusste, dass er das todernst meinte.
“Er allein kennt die Wahrheit”, hatte Deke immer gesagt. “Andere Leute haben nur Meinungen.”
“Ich mache die Sachen wenigstens richtig”, entgegnete ihr Vater. Er war der festen Überzeugung, dass, wenn er etwas zu sagen hätte, “die Welt verdammt besser funktionieren würde.”
“Verdammt ist das Schlüsselwort”, hatte Deke einmal festgestellt.
Im Großen und Ganzen teilte Dori die Meinung ihres Bruders, aber es gab noch zwei andere Dinge, die sie nicht außer Acht lassen konnte: Ihr Vater hatte sie wieder aufgenommen, nachdem sie von Chris verlassen worden war. Und er vergötterte Jake.
Die Tatsache, dass er Jake liebte, ließ sie über vieles hinwegsehen.
“Du tust dem Jungen keinen Gefallen, wenn du ihn in dem Glauben lässt, er könne die Ranch behalten”, fuhr ihr Vater fort. “Du musst einfach Nein sagen.”
“Das habe ich doch. Aber ich muss erst einmal das Angebot von Riley Stratton abwarten.”
Sie hatte sich gestern bei Poppys Vater, dem hiesigen Richter, erkundigt. Er hatte ihr geraten, sich das Angebot auf alle Fälle schriftlich geben zu lassen. Und dieses Schriftstück war noch nicht angekommen.
Also hatte Jake die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Und egal, wie oft seine Mutter Nein sagte, er blieb stur und spekulierte darauf, dass sie ihre Meinung noch änderte.
“Ich werde schon mit Jake fertig”, erklärte sie ihrem Vater, aber der schien davon nicht recht überzeugt zu sein.
Am Freitagmorgen war der Brief in der Post.
Ganz offensichtlich war er von einem Anwalt aufgesetzt worden. Er enthielt eine Aufstellung der Vermögenswerte und das Angebot für Jakes Erbteil.
Es war eine Menge Geld, sodass Dori erst einmal ungläubig auf das Schreiben starrte. Dann fiel ihr ein, was man mit diesem Geld alles machen konnte. Jakes Zukunft war abgesichert. Darüber musste sie sich nun wenigstens keine Sorgen mehr machen. Was für eine Erleichterung! Dank Chris würde es Jake und ihr an
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