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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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dunkel, zu groß, zu
anders,
als dass er ein Gray sein konnte. Nein, Alex und Philip waren keine Zwillinge. Trotzdem gab es diesen Zufall   – der viel zu erstaunlich war, um ein echter Zufall zu sein   –, dass sie beide vor vierzehn Jahren und acht Monaten am selben Tag geboren waren.
    Es kam Alex vor wie eine Offenbarung. Allerdings hatte er keine Ahnung,
was
ihm seine Entdeckung eigentlich offenbarte.
     
    Wieder zu Hause bei den Garamonds musste er sein erstes Abendessen überstehen. Spaghetti bolognese. Flips Eltern tranken Wein, Teri auch. Mum und Dad hätten ihm nie und nimmer erlaubt, zum Abendessen Wein zu trinken, auch nicht mit siebzehn. Sie hätten auch selbst nichts getrunken, wenn sie am nächsten Tag zur Arbeit mussten. Und sie hätten auch nicht gemeinsam gegessen, so wie diese Familie. Von besonderen Anlässenabgesehen, aßen Alex und Sam mit den Tellern auf dem Schoß vor dem Fernseher. Mum und Dad aßen später. Was das Essen selbst anging, war Mum zwar keine schlechte Köchin, aber   … Okay, sie war eine miserable Köchin. Dad war noch schlimmer. Aber Alex war die Kochkünste seiner Eltern gewöhnt; sie wussten, was er gern aß und was nicht. Nach dem Fiasko mit den Croissants hatte es Alex vor dem Abendessen gegraut, Spag bol aß er jedoch für sein Leben gern. Und so gute wie heute hatte er noch nie gegessen. Auch das Knoblauchbrot war fantastisch. Selbst gemacht. Sogar der Salat war essbar, wenn man die Tomaten und die Rote-Bete-Stückchen an den Tellerrand schob. Und die Frühlingszwiebeln. Und den Rettich.
    »Das schmeckt echt total lecker, Mrs Garamond«, sagte Alex.
    Der Vater hob den Blick vom Teller, hörte auf zu kauen und schaute ihn mit offenem Mund an. Die Schwester schnaubte vernehmlich. Flips Mutter rettete Alex unwissentlich, indem sie den »Scherz« weiterspann: »Das hört man gern, junger Mann. Speisen Sie doch gelegentlich wieder bei uns.«
    Sie lachte und die anderen lachten mit, wenn auch ein wenig verunsichert. Alex lief rot an, senkte den Kopf und konzentrierte sich aufs Essen.
Mrs Garamond.
Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
    Wieder rettete ihn die Mutter, indem sie das Thema wechselte. »Morgen früh wird’s ein bisschen eng«, sagte sie zu Teri, »darum hab ich dein Mittagessen schon eingepacktund in den Kühlschrank gestellt. Erinnere mich daran, dass ich dich daran erinnere, dass du es rausnimmst, bevor du zur Schule gehst.«
    Flips Vater riss sich ein Stück Knoblauchbrot ab. »Was gibt es denn morgen Besonderes, Ter?«, fragte er und tunkte das Brot in die Bolognesesoße. »Hast du was vor?«
    »Malham. Erdkundeexkursion.«
    »Aha. Karstgestein.« Der Vater sprach mit vollem Mund. »Lösungsverwitterung, Rinnen und Spalten.«
    »Vielen Dank, Dad.« Teri hob die Gabel. »Jetzt brauche ich nicht mehr an der Exkursion teilzunehmen. Du hast mir alles beigebracht, was es da zu lernen gibt.«
    »Du weißt bestimmt noch nicht, dass Kalkstein   …«
    »Dein
Kinn,
Michael!« Flips Mutter zeigte mit dem Finger darauf.
»Soße!«
    Die Eltern klangen ein bisschen versnobt. Anders als die Tochter. Bei ihnen war der Yorkshire-Akzent so gut wie überhaupt nicht zu hören. Sie schienen gebildete Leute zu sein. Alex warf einen kurzen Blick auf Flips Vater. Um die fünfzig. Haare schon etwas schütter. Brille. Blauschwarze Bartstoppeln. Als er sich das Kinn abwischte, schabten die Stoppeln an der Serviette (eine richtige aus Stoff). Was er wohl beruflich machte? Und die Mutter? Alex stellte sich vor, dass sie eine Boutique besaß. Was den Vater anging   … irgendeine Büroarbeit, den Hängewangen und dem Bauch nach zu urteilen. Er sah aus wie eine aus dem Leim gegangene Ausgabe von Flip.
    »Na, Batsman, wie ist es gelaufen?«, fragte der Vater plötzlich. Er blickte beim Sprechen nicht von seinem Teller auf, weshalb Alex nicht gleich begriff, dass die Frage ihm galt.
Batsman?
Was sollte das denn heißen? Ehe er sich eine Antwort überlegen konnte, setzte Flips Vater, vielleicht, weil er seine Verwirrung spürte, hinzu: »Hast du nicht dienstags nach der Schule Krickettraining?«
    »Das ist richtig, Schatz«, sagte Mrs Garamond, »aber heute ist Montag.«
    »Ach ja?«
    »Irgendwas hat er jedenfalls nach der Schule gehabt«, sagte Teri. »Er ist erst
nach mir
nach Hause gekommen.«
    Alex sah sie über den Tisch an. Wusste sie, dass Miss Sprake ihn dabehalten hatte? Teri musste in der Oberstufe sein, aber vielleicht hatte sie von seinem Zusammenstoß mit Johannsen

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