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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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gewesen, wenn es überhaupt einen gegeben hatte: als Philip nach Hause gehen, Mum und Dad wiedersehen, danach bei David klingeln.
Hallo, ich bin der, der dir die Mail geschickt hat.
Wenn er überhaupt jemanden überzeugen konnte, dann David. Wenn er ihm gegenüberstand, wenn er einen Beweis nach dem anderen lieferte, die Dinge, die niemand außer Alex wissen konnte.
    Aber diese Gelegenheit würde er nun nicht mehr bekommen.
    Inzwischen hatte Dad David bestimmt vor dem Gestörten gewarnt, der sich unter falschem Vorwand in Alex’ Haus eingeschlichen hatte und dann abgehauen war. Wenn Alex jetzt bei David auftauchte, würde ihn Davids Vater festhalten, bis die Polizei kam. Die Polizei. Ob Dad sie verständigt hatte? Wahrscheinlich. David brachte den Namen Philip Garamond bestimmt mit den E-Mails in Verbindung. David würde es Dad erzählen. Und Dad der Polizei.
    Das war ein weiterer Fehler gewesen: dass er Flips Namen benutzt hatte, statt sich einen auszudenken.
    Dieses fürchterliche Schlamassel, in das er sich gebracht hatte   … Er wollte nicht mal darüber nachdenken.
    Trotzdem ging ihm die ganze Zeit dieser eine überwältigende Gedanke im Kopf herum:
Er war noch am Leben.
Er, sein Körper, »Alex«, wer immer er war, war wenigstens nicht tot. Er war von den Toten auferstanden! So kam es ihm in diesem Augenblick vor.
    Na schön, er lag also im Krankenhaus   – im Koma, das schloss er aus Dads Äußerungen   –, aber das war viel, viel besser als tot. Wie war es bloß dazu gekommen, dass er im Koma lag? Egal, entscheidend war, dass man aus einem Koma wieder
aufwachen
konnte. Nach Wochen, Monaten, sogar Jahren. So etwas kam vor. Es stand in der Zeitung, im Fernsehen wurde darüber berichtet. Er konnte jeden Tag aufwachen. Jederzeit. Was wiederum bedeutete   … tja, da war er sich nicht ganz sicher, aber es hatte etwas zu bedeuten. Ganz bestimmt.
    Alex hatte Hunger. Und Durst. Er fror. Er holte das Schuljackett aus der Tasche und zog es über. Was er sich im Zug gekauft hatte, war längst alle; wenn er sich etwas zu essen besorgen wollte, musste er sein Versteck verlassen. Der
SPAR
war inzwischen zu, der andere Supermarkt auch. An der Tankstelle auf der Crokeham Hill Road gab es ein
Tesco Extra,
aber dorthin war es eine halbe Stunde zu laufen. Zu auffällig. Zu riskant. Dad hatte ganz bestimmt die Polizei angerufen. Mr und Mrs Garamond inzwischen sicher auch, um ihren Sohn als vermisst zu melden. Nein, die besten Chancen hatte er, wenn er sich nicht von der Stelle rührte. Das bedeutete, dass er auch hier übernachten musste. Noch eine Schwachstelle an seinem Möchtegernplan: Er hatte keinen Gedanken darauf verschwendet, wo er die Nacht verbringen sollte.
    Kein Platz zum Schlafen, nichts zu essen und zu trinken, keine Möglichkeit, warm und trocken zu bleiben. Na und? Er war wieder zu Hause   … und
er war am Leben.
    Alex kroch tiefer in das Gestrüpp und machte es sich einigermaßen bequem. Es war nicht direkt Camping, aber doch so ähnlich. Er und Dad waren mit ihrem Zweimannzelt so ziemlich überall gewesen: irgendwo auf dem Land in Kent, in Surrey und unten an der Südküste.
Männerwochenenden.
Auch Sam war die letzten Male dabei gewesen, als er etwas älter war. Damit war es ziemlich eng geworden, aber Alex hatte es immer toll gefunden. Der Wind, der über das Zelt strich, das Rauschen der Bäume. Dads schwere Atemzüge und ihre Füße, die inden Schlafsäcken immer aneinanderstießen. Aufwachen bei Vogelgezwitscher. Aus dem Zelt in den Morgennebel spähen, der Tau auf dem Gras, das erste Morgenlicht am Himmel. Dad war immer schon draußen gewesen, hatte Eier mit Speck gebrutzelt. Kaffeeduft.
    Als er so auf seinem improvisierten Lager lag und wegdämmerte, versuchte Alex, an
diesen
Dad zu denken, nicht an den, der ihm den Zeigefinger vor die Brust gestoßen und ihm wütend hinterhergebrüllt hatte.
     
    Um Viertel nach acht am darauffolgenden Morgen saß Alex auf einer Bank an dem Weg, den Alex so oft zur Schule und zurück gegangen war. Der Strom der Schüler zog an ihm vorüber, aber natürlich erkannte ihn niemand. Trotzdem senkte er den Kopf, um jeden Blickkontakt zu vermeiden. Die meisten ignorierten ihn, abgesehen von der verstohlenen Neugier, die ein schulpflichtiger Junge in der verkehrten Uniform auf einer Bank nun mal hervorrief. Ein paar Mädchen schauten länger als nötig in seine Richtung. Auch an seinem vierten Tag als Flip hatte Alex sich noch nicht daran gewöhnt.
    David musste jeden

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