Crash: Thriller (German Edition)
werde dieses verstümmelte Fleisch aufgeben und meine Seele dem Himmel überantworten, wo meine Gedanken in aller Ewigkeit bei Gott ruhen werden.« Seine Hand fuhr noch einmal um seinen Kopf herum und zog den letzten Streifen Stoff ab. Das Tuch fiel zu Boden. »Beten Sie jetzt mit mir, David. Wir wollen dem Herrn unser wahres Selbst zeigen.«
David starrte ihn an. Cyrus hatte ein quadratisches rosafarbenes Gesicht. Seine Lippen waren schmal, seine Augen grau, und über seiner Stirn wuchs schütteres weißes Haar. Sein Gesicht war nicht scheußlich oder verstümmelt. Es wies keine Narben auf und war völlig normal, das Gesicht eines freundlich gestimmten Mannes von etwas mehr als sechzig Jahren.
Er lächelte. »Sie haben mich schon mal gesehen, nicht wahr?«
Das stimmte. David hatte ihn schon mal gesehen.
Joe Dowling von der Defense Information Systems Agency rief nach achtundfünfzig Minuten zurück. »Aryeh? Ich habe die Information, die Sie haben wollten. Ich stecke sie in ein Päckchen, das ich am üblichen Ort für Sie hinterlege.«
Aryehs Hand verkrampfte sich um das Telefon. Er konnte nicht auf die Information warten. Er musste es sofort wissen. »Nein, sagen Sie es mir jetzt. Nennen Sie mir den Namen.«
»Am Telefon? Sind Sie sicher …«
»Ja, am Telefon! Wollen Sie das Geld bekommen oder nicht?«
Es entstand eine Pause. »Okay, ganz wie Sie wollen. Der Netzzugangscode, der von der Kontaktperson in Turkmenistan benutzt wurde, gehört zu einem Direktor der DARPA, der Behörde des Pentagons für Forschungsprojekte. Der Name ist Adam Cyrus Bennett.«
DREIUNDDREISSIG
M ichael weinte, aber es kamen immer noch keine Tränen. Monique gab ihm eine Feldflasche und sagte ihm, er solle einen kleinen Schluck Wasser nehmen. Dann half sie ihm aufstehen und führte ihn zu einem der Hubschrauber. Auf halbem Weg knickten ihm die Knie ein, und er wäre hingefallen, wenn ihn der große Soldat mit der Augenklappe nicht am Arm gepackt hätte. Er war einer der größten Männer, die Michael je gesehen hatte. Er roch schrecklich, wie ein alter Turnschuh.
»Schalom!«, dröhnte er. »Ich heiße Olam.« Seine Stimme war laut, aber das machte Michael nicht so viel aus. Es war besser, als dem eigenen Pulsschlag zuzuhören.
Als sie an dem Hubschrauber ankamen, half ein anderer Soldat Michael beim Einsteigen. Zwei weitere Soldaten nahmen ihn an den Ellbogen und führten ihn zu einer Bank auf der linken Seite der Kabine. Es waren merkwürdig aussehende Soldaten – sie hatten lange, ungepflegte Bärte und trugen schwarze Uniformen und gestrickte Jarmulkes. Aber das war Michael egal. Er war noch nie in einem Hubschrauber gewesen, und er war sehr interessiert daran, sich umzusehen. Die Kabine war ungefähr sieben Fuß breit und gut doppelt so lang, und sie hatte Bänke auf beiden Seiten. Er verdrehte den Hals, um in das Cockpit zu sehen, aber Monique hielt ihn davon ab, aufzustehen, um es sich aus der Nähe anzusehen. Sie setzte sich neben ihn auf die Bank und ließ ihn noch einen Schluck Wasser aus der Feldflasche nehmen, diesmal einen größeren. Dann umarmte sie ihn.
»Oh, Michael! Gott sei Dank! Gott sei Dank!«
Er hätte geschrien, wenn ihn jemand anderes umarmt hätte. Aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich anders an, wenn Monique ihn berührte – nicht so fremdartig und unpassend. Bei seiner Mutter war es genauso gewesen. Michael wurde wirklich nicht gerne umarmt, aber er konnte es ertragen.
»Wie lange warst du in der Wüste?«, fragte sie. »Und wie bist du hierhergekommen? Was hast du mit dem Motorrad gemacht?«
Er antwortete nicht. Er wollte nicht über Tamara reden und auch nicht darüber, wie er sich die Ural beschafft hatte. Stattdessen nahm er noch einen Schluck aus der Feldflasche.
Sie rückte ein bisschen von ihm ab und schaute ihm ins Gesicht. Dann nickte sie. »Das ist okay, Michael. Ich bin nur froh, dass wir dich gefunden haben.«
»Ja, das ist ein Wunder«, sagte Olam. Der einäugige Soldat stand vornübergebeugt neben der Bank, damit er nicht mit dem Kopf an die Kabinendecke stieß. »Wie eine Geschichte aus der Bibel, ja? Der Brunnen in der Mitte der Wüste? Der Gott Abrahams hat uns das Leben schwer gemacht, aber Er hat uns nicht verlassen.«
Michael kam ein Gedanke. Er schaute sich wieder in der Kabine um und zählte alle Leute, die darin waren. »Wo ist David Swift?«, fragte er. »Ist er in dem anderen Hubschrauber?«
Monique senkte den Kopf. Ihre Wangen waren feucht. Sie war nicht
Weitere Kostenlose Bücher