Crash: Thriller (German Edition)
reden.
Sie hielt die Ionenfalle hoch, damit Bennett sie sehen konnte. »Während Sie weg waren, haben wir eins von Steeles Spielzeugen gefunden. Und Dr. Reynolds war so freundlich, mir zu erklären, wie es funktioniert.« Sie warf Monique einen Blick zu, die ihre Arme vor der Brust kreuzte und sich auf die Schreibtischkante setzte. »Wie kurz vor Fertigstellung seines Quantencomputers war Jacob Steele?«
Bennett starrte ein paar Sekunden verständnislos auf die Ionenfalle. Dann schüttelte er den Kopf. »Er war nicht kurz davor.« Seine Stimme war leise und abgehackt. »Das war das Problem.«
»Wirklich?« Sie stellte das Gerät auf den Tisch und klopfte mit einem Fingernagel auf den Glasdeckel. »Auch nachdem Sie ihm diese Millionen Dollar gegeben haben?«
Er schüttelte immer noch den Kopf. David hatte noch nie einen so erschöpft wirkenden Mann gesehen. »Der letzte Prototyp, den er für uns gebaut hat, konnte Berechnungen mit einer Kette von sechzehn Ionen durchführen. Das war ein Rekord, besser als alles, was andere Forscherteams zustande gebracht haben. Aber er war immer noch Lichtjahre entfernt von einer für die Praxis geeigneten Maschine.«
Lucille sah Bennett skeptisch an. »Ich dachte, ein Quantencomputer brauchte nicht viele Ionen. Geht es nicht gerade darum?«
»Nun ja, man braucht mehr als sechzehn, wenn man will, dass der Computer etwas tut, was normale Computer nicht tun können. Man braucht wenigstens fünfzig. Und Jacob fand es schwierig, seine Prototypen zu vergrößern. Er stieß auf technische Probleme.« Bennett verzog das Gesicht. »Die Wahrheit ist, dass die Technik noch nicht so weit ist. Früher oder später werden Physiker einen praxistauglichen Computer bauen, aber es wird noch einige Zeit dauern. Vielleicht fünf Jahre, vielleicht zehn. Und so viel Zeit hatte Jacob nicht.«
»Wie meinen Sie das?«
Bennett wandte sich an David. Der Mann hatte ihn und Monique ignoriert, seit Lucille mit der Befragung begonnen hatte, aber jetzt sah er David in die Augen. »Sie haben Jacob heute Nachmittag gesehen? Bevor er …« Er verstummte. »Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«
David musste an die tief liegenden Augen und die hohlen Wangen denken. »Er sah schrecklich aus. Er hatte Leukämie, nicht wahr?«
»Jacob hatte mehrere Jahre dagegen angekämpft, aber er war dabei, die Schlacht zu verlieren. Ich habe ihn alle sechs Monate besucht, um mich über seine Fortschritte zu informieren, und er schien jedes Mal noch deprimierter und verbitterter zu sein. Er sagte zu mir, sein Leben wäre vergeudet. Er hätte in der Physik nichts erreicht, was als bedeutend bezeichnet werden könnte, und niemand würde sich an ihn erinnern.« Er wandte sich von David ab und starrte auf den Boden. »Jacob versuchte verzweifelt, etwas Wichtiges zu tun, bevor er starb. Und er wusste, dass er keinen Durchbruch im Quantencomputing erzielen konnte. Ich glaube, das war der Grund dafür, dass er die ihm zur Verfügung gestellten Mittel abgezweigt hat.«
Lucille richtete sich auf. Das war die unangenehme Information, auf die sie gewartet hatte. »Wollen Sie damit sagen, dass er das Geld der DARPA für andere Zwecke verwendet hat?«
Bennett holte noch einmal tief Luft. »Erste Anzeichen dafür entdeckte ich vor einem Jahr. Als ich mir seine Tätigkeitsberichte ansah, stellte ich fest, dass er die Installation von dedizierten Glasfaserleitungen in Auftrag gegeben hatte. Es waren teure Hochleistungskabel, die den Server seines Labors mit der Hauptleitung der Telefongesellschaft verbanden.«
David erinnerte sich an die durchtrennten Glasfaserkabel, die er in dem verschmorten Labor wie tote Schlangen von der Decke hatte hängen sehen. Im Nachhinein wurde ihm bewusst, dass die Zahl der Fernmeldeleitungen ungewöhnlich hoch war, dass es viel mehr waren, als ein typisches Labor benötigen würde. »Wofür hat er sie gebraucht?«
»Jacob wich aus, als ich ihm diese Frage stellte. Er sagte, er brauchte eine schnellere Internet-Verbindung. Aber die Glasfaserkabel, die er bestellt hatte, gingen weit über seine persönlichen Bedürfnisse hinaus. Sie konnten Tausende von Gigabits pro Sekunde übertragen. Jacob hätte den gesamten Inhalt der Kongressbibliothek in weniger als einer Minute durch diese Kabel schicken können.« Bennett schüttelte wieder den Kopf. »Ich habe gespürt, dass irgendwas nicht in Ordnung war. Dass Jacob etwas vor mir verbarg, ein vollkommen anderes Forschungsprojekt. Deshalb habe ich ihn ohne
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