Crash: Thriller (German Edition)
Information. Und wir können die in der Kette enthaltene Information verändern, indem wir mit einem Laserstrahl auf die Ionen schießen, was ihre Ausrichtung umkehrt. Aber jetzt kommt das Beste.« Monique legte eine Atempause ein. »Wenn man es mit individuellen Ionen zu tun hat, finden all die verrückten Gesetze der Quantentheorie Anwendung. Partikel sind Wellen, und Wellen sind Partikel, und nichts ist völlig präzise oder vorhersagbar. Und eine der verrückten Konsequenzen der Quantentheorie besteht darin, dass wir ein Ion in etwas versetzen können, das als Überlagerungs- oder Superpositionszustand bezeichnet wird. In diesem Zustand zeigt das Ion zur selben Zeit nach oben und unten.«
Lucille verzog das Gesicht. »Wie bitte? Das ist unmöglich.«
»Es hört sich unmöglich an, aber es ist wahr. Ein Ion in Superposition ist wie ein Schizophrener – es ist eins und null. Es hat gleichzeitig zwei Werte. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie versetzen zwei Ionen in diesen Zustand. Sie haben zur gleichen Zeit vier Werte – eins/eins, null/null, eins/null und null/eins. Und eine Kette von drei Ionen in Superposition hält gleichzeitig acht Werte. Erkennen Sie das Muster?«
Lucille dachte einen Moment darüber nach. Dann nickte sie und lächelte. »Ja, das tue ich. Jedes Mal, wenn Sie der Kette noch ein Ion hinzufügen, verdoppeln Sie die mögliche Datenmenge der Kette.«
»Wieder richtig. Die Kapazität wächst exponentiell, sodass ein Quantencomputer mit einer relativ bescheidenen Ionenzahl eine außerordentliche Datenmenge bewältigen kann. Und wenn sich diese Ionen gegenseitig beeinflussen und anfangen, ihre Daten auszutauschen, führen sie tatsächlich eine ungeheure Zahl von Berechnungen gleichzeitig durch. Wenn man einen Quantencomputer mit nur hundert gefangenen Ionen bauen könnte – und das ist innerhalb des nächsten Jahrzehnts definitiv machbar –, könnte er gleichzeitig Trillionen mal Trillionen Berechnungen durchführen. Er könnte bestimmte Aufgaben Milliarden Mal schneller vollbringen als die besten konventionellen Computer der Welt.«
»Was für Aufgaben? Irgendwas, woran die DARPA interessiert sein könnte?«
»O ja, jede Menge. Ein Quantencomputer wäre ideal, um große Datenbanken zu durchsuchen und nach Mustern Ausschau zu halten, die sich unter Gigabytes von Rauschen verbergen. Oder um Computersimulationen von extrem komplexen Phänomenen zu erzeugen, beispielsweise die Schockwelle, die von einer Atomexplosion ausgelöst wird. Aber am meisten interessiert sich die DARPA für das Knacken von Codes. Ein Quantencomputer könnte asymmetrische Codes brechen, die derzeit als unknackbar gelten. Das sind die Codes, die im Internet zur Verschlüsselung von Kreditkartennummern benutzt werden. Und das Militär benutzt dasselbe Verschlüsselungsschema bei einigen seiner geheimen Datennetze.«
Lucille nickte wieder. Sie ließ sich die gläserne Ionenfalle mit dem Glasdeckel von Monique reichen und studierte das Gerät eine Weile, indem sie es gegen das Licht hielt.
David starrte es ebenfalls an und fragte sich, womit zum Teufel Jacob beschäftigt gewesen war. Schon zur Zeit ihres gemeinsamen Doktorandenstudiums war Jacob ungewöhnlich verschwiegen gewesen, was seine Forschungsprojekte betraf. Es war ein extremer Fall professioneller Sorgfalt: Jacob hatte unglaubliche Angst gehabt, ein anderer Doktorand oder Assistent könnte ihm seine Ideen stehlen. Obwohl er aus allen Details seines Privatlebens kein Geheimnis gemacht und David häufig mit ausführlichen Beschreibungen seiner sexuellen Abenteuer unterhalten hatte – in jener Zeit war er ein wahrer Casanova gewesen –, redete Jacob nie über seine Forschungen. Wenn es um seine Arbeit ging, traute er niemandem.
David machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu, weil er vorhatte, Lucille davon zu erzählen. Genau in diesem Augenblick ging allerdings die Tür auf, und der FBI-Agent mit dem blonden Bürstenhaarschnitt brachte Adam Bennett zurück in den Raum. Sein Gesicht war noch roter als zuvor, und seine Augen waren blutunterlaufen. David hatte den Eindruck, dass er auf der Toilette geweint haben könnte. Oder er hatte sich übergeben. Vorne auf seinem Jackett waren feuchte Stellen.
Lucille lehnte sich in ihrem Sessel zurück und drehte sich so herum, dass sie Bennett anschauen konnte. »Geht es Ihnen jetzt besser?«
Er holte tief Luft und nickte. Es machte den Eindruck, als wäre Agent Parkers Vorhersage korrekt gewesen. Der Mann war bereit zu
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