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Crash: Thriller (German Edition)

Crash: Thriller (German Edition)

Titel: Crash: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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verstand. Die anderen Soldaten drehten sich nach rechts und marschierten davon. Michael veränderte die Haltung seines Kopfs und versuchte, einen besseren Blick durch den Spalt zu bekommen. Dann hörte er ein metallisches Klicken, und der Raum hinter ihm füllte sich mit Licht. Als er sich umdrehte, sah er Tamara.
    Mit der linken Hand hatte sie die Schnur gepackt, mit der sie das Deckenlicht eingeschaltet hatte, eine nackte Glühbirne, die in eine Fassung geschraubt war. In der rechten Hand hielt sie ein Tablett. Es war dunkelbraun wie die Tabletts bei McDonald’s. Auf dem Tablett lagen sieben Päckchen Ketchup und eine Tüte Kartoffelchips, die Großpackung, die für neunundneunzig Cent verkauft wurde. Dazu gab es eine Dose Sprite. Das war Michaels liebster Imbiss, den David Swift normalerweise für ihn als Belohnung zusammenstellte, nachdem er etwas gut gemacht hatte, wenn er beispielsweise alleine zu dem Imbiss an der Ecke gegangen war oder drei Tage lang keinen Wutanfall gehabt hatte. Es war sehr verwirrend, diesen Imbiss hier zu sehen, auf einem Tablett, das Tamara in diesen Raum mit den Betonwänden gebracht hatte. Einen Augenblick lang nahm er an, dass David Swift ihn vorbereitet hatte, und sein Herz schlug ein bisschen schneller. – War David hier? War er schließlich doch gekommen, um ihn zu retten? Aber als Michael an Tamara vorbeischaute, sah er niemanden hinter ihr. Der Raum war abgesehen von der Matratze, auf der er geschlafen hatte, und einem großen Schreibtisch aus Holz leer.
    Tamara machte noch einen Schritt nach vorn und hielt ihm das Tablett hin. »Es ist Zeit zum Essen, Michael. Schau mal, ich hab dir die Sachen gebracht, die du am liebsten isst.«
    Sie stand zu nahe bei ihm. Michael wich zurück bis zur Wand und schob sich dann nach links, um etwas Abstand von ihr zu gewinnen. Tamara trug eine Uniform in Wüstentarnfarbe, die so ähnlich aussah wie diejenigen, die er draußen an den Soldaten gesehen hatte. An ihrer linken Schulter hingen mehrere lose schwarze Fäden aus dem Stoff ihres Hemds herunter, als ob dort ein Aufnäher abgerissen worden wäre. »Komm schon«, sagte sie. »Du tust gerne Ketchup auf die Kartoffelchips, stimmt’s? Genau zwei Tropfen Ketchup auf jeden Chip, nicht? Bruder Cyrus hat gemeint, du wärst sehr wählerisch, was dein Essen betrifft.«
    Michael schüttelte den Kopf. Tamara gehörte nicht zu seinen Freunden. Sie war seine Feindin. Er wandte sich von ihr ab und starrte auf den großen Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand. »Ich heiße Michael Gupta«, sagte er. »Ich wohne in der 110th Street 562 West in New York City.« Das war die Information, die er auf David Swifts Anweisung für den Fall auswendig gelernt hatte, dass er sich verlief. Er sollte sie vor einem Polizisten aufsagen, der ihn dann nach Hause bringen würde. »Bitte, fassen Sie mich nicht an. Ich lasse mich nicht gerne anfassen, weil ich Autist bin. Bitte setzen Sie sich mit meinem Vormund David Swift unter 212-555-3988 in Verbindung.«
    Tamara antwortete nicht sofort. Sie blieb einfach stehen, dann nickte sie. »Okay, ich verstehe. Ich werde dich nicht anfassen.«
    Sie drehte sich um und ging zu dem Schreibtisch. Er hatte fünf Schubladen, von denen drei keine Knöpfe mehr hatten. Tamara stellte das Tablett auf der rechten Seite des Schreibtischs ab. Auf der linken Seite stand ein Computer, ein Sun Ultra 27 Desktop mit einem 22-Zoll-Monitor. Michael kannte sich mit diesem Typ Computer aus. Das Autismuszentrum hatte eine Ultra 27 Workstation in seinem Therapieraum, und er hatte viele Stunden damit verbracht, Computerspiele darauf zu spielen.
    Tamara nahm sich einen Klappstuhl aus Metall, der an der Wand lehnte. Sie klappte den Stuhl auf und stellte ihn vor den Schreibtisch. Dann ging sie zurück in die andere Ecke des Raums und zeigte auf den Stuhl. »Bitte, Michael. Setz dich hin und iss deine Kartoffelchips. Ich bleibe weit weg von dir, siehst du?«
    Er starrte auf die Tüte mit den Chips auf dem Tablett. Er war sehr hungrig. Aber er wollte nichts von dem tun, was Tamara ihm sagte. Stattdessen beschloss er, den letzten Satz seiner Nachricht zu wiederholen. »Bitte setzen Sie sich mit meinem Vormund David Swift unter 212-555-3988 in Verbindung.«
    Tamara deutete weiterhin auf den Stuhl. »Du hast in den letzten achtzehn Stunden nichts gegessen. Du musst umkommen vor Hunger.«
    Michael wusste, dass das eine Übertreibung war. Er kam nicht um vor Hunger. Ein Mensch konnte drei bis sechs Wochen

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