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Crash: Thriller (German Edition)

Crash: Thriller (German Edition)

Titel: Crash: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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Tablett.
    »Es ist schrecklich, wenn man mit ansehen muss, wie mit den Menschen, die man liebt, etwas Schlimmes passiert. Manchmal kann man ihnen nicht helfen. Es gibt nichts, was man tun kann.« Tamaras Hand erreichte seine Schulter. »Cyrus hat mir erzählt, dass sie an einer Überdosis gestorben ist. Einer Überdosis Methamphetamin.«
    Er schloss die Augen. Seine Mutter war gestorben, als er sechs Monate in New York lebte. David Swift und Monique Reynolds hatten einen Gedenkgottesdienst für sie organisiert. Ein Geistlicher in einem schwarzen Anzug hatte hinter einem Sarg aus schimmerndem Holz gestanden, das so stark glänzte, dass der Sarg alle Lampen in der Kirche widerspiegelte. Michael wollte den Sarg öffnen, um seine Mutter ein letztes Mal zu sehen, und als man ihn das nicht tun ließ, begann er zu schreien. Er beruhigte sich erst, als David Swift ihm die Wahrheit erzählte. Er sagte, Elizabeth sei zwei Wochen tot gewesen, als man sie gefunden habe. Ihre Leiche war bereits zur Hälfte verschwunden. Es gab nichts mehr zu sehen.
    Tamara drückte seine Schulter. Das Gefühl war unerträglich. »Ich weiß, wie das ist, Michael. Mein kleiner Bruder Jack war auch rauschgiftsüchtig. Er ist zwischendurch monatelang verschwunden gewesen. Ich habe mich heiser geschrien, weil ich versucht habe, ihn dazu zu bringen, dass er aufhört. Aber er hat nicht auf mich gehört. Als ich ihn am Greyhound-Bahnhof in Louisville zum letzten Mal sah, war sein Gesicht gelb, und viele seiner Zähne waren ausgefallen. Und seine Arme waren übersät mit Einstichnarben.«
    Der Griff an seiner Schulter wurde einen Moment lang fester. Dann ließ Tamara ihn los. Michael holte tief Luft, voller Erleichterung, dass sie ihn nicht mehr berührte. Er wartete ungefähr zehn Sekunden, bevor er ein Auge aufmachte und sah, wie sie sich rechts neben dem Schreibtisch an die Wand lehnte. Sie starrte auf den Zementboden und schüttelte den Kopf. »Das Schlimmste daran war, dass Jack so unglaublich schön gewesen ist. Er hatte die gleichen schwarzen Haare wie du, Michael. Und ein bezauberndes Lächeln.«
    Er warf einen Blick auf ihr Gesicht, einen kurzen, verstohlenen Blick. Da hob sie unvermittelt ihren Kopf und schaute ihn direkt an. Gleichzeitig lachte sie auf. »Aber ich habe gute Neuigkeiten!«, rief sie. »Wundervolle Neuigkeiten! Ich werde Jack sehr bald wiedersehen. Und du wirst deine Mutter sehen und auch deinen Großvater!«
    Ihre Stimme war zu laut. Michael schob seinen Stuhl zurück und versuchte, von ihr wegzukommen. Sie lächelte und zeigte auf die Decke.
    »Das ist es, was der Allmächtige versprochen hat! Er hat sich an Bruder Cyrus gewandt, damit er das Königreich des Himmels öffnet, wo wir uns alle mit denen, die uns nahestehen, voll Freude wieder vereinigen. Mit jedem einzelnen Geschöpf, das der Herr je geschaffen hat! Halleluja! Halleluja!« Sie schaute zur Decke hoch und streckte die Hand danach aus. Dann schaute sie wieder auf Michael. »Von dem Himmelreich hast du schon mal gehört, nicht wahr? Deine Mutter muss dir davon erzählt haben, stimmt’s?«
    Das Wort »Himmel« hatte Michael natürlich schon gehört. Seine Mutter hatte oft die Redensart benutzt: »Das stinkt ja zum Himmel!« Und einmal hatte er ein Kinderbuch in der Hand gehabt, in dem er ein Bild des Himmelreichs gesehen hatte, einen Ort hoch oben in der Luft, wo Tote Flügel hatten und auf den Wolken gingen. Der Geistliche bei dem Gedenkgottesdienst für seine Mutter hatte auch davon gesprochen, er hatte gesagt, dass Elizabeths Seele in den Himmel aufgestiegen sei. Aber Michael wusste, dass das ebenfalls eine Übertreibung war. Es gab kein Himmelreich über den Wolken, in das Seelen aufsteigen konnten. Über der Erde waren die Schichten der Atmosphäre – Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre, Thermosphäre –, und über denen war das Vakuum des Weltraums. Die Erde drehte sich um die Sonne, und die Sonne raste durch die Milchstraße, und alle Galaxien stoben auseinander, während sich das Universum immer weiter ausdehnte. Michael hatte in der einbändigen wissenschaftlichen Enzyklopädie Illustrationen von all diesen Dingen gesehen. Aber in dem Buch stand nichts über ein Himmelreich.
    »Es gibt kein Himmelreich«, sagte Michael. »Wenn es ein Himmelreich geben würde, hätten Astronomen es mit ihren Teleskopen gesehen.«
    Tamara lachte wieder, sodass ihm die Ohren wehtaten. »Du hast recht! Es gibt kein Reich im Himmel. Die Menschen haben so viele falsche

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