Crash: Thriller (German Edition)
Begrüßung vorzubereiten.«
NEUN
D er Learjet des FBI erhielt Landeerlaubnis für Tel Nof, einen mitten in Israel gelegenen Militärflugplatz. David und Monique saßen in der letzten Reihe der Kabine hinter Lucille. Als das Flugzeug zum Landeanflug auf den Luftwaffenstützpunkt ansetzte, schaute David aus dem Kabinenfenster und sah ein Dutzend F-16 auf dem Rollfeld aufgereiht stehen. Alle dreißig Sekunden startete einer der Jagdflieger mit einem ohrenbetäubenden Röhren und gesellte sich zu der Flugzeugflotte, die den Luftraum des Landes absicherte. Die Luftwaffe der Israelis war als Reaktion auf den iranischen Atomtest in Alarmbereitschaft versetzt worden. Auf der anderen Seite des Stützpunkts hatten sich mehrere gepanzerte Fahrzeuge um einen Betonbunker versammelt. David wusste, dass Tel Nof einer der Standorte war, an denen Israel seine Atomwaffen lagerte. Das Land hatte seine eigenen Atomsprengköpfe und würde sie notfalls zum Einsatz bringen.
Er schüttelte den Kopf. Er konnte sich im Augenblick keine Gedanken über die nukleare Apokalypse machen. Er musste sich auf die Aufgabe konzentrieren, die vor ihnen lag. Er und Monique waren in Israel, weil sie Lucille davon überzeugt hatten, dass sie ihr dabei helfen konnten, Olam ben Z’man aufzuspüren, Jacob Steeles geheimen Kollaborateur. Sie hatten einige Fähigkeiten anzubieten – Monique wusste besser als irgendjemand sonst in Physik Bescheid, während David viele israelische Wissenschaftler durch seine Arbeit bei den »Physikern für den Frieden« kennengelernt hatte. Aber ihr größter Vorteil war ihre Verzweiflung. Falls Lucille nicht damit einverstanden gewesen wäre, sie mitzunehmen, wären sie auf eigene Faust nach Israel gekommen. Michael wurde mittlerweile seit sechsunddreißig Stunden vermisst, ohne dass seine Kidnapper sich gemeldet hätten. Weder David noch Monique hätten eine ruhige Minute, bevor sie ihn gefunden hatten.
Leider geriet ihre Suche ins Stocken, sobald sie in der Hebräischen Universität Jerusalem eintrafen. Sie hatten von Anfang an vermutet, dass Olam ben Z’man – ein Name, der nirgendwo in offiziellen israelischen Unterlagen auftauchte – ein fantasievoller Deckname war, den einer der Professoren der Universität angenommen hatte. Weil die Möglichkeit bestand, dass dieser Professor sein Geheimnis einem Kollegen an der Hochschule anvertraut hatte, machte sich Lucille auf den Weg zum Fachbereich für Informatik und begann damit, die Professoren und Studenten zu befragen. David und Monique nahmen an den Gesprächen teil; sie hatten einige respektable Anzüge und Kostüme mit nach Israel genommen, um einen offizielleren Eindruck zu machen. Einige der Gesprächspartner lachten, als Lucille den Namen Olam ben Z’man ins Spiel brachte. Aber niemand hatte ihn schon mal gehört.
Der einzige andere Hinweis kam von Verizon Communications, die die von Adam Bennett erwähnten Telefongespräche zurückverfolgt hatte, die Anrufe, die Olam ben Z’man mit Jacob Steeles Labor geführt hatte. Die Unterlagen zeigten, dass diese Anrufe tatsächlich von einer Glasfiberleitung in Israel ausgegangen waren. Darüber hinaus war die gleiche Leitung bei anderen Gelegenheiten benutzt worden, um Millionen von Gigabytes an Daten zu übermitteln, manchmal, um die Informationen von Israel zur University of Maryland, und manchmal, um sie in die umgekehrte Richtung zu schicken. Aber den Angestellten der Bezeq – der israelischen Telefongesellschaft – zufolge war die Leitung nicht mit einem Computer an der Hebräischen Universität verbunden. Stattdessen schien der Datenstrom an einer Schaltstation in Ostjerusalem zu enden, auf der palästinensischen Seite der Stadt.
Schließlich beschloss Lucille, um Hilfe zu bitten. Sie rief einen Agenten an, den sie im Schin Bet kannte, dem israelischen Pendant des FBI. Lucille hatte vor ein paar Jahren mit diesem Agenten zusammengearbeitet und ihm geholfen, die Identität eines Imam in Brooklyn festzustellen, der Geld für die Hamas und andere palästinensische Terrororganisationen sammelte – deshalb schuldete er ihr einen Gefallen. Als Erstes bat sie ihn, einen der Fernmeldetechnik-Experten des Schin Bet zu der Schaltstation in Ostjerusalem zu schicken. Dann vereinbarte sie ein Treffen, um mit ihm über die Suche nach Olam ben Z’man zu sprechen. Weil der Agent darauf bestand, sich nur mit Lucille zu treffen, machte sie sich allein auf den Weg zu einem Hummus-Restaurant in der Nähe der Schin-Bet-Zentrale.
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