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Crash: Thriller (German Edition)

Crash: Thriller (German Edition)

Titel: Crash: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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auf seinen Wangen. Er warf das Kopftuch beiseite, kniete auf dem steinigen Boden nieder und senkte den Kopf.
    »Herr der Heerscharen, Herr der Herrlichkeit«, flüsterte er. »Wir ersuchen Dich demütig um Deine Hilfe. Gib uns die Kraft, Deinen Willen auszuführen. Führe unsere Hände, damit wir dieser verdorbenen Welt Deine liebevolle Erlösung bringen können. Und führe unsere Herzen, damit wir Dein Himmlisches Reich ohne Scham betreten können.« Seine Stimme brach. Seine Kehle war von der Wüstenluft ausgetrocknet. »O Herr, Du bist so nahe! In kurzer Zeit werden wir die Pforten des Himmels öffnen und vor Dir stehen! Wir werden vor Deinem Thron knien und Dein gesegnetes Gesicht schauen!«
    Vor Inbrunst zitternd beugte er sich vor, bis seine Stirn den Boden berührte. Dann betete er ohne Worte.
    Mehrere Minuten vergingen. Cyrus konnte nicht genau sagen, wie viele; wenn er betete, befand er sich in einer Welt, in der es unmöglich war, den Überblick über die Zeit zu behalten. Aber irgendwann hörte er Schritte, und deshalb schlug er die Augen auf. Er erhob sich und sah, wie einer seiner Leibwächter den Hügel hoch auf ihn zukam.
    Es war Tamara, seine Favoritin, die wahrste seiner Wahren Gläubigen. Sie war hochgewachsen und geschmeidig, hatte eine Uniform in Wüstentarnfarbe an und trug einen M-4-Karabiner. Ihre Haare waren so kurz, dass er keines unter ihrem Kevlar-Helm hervorlugen sah. Sie sah wie eine normale Soldatin aus, eine junge, frisch aussehende amerikanische Infanteristin, und das war genau das, was sie bis vor drei Jahren gewesen war, als Bruder Cyrus sie für seine Sache rekrutiert hatte. Er hatte festgestellt, dass die US Army eine gute Adresse war, um seine Anhänger anzuwerben. Es gab so viele verwundete Seelen, so viele Soldaten, die sich verzweifelt nach der Führung des Herrn sehnten.
    Cyrus hob sein Kopftuch auf und wickelte es sich rasch um den Kopf. Selbst Tamara, seiner engsten Anhängerin, war es nicht erlaubt, sein Gesicht zu sehen. Es war zu abstoßend.
    Sie zögerte und blieb in einer Entfernung von ungefähr fünf Fuß in Habtachtstellung stehen. Schon wollte sie ihre rechte Hand zum militärischen Gruß erheben, aber sie brach ihn noch rechtzeitig ab. Bruder Cyrus hatte seinen Anhängern viele Male gesagt, dass es nicht nötig sei, vor ihm zu salutieren, aber sie taten es manchmal trotzdem. »Friede sei mit dir, Bruder«, sagte sie. »Bist du bereit, ins Basislager zurückzukehren? Mir gefällt es nicht, wenn du dich zu lange hier im Freien aufhältst.«
    Er nickte. »Ja, ich bin fertig. Ich habe gerade meine Gebete beendet.« Er lächelte hinter seiner Maske. Dann begann er, den Hügel hinunterzugehen, wobei er mit seinen Füßen auf dem felsigen Abhang vorsichtig auftrat. »Wie stehen die Dinge heute Morgen im Lager? Hat Michael Gupta sich inzwischen eingelebt?«
    Tamara passte sich seinem Tempo an. »Michael hat die ganze Nacht damit verbracht, die Logos-Datei zu studieren. Ungefähr vor einer Stunde hab ich ihm gesagt, dass er eine Pause machen soll, aber er wollte nicht vom Computer aufstehen. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er den ganzen Tag davor verbringt.«
    Cyrus lächelte wieder. Er hatte vermutet, dass das Kind von dem Programm fasziniert wäre. Das junge Genie konnte der Versuchung nicht widerstehen, es sich anzusehen. Und mit der Hilfe des Herrn würde er seinen Auftrag bald erfüllen. »Hat er irgendwelche Änderungen an der Datei vorgenommen?«
    »Nein, noch nicht. Der Junge scrollt seit Stunden durch den Code, aber er hat noch keine einzige Änderung vollzogen. Das ist äußerst merkwürdig.« Sie starrte auf den Horizont, während sie bergab ging. Die Sonne versengte bereits die braune Landschaft. »Weißt du, was ich glaube, Bruder? Ich glaube, er lernt den Code auswendig. Und er macht alle Änderungen im Kopf.«
    »Das würde mich nicht überraschen. Was würdest du anderes von dem Ururenkel Albert Einsteins erwarten? Sobald er das Programm vervollständigt hat, werden wir ihn überzeugen, dass er es für uns niederschreibt.«
    »Er ist traurig, Bruder. So traurig. Das Leben ist so ungerecht zu ihm gewesen.« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat so viel gelitten. Und das hat er nicht verdient.«
    Cyrus blieb am Abhang stehen und betrachtete sie eindringlich. Tamara war normalerweise eine entschlossene Soldatin, eine gelassene und nicht aus der Ruhe zu bringende Gotteskriegerin, aber jetzt machte sie einen bekümmerten Eindruck. Als sie neben ihm anhielt, den

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