Crash: Thriller (German Edition)
David zeigte noch einmal auf den ramponierten Zylinder. »Innerhalb weniger Stunden nach dem Atomversuch ist er hierhergeeilt und hat diesen Prototyp zerstört. Deshalb muss Excalibur etwas mit der Gefahr zu tun haben. Der Röntgenlaser ist ein Teil der Bedrohung.«
Lucille stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihn ungläubig an. »Excalibur ist eine Verteidigungswaffe, sie ist dazu gedacht, Raketen abzuschießen. Wie zum Teufel kann sie eine Bedrohung darstellen?«
David schüttelte erneut den Kopf. Er dachte daran, was Monique ihm über die It-from-Bit-Hypothese und das berechenbare Universum erzählt hatte. Er dachte an die Caduceus-Anordnung, an das Paar der Ein-Ionen-Uhren, die in der Beit Schalom Jeschiwa und in der University of Maryland versteckt waren. Und er erinnerte sich an das letzte Mal, als er Jacob Steele gesehen hatte, im Gang vor dem Hörsaal in der Columbia. Da ist noch etwas, dachte David. Ich übersehe etwas. Es bewegte sich am Rand seines Gedächtnisses, gerade außerhalb seiner Reichweite.
»Ich kann es nicht erklären«, sagte er. »Aber ich weiß, dass ich recht habe.«
Die Sonne ging über dem Mittelmeer unter, als sie Soreq verließen. Aryeh und Lucille saßen wie zuvor auf den Vordersitzen der Limousine, David und Monique hinten, aber niemand redete oder stellte das Radio an. Sie waren Oscar Loebner keinen Schritt näher gekommen. Sie hatten ein neues Indiz gefunden, aber keinerlei Hinweise auf den Aufenthaltsort des Mannes. Wenn sie genug Zeit zur Verfügung hätten, könnten sie vielleicht alle Kollegen Loebners befragen, seine Bewegungen nachvollziehen und das Geheimnis seines Verschwindens aufdecken – was er mit der Caduceus-Anordnung entdeckt hatte, warum er den Röntgenlaser demoliert und was er mit Michaels Entführung zu tun hatte. Aber David wusste, dass sie nicht genug Zeit hatten. Die Zeit lief ihnen davon.
Er schaute aus dem Seitenfenster, während sie zurück nach Jerusalem fuhren. Die Telefonmasten neben der Autobahn warfen lange Schatten im Licht des Spätnachmittags, das die Felder mit einem milden goldenen Schleier überzog. Im Moment war seine größte Befürchtung, dass Lucille beschließen würde, zurück nach Amerika zu fliegen. Angesichts ihrer mangelnden Ergebnisse war es durchaus möglich, dass sie nach New York zurückkehren wollte, um den Fortgang ihrer Ermittlungen zu überdenken. David wusste, dass dies ein Fehler wäre, aber er hatte wenig Hoffnung, Lucille umstimmen zu können, falls sie diese Entscheidung getroffen hatte. Obwohl er ein gutes Verhältnis zu Agent Parker aufgebaut hatte, war er am Ende trotzdem nur ein Zivilist.
Als sie die Hälfte der Strecke nach Jerusalem zurückgelegt hatten und die Autobahn in die judäischen Berge anstieg, hielt Aryeh an einer Raststätte, um zu tanken. Zum Glück war nicht viel Verkehr, und an der Tankstelle herrschte wenig Betrieb. Währenddessen öffnete Lucille ihre große schwarze Handtasche und holte einen Lippenstift heraus. David warf Monique einen nervösen Blick zu, bevor er sich an Lucille wandte.
»Wie soll es denn jetzt weitergehen?«, fragte er mit angespannter Stimme. »Bleiben wir in Israel oder fliegen wir in die Staaten zurück?«
Lucille wirkte verblüfft. Sie ließ den Lippenstift sinken und schaute über die Schulter. »Machen Sie sich keine Sorgen, Swift. Wir haben hier noch einige Dinge zu erledigen.«
Er wusste nicht, ob sie die Wahrheit sagte oder nur versuchte, ihn zu beruhigen. »Wirklich? Ich hab das Gefühl, wir wären hier vor eine Wand gelaufen.«
»Nein, das verstehen Sie nicht. Ermittlungen sind harte Arbeit. Sie können nicht erwarten, dass Sie bei jeder Befragung einen Durchbruch erleben. Die meiste Zeit erreichen Sie gar nichts. Sie müssen viele Methoden ausprobieren, bis Sie diejenige finden, die Ihnen Ergebnisse beschert.«
»Aber wie sieht der nächste Schritt aus? Niemand weiß, wo Loebner hingegangen ist, nachdem er Soreq verlassen hat. Inzwischen könnte er überall sein.«
»Ich hab mir gedacht, dass wir vielleicht aufhören sollten, uns so sehr auf Oscar Loebner, den Informatiker, zu konzentrieren. Er ist ja außerdem Olam ben Z’man, der Kabbala-Spinner. Er hat Verbindungen zur Beit Schalom Jeschiwa und zu den rechts stehenden jüdischen Siedlern auf dem Westufer. Und das Bureau hat Informationen über die extremeren Rechten, weil sie Verbündete in den Staaten haben.«
»Sie glauben, Loebner könnte sich in einer Siedlung im Westjordanland
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