Crash: Thriller (German Edition)
hatte Laserstäbe, die die Röntgenstrahlung von der Atomexplosion absorbieren konnten, stimmt’s? Und jeder Stab konnte auf ein anderes Ziel gerichtet werden, sodass die Laserstrahlen eine ganze Welle von Raketen abschießen konnten, nicht?«
»Ja, es war eine verrückte Strategie, wahnsinnig ambitioniert. Die Regierung hat Hunderte von Millionen dafür ausgegeben.« David beugte sich über das Tatortband und zeigte auf die abgebrochenen Stangen in dem Zylinder. »Sehen Sie die gezackten Stücke? Das sind Teile von den Laserstäben. Jeder Stab war ungefähr einen Meter lang und bestand aus Hunderten von Metallfäden, die alle miteinander gebündelt waren wie die Drähte in einem Elektrokabel.« Er bewegte die Hand und zeigte auf die abgebrochenen Streben. »Das ist die Stelle, wo der Gefechtskopf hinkäme. Unmittelbar vor dem Start sollte der atomare Sprengkopf in den Zylinder gesetzt werden, neben die Laserstäbe. Im Fall der Detonation würden die Atome in den Metallfäden die Strahlung von der Explosion absorbieren und sie in einem Laserstrahl freisetzen, der durch den Stab geschickt würde. Die Atomexplosion würde natürlich die gesamte Apparatur zerstören, aber die Laserstrahlen würden aus den Enden der Stäbe abgeschossen werden, unmittelbar, bevor das Gerät pulverisiert wurde. Und weil die Strahlen eine Frequenz im Röntgenbereich hätten, könnten sie viel mehr Energie transportieren als ein gewöhnlicher Laser und damit eine sowjetische Rakete herunterholen.«
Monique stieß einen Pfiff aus. Sie starrte den Zylinder noch ein paar Sekunden lang an, bevor sie sich wieder an David wandte. »Es war ja vielleicht eine verrückte Strategie«, sagte sie. »Aber technisch gesehen ist es ein ziemlich tolles Ding.«
»Es war eine bahnbrechende Erfindung«, gab er zu. »Die Wissenschaftler in Livermore haben etwas zu erreichen versucht, was noch nie zuvor unternommen worden war. Und sie hatten bei den ersten Tests einige Erfolge vorzuweisen. Sie haben auf dem Versuchsgelände in Nevada Prototypen von Excalibur gebaut und die Röntgenlaser neben den Atombomben platziert. Als die Bomben explodierten, stellten die Wissenschaftler fest, dass aus den Prototypen Laserstrahlen herauskamen. Teller sagte voraus, dass Excalibur in ein paar Jahren eingesetzt werden könnte. Aber das Projekt stieß auf technische Probleme, und die Regierung strich die finanzielle Unterstützung. Dann brach die Sowjetunion zusammen, der Kalte Krieg war beendet, und die Vereinigten Staaten stoppten alle Atomversuche. Das bedeutete das Ende von Excalibur.« Er nickte grimmig. »Und glauben Sie mir, das war verdammt gut so. Wir sollten versuchen, Atomsprengköpfe abzuschaffen, und sie nicht im Weltraum stationieren.«
Zu Davids Überraschung widersprach ihm niemand. Es herrschte Stille in dem Raum. Nach einiger Zeit meldete sich Aryeh zu Wort. »Okay, jetzt wissen wir, worum es sich bei dem Ding handelt. Livermore hat Soreq über die Erkenntnisse der Amerikaner unterrichtet, sodass die israelischen Wissenschaftler ihren eigenen Prototyp bauen konnten. Aber warum ist Loebner nach all diesen Jahren hierhergekommen, um ihn zu zerstören? Was hat das für einen Sinn?«
»Vielleicht ist Loebner ein Verräter?«, schlug Lucille vor. »Vielleicht arbeitet er mit den Iranern zusammen. Und deshalb sabotiert er ein Abwehrsystem, mit dem iranische Raketen abgeschossen werden könnten.«
»Aber Excalibur war noch im Versuchsstadium«, betonte Aryeh. »Unsere Streitkräfte haben es auf Eis gelegt und vergessen. Und Israel hat andere Raketenabwehrsysteme, die bereits installiert sind – die Patriot-Raketen, die Arrow-Abfangraketen. Wenn Loebner auf Sabotage aus war, warum hat er sich nicht die vorgenommen?«
»Weil die einsatzfähigen Systeme besser gesichert sind«, antwortete Lucille. »Loebner hat zerstört, was er zerstören konnte, und dann ist er verschwunden.«
Aryeh lächelte skeptisch. Er sagte nichts, war aber eindeutig anderer Meinung.
David schüttelte den Kopf. »Nein, Loebner gehört nicht zu den Bösen. Wir wissen, dass er mit Jacob Steele an einem Experiment zusammengearbeitet hat. Und am Morgen des iranischen Atomwaffentests haben sie etwas entdeckt, was sie beunruhigt hat. Eine Anomalie im Zeitablauf, ein Riss in der Funktionsweise der …«
»Das sind bloße Spekulationen«, unterbrach ihn Lucille. »Was wir brauchen, sind Informationen. Wir müssen unbedingt …«
»Loebner hat die Gefahr erkannt und Maßnahmen ergriffen.«
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