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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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legale Weise getötet hatte, mit der man heute noch einer Person das Leben nehmen kann? Der Autounfall wird im Inneren dirigiert von den Vektoren von Geschwindigkeit, Gewalt und Aggression. Reagierte Catherine auf das Abbild dieser drei, das, ähnlich wie auf einer fotografischen Platte oder einem Illustriertenbild, in den dunklen Blutergüssen meines Körpers und den Umrissen des Lenkrads festgehalten war? Die Narben über der gerichteten Fraktur meiner linken Kniescheibe reproduzierten exakt die vorstehenden Schalter von Scheibenwischern und Standlicht. Als ich mich dem Orgasmus näherte, seifte sie ihre Hand alle zehn Sekunden ein, sie hatte ihre Zigarette vergessen und konzentrierte sich ausschließlich auf diese Körperöffnung von mir, wie die Krankenschwestern, die sich in den ersten Stunden nach meinem Unfall meiner angenommen hatten. Als mein Samen in Catherines Handfläche spritzte, hielt sie meinen Penis fest umklammert, als wäre dieser erste Orgasmus nach meinem Unfall ein einmaliges Ereignis für sie. Ihr kalter Blick erinnerte mich an die italienische Gouvernante, die im Dienste eines Buchhalters aus Milano gestanden hatte, mit dem wir einmal einen Sommer in Sestri Levante verbracht hatten. Diese spröde, affektierte Jungfer hatte ihr Leben an das Geschlechtsorgan eines zweijährigen Jungen verschwendet, den sie beaufsichtigte, indem sie ständig seinen kleinen Penis geküßt und die Eichel mit der Zunge gekitzelt hatte, um ihn zu versteifen. Hinterher hatte sie ihn dann mit immensem Stolz herumgezeigt.
    Ich nickte ihr zu, während meine Hand unter der Bluse auf ihrer Hüfte ruhte. Ihr herrlich nymphomaner Verstand, der seit Jahren mit einer Diät von Flugzeugunglücken, Kriegsberichten und von in verdunkelten Kinos vermittelter brutaler Gewalt gefüttert wurde, stellte eine unverzügliche Verbindung zwischen meinem Unfall und all den alptraumhaften Fatalitäten der Welt her, die sie als Teil ihrer sexuellen Ausschweifungen wahrnahm. Ich streichelte ihre warmen Schenkel, spürte eine Träne zwischen ihren Beinen, dann spielte ich mit dem Zeigefinger mit der blonden Schamhaarlocke, die sich wie eine Flamme vom oberen Apex ihrer Vagina emporkräuselte. Ihre Lenden schienen von einem exzentrischen Kurzwarenhändler ausgestattet worden zu sein.
    In der Hoffnung, das übersteigerte Entzücken zu dämpfen, das mein Unfall in Catherine bewirkt hatte - der nun, in der Erinnerung, noch größer, gräßlicher und spektakulärer war -‚ begann ich, ihre Klitoris zu streicheln. Sie verließ mich, außer sich vor Raserei, bald wieder und küßte mich fest auf den Mund, als ob sie kaum erwarten würde, mich lebend wiederzusehen. Die ganze Zeit über redete und redete sie wie in der Vorstellung, mein Unfall habe überhaupt noch nicht stattgefunden.

    Kapitel Fünf

    »Du möchtest fahren? Aber deine Beine… James, du kannst kaum gehen!«
    Wir fuhren über die wenig befahrene Western Avenue, der Tacho zeigte über neunzig Stundenkilometer, und in Catherines Stimme schwang eine beruhigende Note weiblicher Verzweiflung mit. Ich lehnte mich in den Schalensitz ihres Sportwagens zurück und sah glücklich zu, wie sie ihr blondes Haar aus den Augen strich. Ihre schlanken Hände ließen in Intervallen das mit Leopardenfell überzogene Miniaturlenkrad los und griffen wieder danach. Seit meinem Unfall hatte sich Catherines Fahrstil verschlechtert, nicht verbessert, als wäre sie nun sicher, daß die unsichtbaren Mächte des Universums ihr ein sicheres Befahren der betonierten Schnellstraßen sichern würden.
    Im letzten Augenblick deutete ich auf einen Lastwagen, der vor uns aufragte, sein Anhänger schwenkte auf abgefahrenen Reifen von einer Seite zur anderen. Catherine betätigte die Bremse mit ihrem kleinen Fuß und lenkte den Wagen um den Laster herum auf die dem langsamen Verkehr vorbehaltene Fahrspur. Ich legte die Broschüre der Autovermietung beiseite und betrachtete die unbenützten Rollbahnen des Flughafens durch den Gitterzaun. Ein tiefer Friede schien über dem bleichen Beton und dem ungemähten Gras zu liegen. Die Glaswände der Flughafengebäude und mehrstöckigen Parkhäuser gehörten einer verwunschenen Landschaft an.
    »Du willst einen Wagen mieten… wie lange?«
    »Eine Woche. Ich werde mich in der Nähe des Flughafens aufhalten. Du wirst mich vom Büro aus im Auge behalten können.«
    »Das werde ich.«
    »Catherine, ich muß mehr herausbekommen.« Ich trommelte mit beiden Fäusten gegen die

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