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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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Transistorradio. Der Hausmeister, ein junger Mann mit fast hüftlangem Haar, war in sein Büro zurückgekehrt, das neben dem Fahrstuhleingang im Keller lag. Er saß an seinem Metallschreibtisch und hatte einen Arm um seine mädchenhafte Freundin gelegt. Ohne weiter auf ihre respektvollen Blicke zu achten, ging ich wieder in den Hof. Die Allee, die zum nächstgelegenen Einkaufszentrum führte, war verlassen, die Autos parkten Bug an Heck unter den Bäumen. Froh darüber, endlich wieder ungestört gehen zu können, ohne von einer aggressiven Hausfrau von den Beinen geschlagen zu werden, spazierte ich die Allee hinab und lehnte mich hier und da an einen polierten Zaun. Es war eine Minute vor vierzehn Uhr, das Einkaufszentrum war verlassen. Wagen drängten sich in der Hauptdurchgangsstraße oder parkten zweireihig in den Seitenstraßen, während ihre Fahrer sich drinnen vor dem heißen Sonnenlicht verbargen. Ich überquerte den fliesenbelegten Platz vor dem Einkaufszentrum und stieg die Treppe zum Dachparkplatz des Supermarktes empor. Keiner der mehr als hundert Parkplätze war unbelegt, die Reihen der Windschutzscheiben reflektierten das Sonnenlicht wie ein gläserner Schildkrötenpanzer.
    Als ich mich über die Betonbrüstung des Daches lehnte, fiel mir zum ersten Mal die tödliche Stille auf, die über der Landschaft lag. Durch eine seltsame Fügung der Flughafenkontrolle startete oder landete augenblicklich kein Flugzeug. Der Verkehr auf den Schnellstraßen war auf der südlichen Fahrbahn zum Erliegen gekommen. Auf der Western Avenue kauerten die stehenden Autos und Flughafenbusse in ihren Fahrstreifen und warteten auf den Wechsel der Lichtzeichen. Ein Kleeblatt führte drei Fahrzeugreihen auf die Überführung, und von dort auf die neue südliche Verlängerung der Schnellstraße.
    Während meines Krankenhausaufenthaltes hatten die Ingenieure das gewaltige Deck eine halbe Meile weiter nach Süden vorangetrieben. Als ich mir die stumme Landschaft näher betrachtete, wurde mir klar, daß die gesamte Zone, welche die Landschaft meines Lebens definierte, nun von einem künstlichen Horizont begrenzt wurde, der von den aufstrebenden Säulen und Gestaden der Schnellstraßen und deren Zufahrten und Überführungen gebildet wurde. Diese umgaben die Fahrzeuge unter mir wie ein mehrere Meilen durchmessender Krater.
    Die Stille dauerte an. Hier und dort räkelte sich ein Fahrer hinter dem Lenkrad, wenn ihm im heißen Sonnenlicht unbehaglich wurde, und ich hatte das Gefühl, als wäre die Welt plötzlich stehengeblieben. Die Verletzungen meiner Knie und meiner Brust waren Fanale, verbunden mit einer ganzen Reihe von gekoppelten Transmittern, die mir selbst unbekannte Signale übermittelten, welche diese riesige Stasis aufheben und die Fahrer befreien und ihren wahren Zielen zuführen würden, den Paradiesen elektrischer Schnellstraßen.
    Die Erinnerung an diese außergewöhnliche Stille blieb lebhaft in meiner Erinnerung verankert, als Catherine mich in ihrem Wagen zu meinem Büro in Shepperton fuhr. Auf der Western Avenue fuhr der Verkehrsstrom von einem Stau zum nächsten. Über uns bluteten die Geräusche der vom Flughafen startenden Flugzeuge den Himmel aus. Mein Blick auf eine unbewegliche Welt, auf Tausende von Fahrern, die passiv in ihren Autos auf den Straßen entlang des Horizontes saßen, schien eine einzigartige Vision dieser Maschinenlandschaft gewesen zu sein, eine Einladung, die Viadukte unseres Geistes zu erkunden.
    Oberste Notwendigkeit für mich war es, meine Rekonvaleszenz zu beenden und einen Wagen zu mieten. Als wir die Werbestudios erreichten, fuhr Catherine rastlos auf dem Parkplatz umher und wollte mich nur widerwillig aussteigen lassen. Der junge Fahrer von der Autovermietung sah von seinem Wagen aus zu, wie wir ihn umkreisten.
    »Kommt Renata mit dir?« fragte Catherine.
    Der Scharfsinn dieser beiläufig gemachten Äußerung überraschte mich.
    »Ich dachte, sie könnte vielleicht mitkommen - vielleicht ermüdet mich das Autofahren wieder mehr als vermutet.«
    »Ich bin überrascht, daß sie dich überhaupt ans Steuer läßt.«
    »Du bist doch nicht etwa neidisch?«
    »Ein wenig vielleicht schon.«
    Um jeder Allianz zwischen den beiden Frauen von vornherein entgegenzuwirken, stieg ich aus dem Auto aus und verabschiedete mich von Catherine. Die nächste Stunde verbrachte ich in den Produktionsbüros und unterhielt mich mit Paul Waring über die vertraglichen Schwierigkeiten, die den Autowerbefilm

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