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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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offener Glassarg über mir auf.
    In der Wohnung ging ich rastlos auf und ab und suchte nach dem Notizblock, auf dem Catherine ihre Telefonate notierte. Ich wollte alle Nachrichten ihrer Geliebten lesen - nicht aus sexueller Eifersucht, sondern weil ihre Affären ohnehin vor dem, was Vaughan mit uns allen vorhatte, zur Bedeutungslosigkeit zerstoben.
    Catherine war mir gegenüber außergewöhnlich wohlwollend und großzügig. Sie drängte mich weiter dazu, mich mit Helen Remington zu treffen, so sehr, daß ich manchmal der Meinung war, sie würde die Grundlagen für eine stark le sbisch angehauchte Dreierbeziehung mit obskuren gynäkologischen Beschwerden legen - die Interkontinentalpiloten, mit denen sie wahrscheinlich verkehrte, trugen mehr Krankheiten an sich als die verschreckten Einwanderer, die Helen Remingtons Büros passierten.

    Ich verbrachte den ganzen Morgen auf den Zufahrtsstraßen zum Flughafen und suchte nach Vaughan. Ich beobachtete den Verkehrsstrom von den Parkplätzen verschiedener Tankstellen entlang dem Western Avenue. Ich hielt mich auf der Suchplattform des Oceanic Terminal auf und hoffte, Vaughan bei der Verfolgung eines bekannten Popstars oder Politikers zu entdecken
    In weiter Ferne bewegte sich der Verkehr kriechend über das entblößte Deck der Überführung. Aus unerfindlichen Gründen erinnerte ich mich plötzlich daran, daß Catherine einmal gesagt hatte, sie wäre erst dann zufriedengestellt, wenn jeder in der Welt erdenkliche Akt der Kopulation stattgefunden habe. Irgendwo in diesem Nexus aus Beton und strukturiertem Stahl, in diesem verschwenderisch ausgestatteten Areal von Verkehrszeichen und Zubringerstraßen, Statuten und Konsumgütern, eilte Vaughan wie ein Bote in seinem Automobil dahin, sein vernarbter Ellbogen ruhte auf dem verchromten Fenstersims, und so kreuzte er in einem Traum von Gewalt und Sexualität hinter einer ungewaschenen Windschutzscheibe über die Schnellstraßen.
    Ich gab meine Bemühungen auf Vaughan zu finden, und fuhr in die Studios nach Shepperton. Ein riesiger Lastwagen blockierte die Einfahrt, der Fahrer unterhielt sich brüllend mit zwei Kommissionären. Auf der Ladefläche des Lastwagens lag ein schwarzer Citroen Pallas, dessen lange Motorhaube durch einen Frontalzusammenstoß eingedrückt war.
    »Was für ein gräßlicher Anblick.« Renata trat neben mich ins Sonnenlicht, während ich den Wagen parkte. »Hast du dieses Ding bestellt, James?
    »Es wird für den Taylor-Film gebraucht - heute nachmittag wird eine Unfallszene gedreht.«
    »Erzähl mir bloß nicht, daß sie dieses Ding fahren wird.«
    »Sie wird ein anderes Auto fahren - dieses hier wird nur für die Aufnahmen nach dem Unfall verwendet werden.«

    Später am Nachmittag dachte ich an Gabrielles verkrüppelten Körper, während ich die geschminkte Schulter der so unvergleichlich bezaubernderen Filmschauspielerin betrachtete, die hinter dem Lenkrad des zerschmetterten Citroen saß. Die Tontechniker und Beleuchter betrachteten sie aus diskreter Entfernung wie das tatsächliche Opfer eines Unfalls. Die Maskenbildnerin, ein kultiviertes Mädchen mit einem erfrischenden Sinn für Humor - ganz anders als jene Krankenschwestern, deren Gegenteil sie in gewisser Weise war-, hatte über eine Stunde an den simulierten Wunden gearbeitet.
    Die Schauspielerin saß bewegungslos im Auto, während letzte Pinselstriche das elaborierte Netzwerk aus Blut vollendeten, das wie eine rote Mantilla von ihrer Stirn nach unten verlief. Ihre schlanken Hände und Unterarme waren von simulierten Blutergüssen überzogen. Sie nahm bereits die Position eines Unfallopfers ein, ihre Finger betasteten hilflos die karmesinrote Farbe auf ihren Knien, sie hatte die Schenkel etwas vom Sitz angehoben, als würde sie vom einer groben Membranschleimhaut zurückschrecken. Ich sah ihr zu, wie sie nach dem Lenkrad griff, dessen Struktur sie kaum wiederzuerkennen schien.
    Auf der Ablage unten dem eingedrückten Armaturenbrett lag der staubige Satinhandschuh einer Frau. Stellte sich die Schauspielerin unter ihrer Todesbemalung das wirkliche Opfer vor, das bei dem fatalen Unfall des Wagens verletzt worden war - eine frankophile Vorstadthausfrau, oder vielleicht eine Stewardeß der Air France? Nahm sie instinktiv die Pose jener Frau ein und übertrug sie etwa die Verletzungen eines alltäglichen Unfalls, die bald vergessenen Blutergüsse und Schürfwunden, auf ihre eigene, überragende Person? Sie saß wie eine Göttin in dem Unfallwagen,

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