Crash
Renatas überraschte mich. Ich führte sie in den Schneideraum, wo sich gerade zwei junge Cutterinnen mit den Rohschnitten befaßten. Anscheinend war Catherine davon überzeugt, daß innerhalb dieses visuellen Kontexts eine erotische Bindung zwischen mir und Renata unvermeidlich war, und daß sie, würde sie hier unter Umrißfotografien und Nahaufnahmen von Karosserien arbeiten, ebenfalls eine sexuelle Liaison begonnen haben würde - nicht nur mit den beiden jungen Cutterinnen, sondern auch mit Renata selbst.
Sie hatte den Tag in London verbracht. Im Wagen draußen waren ihre Arme wie Tastaturen verschiedener Düfte. Was mir an Catherine zuerst aufgefallen war, war ihre makellose Reinlichkeit, als hätte sie jeden einzelnen Quadratzentimeter ihres Körpers gesäubert und jede Pore einzeln gereinigt. Manchmal hatte mich das porzellanähnliche Aussehen ihres Gesichts, dessen überreichliches Make-up wie das Vorführmodell eines wunderschönen Frauengesichts wirkte, zu dem Verdacht gebracht, daß ihre gesamte Identität nichts als eine Charade war. Ich versuchte, mir die Kindheit vorzustellen, welche diese wunderschöne junge Frau hervorgebracht hatte, diese perfekte Nachbildung einer Ingres.
Ihre Passivität, ihr völliges Akzeptieren jeglicher Situation, hatte mich an Catherine gefesselt. Während unserer Ge schlechtsakte in den anonymen Hotelzimmern der Flughafenhotels hatte ich jede ihrer Körperöffnungen genauestens untersucht, ich war mit den Fingern über ihr Zahnfleisch gestrichen, um wenigstens winzigste Speisereste zu finden, ich hatte meine Zunge in ihr Ohr gepreßt, um den wächsernen Geschmack wahrzunehmen, ich hatte ihre Nasenlöcher und ihren Nabel inspiziert, und schließlich auch ihre Vagina und den Anus. Doch ich hatte ihr meinen Mittelfinger bis zum Ursprung einführen müssen, um überhaupt nur den leisesten Hauch von Fäkalien wahrnehmen oder einen braunen Rand unter meinem Fingernagel bemerken zu können.
Wir machten uns in unseren Wagen auf den Heimweg. Im Licht über den Zubringern zu den nördlichen Schnellstraßen beobachtete ich, wie Catherine das Lenkrad hielt. Ihr Zeigefinger deutete auf einen alten Aufkleber an der Windschutzscheibe. Wenn ich an Ampeln neben ihr stand, konnte ich sehen, wie sich ihre Schenkel aneinander neben, wenn sie die Fußbremse betätigte.
Während wir die Western Avenue entlangfuhren, wollte ich ihren Körper in Kontakt mit dem Wageninneren sehen. In Gedanken preßte ich ihre feuchte Vagina gegen jedes offenliegende Tachometer, gegen jeden Schalter, ich drückte ihre Brüste sanft gegen die Verstrebungen der Fenster, bewegte ihren Anus langsam auf den Sitzpolstern hin und her und legte ihre kleinen Hände auf Anzeigen und Fensterrahmen. Die Kontakte zwischen ihren Schleimhäuten und dem Automobil, meinem eigenen Metallkörper, wurden von den vorbeifahrenden Autos gefeiert. Der Komplex eines unglaublichen Aktes wartete wie eine Krönungsfeier auf sie.
Von diesen Vorstellungen fasziniert, entging mir doch nicht, daß sich plötzlich die verbeulten Kotflügel von Vaughans Lincoln nur wenige Meter hinter Catherines Sportwagen befanden. Vaughan fuhr an mir vorbei, er hatte nur Au gen für die Straße, als wartete er fast darauf, daß Catherine einen Fehler machen würde. Catherine suchte aufgeschreckt vor einem Flughafenbus auf dem rechten Fahrstreifen Zuflucht. Vaughan fuhr neben dem Bus her und zwang den Fahrer mit Hupen und Blinken zum Verlangsamen, worauf er sich wieder direkt hinter Catherine einfädelte. Ich fuhr auf der linken Spur an seine Seite und brüllte zu Vaughan hinüber, doch er gestikulierte zu Catherine und stieß mit dem Kotflügel gegen ihre Rücklichter. Ohne nachzudenken steuerte Catherine ihr kleines Fahrzeug in den Parkplatz einer Tankstelle, wo sie Vaughan zwang, eine enge Kurve zu fahren. Er steuerte mit quietschenden Reifen um ein verziertes Blumenbeet mit glasierten Töpfen, doch ich blockierte ihm mit meinem Wagen den Weg.
Catherine, die das alles zu entzücken schien, saß zwischen den scharlachroten Zapfsäulen und betrachtete Vaughan mit blitzenden Augen. Die Narben meiner Beine und meiner Brust schmerzten von der Anstrengung, mit ihnen Schritt zu halten. Ich stieg aus dem Auto aus und ging zu Vaughan hinüber. Er sah mich an, als hätte er mich noch niemals zuvor gesehen, sein vernarbter Mund kaute auf einem Gummi während er startenden Flugzeugen am Flughafen zusah.
»Vaughan, das ist verdammt noch mal keine Stuntszene
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