Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)
Deutschlands außer Baden sowie die – mengenmäßig unbedeutenden – Weinbaugebiete in Belgien, den Niederlanden, Skandinavien und Großbritannien. Zur Anbauzone B zählen Baden, Österreich und die französischen Weinbaugebiete Champagne, Elsass, Lothringen, Jura, Savoyen und Loire. Alle anderen EU-weiten Anbaugebiete sind in der Anbauzone C zusammengefasst.
Eines der nördlichsten Anbaugebiete Deutschlands, das Ahrtal, liegt geschützt in einem tiefen Taleinschnitt. Dort wird die milde Luft, die von der Kölner Bucht hinaufzieht, gesammelt und zieht die Steilhänge langsam hoch.
Durch die Reflexion der Sonnenstrahlung des Flusses an die Weinberge und die Wärmespeicherung im felsigen Untergrund können an den steilen Südhängen lebendige Rotweine heranreifen.
AHR
Das kleine, feine, ziemlich nördlich gelegene Anbaugebiet, das unweit von Bonn beginnt, war nicht immer so fein wie heute: In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als die seinerzeit berüchtigten Tanzwagen der Deutschen Bundesbahn Tausende durstiger rheinischer Frohnaturen in die Weinschänken an der Ahr karrten, hieß es »Wer an der Ahr war und weiß, dass er an der Ahr war – der war nicht an der Ahr«. Das hat sich längst geändert: Heute liefert die Ahr als fast reines Rotweingebiet (rund 85 % rote Reben) vor allem aus ihren Steillagen mit Schieferverwitterungsböden bedeutende, in der Spitze ungemein finessenreiche Spätburgunder zu Preisen, die quantitätsorientierte frohe Zecher unfroh stimmen. Klasse gedeiht hier auch die rare Frühburgundertraube.
Deutsche Weinbaugebiete weisen sich zumeist durch Hanglagen aus – mit unterschiedlichen Steilheitsgraden.
BADEN
Das südlichste Anbaugebiet Deutschlands liegt als einziges in der Weinbauzone B der Europäischen Union. Das bedeutet: Die Anforderungen an die Mindestmostgewichte für die einzelnen Prädikate sind hier höher als in der übrigen Republik. Vom badischen Bereich Tauberfranken bis zum Bodensee reicht der Reigen der Rebhänge.
Baden ist Burgunderland: Das große Renommee, das Spät-, Grau- und Weißburgunder heute in Deutschland genießen, wurde ganz wesentlich durch badische Weine begründet.
Tauberfranken ist der nördlichste Teil von Baden und grenzt (Überraschung!) ans bayerische Franken – deshalb dürfen die Weine hier auch in Bocksbeutel abgefüllt werden. Auf steinigen, meist kalkreichen Böden wachsen vorwiegend Müller-Thurgau und Schwarzriesling alias Pinot Meunier. An der Badischen Bergstraße zwischen Weinheim, Heidelberg und Wiesloch gedeihen Riesling und Spätburgunder. Im Kraichgau wird neben Weißburgunder, Riesling und Spätburgunder als regionale Spezialität der Auxerrois gepflegt. Die Ortenau, die sich von Baden-Baden bis Offenburg erstreckt, ist Deutschlands südlichste Rieslingregion. Die Granitverwitterungsböden verleihen dem hier auch Klingelberger genannten Wein einen besonders lebendigen, nuancenreichen Charakter. Im Breisgau zwischen Lahr und Freiburg fühlen sich auf den schweren Lösslehmböden vor allem die Burgunderreben wohl.
Burgunderweine dominieren auch den berühmten Kaiserstuhl, wo die Reben auf Vulkanverwitterungsböden heranreifen und kraftvolle, stoffige Weine ergeben. Daneben gedeihen hier aber auch Muskateller, Silvaner und Gewürztraminer.
Kühler, schlanker etwas mineralischer und gleichsam »burgundischer« zeigen sich die Weine vom Tuniberg unweit Freiburgs, die stark vom Kalkstein geprägt sind. Das Markgräflerland, das sich von Freiburg bis zur Schweizer Grenze bei Basel erstreckt, ist die Heimat des leichten, frischen weißen Gutedel. In der benachbarten Schweiz ist der Gutedel sogar die weiße Hauptrebsorte:
Er heißt dort meist Fendant oder Chasselas.
Eine besondere Spezialität am Bodensee ist der anderswo bisweilen nur partiell geschätzte Müller-Thurgau, der hier auf eiszeitlichen Verwitterungsböden zarte, filigrane und feinfruchtige Weine von ausgezeichneter Qualität erbringt.
FRANKEN
Das mit rund 6000 Hektar mittelgroße Anbaugebiet Franken gilt als Silvanerland und ist für ausgesprochen trockene, markante meist im Bocksbeutel angebotene Weine berühmt. Die am häufigsten angebaute Rebsorte ist jedoch der Müller-Thurgau, der, genau wie die in Franken drittplatzierte Rebsorte Bacchus, hier teilweise recht ansprechende und fruchtige Weine ergibt. Aus dem Steigerwald um Iphofen und Castell gedeihen kraftvolle, vom Gipskeuper geprägte Weine. Die Buntsandsteinböden um Bürgstadt sind ideal für
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