Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)
mit dem Schluck Wein einmal komplett um die eigene Achse, bis die Glaswände vollständig mit Wein benetzt sind.
3) Nun geben Sie den Schluck Wein in das nächste Glas und machen dort das Gleiche. So verfahren Sie auch mit allen anderen Gläsern.
4) Wenn alle Gläser gleichmäßig mit Wein benetzt sind, schütten Sie den »Vinierschluck« weg oder geben Sie ihn zurück ins erste Glas. Anschließend schenken Sie allen den Wein ein.
Während viele Rituale rund um den Wein ziemlich überschätzt werden, gibt es eines, das Sie unbedingt beherzigen sollten. Das »Vinieren« der Gläser. Der Grund: Es gibt nichts, was so einfach geht, so wenig Aufwand verursacht und so unmittelbar zur sofortigen Genusssteigerung beiträgt.
Und so funktioniert's: Wenn Sie einen Wein einschenken möchten nehmen Sie sich das erste Glas und schenken einen Schluck Wein ein. Nun drehen Sie diesen Schluck Wein so im Glas, dass die gesamte Glaswand einmal vollständig benetzt wird. Das ist wichtig! Anschließend geben Sie diesen Schluck Wein ins nächste Glas und wiederholen die ganze Prozedur. So verfahren Sie mit allen Gläsern am Tisch. Den Schluck Wein geben Sie zum Schluss wieder in das Ausgangsglas zurück oder Sie schütten ihn einfach weg.
WARUM IST DAS VINIEREN SO WICHTIG?
Das können Sie ganz einfach selber feststellen:
Und zwar, indem Sie ein und denselben Wein parallel in ein viniertes und ein nicht viniertes Glas einschenken. Sie werden feststellen, dass der Wein im vinierten Glas viel lebendiger riecht und sich viel offener, zugänglicher und verführerischer präsentiert als der gleiche Wein, der sich im nicht vinierten Nachbarglas befindet. Dieser Effekt ist absolut verblüffend und funktioniert immer wieder.
Wenn Sie sich die vermeintlich glatte Glaswand wie eine Haut vorstellen, sind Sie schon auf der richtigen Spur: Denn auch Glas ist mehr oder minder porös und damit höchst empfänglich für Geruchseinflüsse aus der Umwelt. Der »Klassiker« ist der Schrankton: Wenn Sie Ihre Gläser zum Beispiel in einem lasierten oder lackierten Holzschrank aufheben, werden Sie den strengen Schrankgeruch eins zu eins gespiegelt in Ihren Gläsern wiederfinden. Und so riecht dann auch erstmal Ihr Wein, wenn Sie die Gläser nicht viniert haben. Oder Sie haben, was an sich völlig in Ordnung ist, Ihre Gläser im Geschirrspüler gereinigt. Dann sind noch winzige Spülmittelreste im Glas. Sie haben Ihre Gläser, wie immer, sorgfältig mit der Hand gespült und poliert? Dann finden sich mit Sicherheit im Glas Spuren der Aromastoffe aus dem Waschmittel, mit dem Sie Ihre Geschirrhandtücher gewaschen haben. Kurzum:
Es ist absolut unmöglich, ein völlig geruchsfreies und neutrales Weinglas bereitzustellen. Aber egal, ob Schrank, Geschirrspüler oder Geschirrtuch:
Mit dem kurzen »Dreh« des Vinierens sind Sie die Probleme ganz einfach los, und Ihrem Weingenuss steht nichts mehr im Wege!
WORAUF BASIERT DER EFFEKT DES VINIERENS?
Der überwiegende Teil der Geschmackswahrnehmung, gut 80 Prozent, basiert auf Riechen:
Stellen Sie sich vor, Sie sind völlig verschnupft und haben vor sich zwei Teller – einen mit mildem Kartoffelpüree und einen mit sehr intensivem Kartoffel-Knoblauch-Püree. Sie werden beim Probieren erstmal keinen Unterschied wahrnehmen, weil ihr empfindlichstes Wahrnehmungsorgan, die Nase, blockiert ist. Oder, halten Sie sich doch einmal die Nase zu, wenn Sie einen Wein probieren.
Sie werden nichts schmecken! Durch das Vinieren ist sichergestellt, dass Sie schon mit der ersten Geruchswahrnehmung den Wein in Ihrem Glas so erleben, wie er ist. Wenn es ein guter Wein ist, wird so das Genusserlebnis unmittelbar gesteigert.
LAGERUNG UND PFLEGE VON WEINGLÄSERN
Im Schrank sollten die Gläser aufrecht stehend möglichst luftig und auf gar keinen Fall mit der Öffnung nach unten ihren Platz haben. Sonst haben Sie nämlich so viel gesammelten Muff in Ihren Gläsern, dass die Genussminderung garantiert ist. Wichtig ist, dass das Glas eigentlich nach gar nichts riecht: kein Spülmittel-Ton, kein Trockentuch samt Waschmittel-Duft, kein Schrankgeruch.
Spülmittelrückstände in Schaumweingläsern können zudem die Perlenbildung vernichten. Viele Weingläser sind mittlerweile auch spülmaschinenfest – das sollte man inklusive Spülmittelbeigabe, regionale Wasserhärte etc. aber im Vorfeld abklären. Was immer geht: mit heißem Wasser von Hand spülen und dann mit einem frischen, sauberen Leinen-Geschirrhandtuch trocknen.
Das
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