Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)
lichtgeschützt im Originalkarton verweilen. Flaschen mit Plastikkorken sollte man schnell konsumieren – sie altern am zügigsten. Wichtig ist, den Wein vor Fremdgerüchen zu schützen: Bestandteile von Lösungs- und Putzmitteln, Möbelpolituren oder Heizöl können sich über den Korken in den Wein einschleichen. Vibrationen mag Wein überhaupt nicht. Deshalb sind auch der Kelleraum über dem U-Bahn-Schacht oder normale Kühlschränke für lange Weinlagerung ungeeignet. Anders verhält es sich mit vibrationsarmen speziellen Weinklimaschränken, die allerdings ins Geld gehen. Aber wenn Sie Ihre Weine für den täglichen Genuss immer »stand by« nachkaufen und innerhalb eines Vierteljahres konsumieren, brauchen Sie sich mit all den lästigen Lagerproblemen gar nicht erst herumzuschlagen.
Weinproben im Freundeskreis sind zumeist schöne und interessante Veranstaltungen, noch dazu, wenn ein jeder aufgefordert ist, einen Wein mitzubringen.
GÄSTE MIT WEIN BEWIRTEN
Sie haben Freunde zu einem netten Abend mit Essen und Wein nach Hause eingeladen. Kleine Anregung, sowohl für das Essen als auch für den Wein: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und machen es sich nicht zu kompliziert – Ihre Gäste kommen auch, oder hauptsächlich, Ihretwegen.
Wenn Sie den ganzen Abend hektisch in der Küche hantieren, dauernd zum Weinholen in den Keller verschwinden, ein Glas nach dem anderen nachpolieren und komplizierte Speisenfolgen – alle à la minute zubereitet – kredenzen, sind Sie für Ihre geladenen Freunde wahrscheinlich nicht der gelassenste Gesprächspartner. Aber wenn Sie als erste Appetithappen ein paar leckere Pasten oder Antipasti vom Italiener, Griechen oder Türken besorgt haben, dann mit einem leicht zuzubereitenden Fischgang fortfahren und als Hauptgericht vielleicht ein schönes Schmorgericht à la Coq au Vin, Gulasch oder Ossobuco anbieten (was vorbereitet werden kann und dann seiner Vollendung alleine entgegenschmurgelt), sieht die Welt schon viel entspannter aus.
Zur Wein-Dramaturgie: Generell wird gerne kolportiert, dass man die Abfolge der Gewächse hin von weiß zu rot und von leicht zu schwer gestalten sollte. Das ist grundsätzlich nicht ganz falsch, weil sich ein kraftvollerer auf einen leichten Wein besser präsentiert als umgekehrt. Außerdem hat es – in aller Regel – ein Weißwein nach einem Rotwein schwerer, sich gegen die Gerbstoffe im Gaumen durchzusetzen. Konsequent durchgezogen führt es aber zu Folgendem: Der Abend beginnt mit beschwingten, leichten Weißen, dann wird es kräftiger, dann kommen die Roten, die werden auch immer schwerer und schwerer – und am Ende hängen alle, schier erschlagen von der Wucht der wertvollen Weine, mehr oder weniger narkotisiert in der Ecke. Und die am Beginn des Abends so sprühende Konversation erlahmt zusehends. Was also tun? Mein Tipp: Durchbrechen Sie nach dem Hauptgang die Konvention!
Legen Sie Ihren Gästen nahe, nach dem letzten, kräftigen Rotwein einen großen Schluck Wasser und etwas Brot zu nehmen – das neutralisiert und erfrischt den Gaumen. Sorgen Sie ohnehin dafür, dass immer ausreichend, vorwiegend stilles, Mineralwasser bereitsteht. Und dann bieten Sie denjenigen, die Lust darauf haben, nach dem letzten kräftigen Rotwein einen schönen, spritzigen, und belebenden Weißwein an. Sie werden es erleben: Ihre Gäste werden schlagartig wieder munter, die Gespräche fließen frohgemut dahin, und der Abend kann noch lange seinen harmonischen Verlauf nehmen. Das Gleiche geht übrigens auch, wenn Sie zum Abschluss des Mahles ein Dessert mit einem Süßwein aufgetischt haben – wichtig ist auch hier nur ausreichend Wasser und Brot zwischendurch. Was übrigens vor wie nach dem Essen immer funktioniert: ein belebender Champagner, Cava, Crémant oder Winzersekt.
Wein ist mehr als ein Getränk. Für Weinliebhaber ist es eine eigene Welt.
WEINBESTELLUNG IM RESTAURANT
Es soll ein romantischer Abend werden. Zu zweit schick essen gehen, in einem lauschigen Restaurant, dessen Küche landauf, landab gerühmt wird. Ihr Gegenüber sagt arglos »Du interessierst dich doch für Wein, such mal was Schönes zum Essen aus!« Nun sitzen Sie also vor einer imposanten, 200-seitigen, in Leder gebundenen Weinkarte – und verstehen nur Bahnhof. Zwei, drei Namen kommen Ihnen bekannt vor (ärgerlicherweise die richtig teuren) – aber ansonsten stehen Sie vor ungelösten Rätseln.
DER SOMMELIER, DEIN FREUND UND HELFER
Auf gar keinen Fall »so tun als ob«: Also
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