Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)
nicht?
Dann scheuen Sie sich nicht, einen Eiskübel zu erfragen und die Flasche Rotwein darin ein paar Minuten runterzukühlen. Warm wird der Wein dann schon von alleine wieder. Und wenn man Ihnen daraufhin pikiert weismachen will, dass man Rotwein ja »bei Zimmertemperatur« serviert – verweisen Sie auf die alten Mönchsklöster ( > ). Etwas anders sieht es aus, wenn die Flaschen unter Sauerstoffausschluss in einem speziell für Ausschankzwecke konstruierten Klimaschrank stehen – dann halten sie länger durch.
Wein im normalen Gasthaus oder bei Exoten
In einfacheren Gasthäusern oder nicht so Weinversierten Restaurants, gibt es meist keine kompetente Weinberatung. Hier orientieren Sie sich möglichst an dem, was Sie sonst auch gerne trinken und hoffen, dass der Chinese, Inder, Thai oder Koreaner Ihres Vertrauens zumindest einen guten Weinhändler hat.
Kommt Ihnen die ganze Weinauswahl zutiefst unterirdisch vor (vier Jahre alter Chardonnay aus Norditalien, seltsame Tafelrotweine etc.) – trinken Sie lieber ein Bier.
KAPITEL 7
GESCHMACKSSACHE
WENN AUGEN, NASE UND GAUMEN DAS SAGEN HABEN
Dieses Bild kennen Sie bestimmt auch: Den Weinkenner, der seine Nase tief im Weinglas vergräbt, geräuschvoll einen Schluck nimmt, um der Runde sodann unaufgefordert an die dreißig Aromen aufzuzählen und auch den Abgang ausgiebig zu würdigen. So möchten Sie nicht sein.
VON DER RICHTIGEN »ANSPRACHE«
Andererseits ist es auf die Dauer ziemlich unbefriedigend, für die Beschreibung eines Weins nur das Vokabular ›lecker‹ oder ›unlecker‹ zur Verfügung zu haben. Ihren eigenen Geschmack zu schulen, Aromen zu erkennen und einzuordnen:
Das bringt Spaß, ermöglicht Ihnen ein tieferes Eintauchen in die Welt des Weins und eröffnet Ihnen ein Mehr an Genuss. Amüsanterweise heißt der Fachbegriff für die Weinbeschreibung ›Ansprache‹. Vielleicht nehmen das einige einfach ein bisschen zu wörtlich.
AUGENWEIDE – DIE FARBEN
Das Auge trinkt mit. Ein in verführerischem Rubin funkelnder Rotwein lockt mehr als ein blassroter oder undurchdringlich schwarzroter.
Leider sagt eine schöne Farbe nur wenig über den Geschmack eines Weins aus. Ganz grob gilt bei Rotweinen, dass dunklere Weine intensiver und konzentrierter schmecken. Allerdings gibt es so viele Ausnahmen von dieser Regel, dass sie letztlich in die Irre führt. Der berühmte italienische Barolo, einer der intensivsten Weine überhaupt, ist gerade mal granatrot – manch schlichter Dornfelder hingegen erstrahlt im tiefsten Purpur.
Etwas enger ist der Zusammenhang zwischen Farbe und Geschmack bei Weißweinen. Der knackige Sauvignon blanc ist tatsächlich häufig grüngelb, der frische Riesling oft zitronengelb und schwere Weißweine gehen ins Goldgelbe.
Letzteres kann allerdings auch ein Zeichen für ein überaltertes, oxidiertes Tröpfchen sein oder für ein banales Weinchen, das mit Eichenspänen aufgepeppt wurde.
Während die Farbe an sich also kein Qualitätsmerkmal ist, sind Trübungen oder Ausflockungen Indizien für einen fehlerhaften Wein. Ausnahmen sind hochwertige Rotweine, die ungefiltert abgefüllt wurden – das steht meistens auf der Flasche – oder sehr alte gereifte Weine, die ein sogenanntes Depot gebildet haben: feste Teilchen, die sich am Flaschenboden absetzen.
Also: Farbe und Geschmack haben erst mal wenig miteinander zu tun. Wenn Sie Ihren Lieblingswein dennoch nach dem Ton auswählen möchten, können Sie sich an der Abbildung orientieren.
DIE WICHTIGSTEN WEINFARBEN
WEISSWEIN
Grüngelb
Sauvignon Blanc
Zitronengelb
Riesling
Strohgelb
Weißburgunder
Goldgelb
Übersee-Chardonnay
ROTWEIN
Granat
Nebbiolo (Barolo)
Rubin
Tempranillo, Merlot
Ziegelrot
Cabernet Sauvignon
Purpur
Dornfelder, Barbera
SCHNUPPERN, SCHNÜFFELN, RIECHEN – DIE AROMATHERAPIE
Sie können Wein natürlich auch aus Wassergläsern trinken. Es gibt sogar Situationen, da gibt es nichts Besseres. Der Regelfall sollte allerdings ein zu einem guten Drittel gefülltes, tulpenförmig sich nach oben verjüngendes und so die aufsteigenden Aromen bündelndes Weinglas sein. Denn nur so können Sie das für den Weingenuss wichtigste Sinnesorgan optimal einsetzen: Ihre Nase.
Der ganz überwiegende Teil der Geschmackswahrnehmung, rund 80 %, besteht aus Riechen. Einige Hundert unterschiedliche Aromen kann eine geschulte Nase im Wein entdecken. Die Zunge hingegen ist auf süß, salzig, sauer, bitter, herzhaft, japanisch: umami, und fettig beschränkt.
ORGAN AUS DER URZEIT:
Weitere Kostenlose Bücher