Crashkurs Wein (Allgemeine Einführungen) (German Edition)
als ob Sie die absolute Ahnung hätten, mit den berühmtesten Erzeugern auf vertrautem Fuße stehen und mit traumwandlerischer Sicherheit den perfekten Tropfen zu Ihren Gerichten finden. Damit setzen Sie sich selber nur unnötig unter Stress. In einem guten Restaurant wird es sicherlich eine Sommelière oder einen Sommelier geben, vulgo: eine Weinkellnerin oder einen Weinkellner. Deren Aufgabe ist es, Ahnung zu haben – nicht Ihre. Machen Sie sich also Ihre Weinberaterin oder Ihren Weinberater im Restaurant zu Partnern, auf deren Kompetenz Sie vertrauen. Die Zeiten, in denen Sommeliers häufig blasierte Herrschaften waren, die gerne mal dazu neigten, ihre Gäste wichtigtuerisch zu belehren, sind weitgehend passé. Ursächlich dafür sind im Wesentlichen zwei parallele Trends: Zum einen hat sich das Thema »Wein« deutlich verjüngt und ist ausgesprochen trendy geworden. Immer mehr junge Menschen, die in der Gastronomie tätig sind, entdecken ihr Faible für den vergorenen Rebensaft und bilden sich kontinuierlich weiter. Zum anderen gibt es seit Jahren immer mehr weibliche Weinprofis im Service, und Frauen neigen weitaus mehr als Männer zum freundlichen Beraten anstatt zum Belehren. Erzählen Sie also einfach, was Sie sonst gerne trinken, um Ihrem Gegenüber eine Orientierung über Ihren Geschmack zu geben.
GELD SPIELT EBEN DOCH EINE ROLLE!
Scheuen Sie sich nicht, Preisobergrenzen zu definieren! Teuren guten Wein verkaufen kann jeder.
Wer Ihnen unbedingt einen Wein aus der 80- oder gar 100 €-Liga andrehen will, hat sich eigentlich schon disqualifiziert. Die wahre Kunst besteht darin, Ihnen eine Neuentdeckung, ein Preis-Genuss-Wunder oder eine überraschende Kombination zwischen Speisen und Wein zu empfehlen. Und heute gibt es selbst in den meisten Sternerestaurants empfehlenswerte Weißweine für unter 30 € und gute Rote für unter 40 € pro Flasche.
Häufig werden gerade in den besseren Restaurants auch eigens auf die aktuelle Menükarte abgestimmte Weine glasweise angeboten. Meist eine gute Wahl: Derjenige, der das ausgesucht hat, kennt in der Regel die Gerichte wie auch die Weine und hat sich bei der Zusammenstellung um größtmögliche Harmonie bemüht. Sie können so mehr verschiedene Weine entdecken und erleben. Und Sie genießen entspannt Ihren Abend mit Ihrem Gegenüber.
DER TEUERSTE WEIN IST NICHT IMMER DER BESTE!
Trinken Sie gerne leichte, frische Weißweine oder leckere, unkomplizierte Rote? Das ist prima, denn das schont Ihr Portemonnaie beim Essengehen!
Häufig sind die frischesten und jüngsten Weine auf der Karte auch die günstigsten. Ein jahrelang gereifter Riesling »Großes Gewächs« aus Deutschland, ein alkoholstarker Grüner Veltliner »Smaragd« aus der Wachau, ein betagter weißer oder roter Grand Cru aus dem Burgund oder ein alter, berühmter Château-Wein aus Bordeaux kosten auf den Weinkarten zwar meist ein Höllengeld – sie müssen aber nicht die wirklich passenden Begleiter zu Ihrem Gericht oder dem Menue sein.
Und: Vorsicht vor Weinleichen! In Restaurants gilt das Gleiche wie im Weinladen oder Supermarkt. Die meisten Weine werden mit dem Alter nicht unbedingt besser! Vorsicht ist also angesagt bei der Weinkarte – vor allem, wenn da noch jede Menge altehrwürdige Weißweine (möglichst zu noch ehrwürdigeren Preisen) prangen.
ZU VIEL OFFENHEIT IST NICHT IMMER GUT
Es ist zwar ganz schön, wenn Sie in einer Kneipe, einem Restaurant oder einer Weinbar eine gute Auswahl an offenen Weinen vorfinden – ist diese jedoch zu groß, geht der Schuss auch gerne mal nach hinten los. Der Grund: Ein Wein, der einmal geöffnet ist, sollte tunlichst innerhalb von zwei Tagen verbraucht sein. Und bei 40, 60 oder gar 80 glasweise ausgeschenkten Positionen ist es höchst unwahrscheinlich, dass dies bei allen Weinen auch tatsächlich der Fall ist. Die Chance, an einen müden, ausgelaugten und oxidierten Wein zu geraten, ist hier also besonders groß.
Und hat eine offene Flasche Weißwein erstmal eine lange Nacht im muffigen Kühltresen hinter sich, wo sie begierig alle Fremdgerüche aufsaugt, ist sie am nächsten Abend unter Garantie kein Genuss mehr.
Besonders empfehlenswert: Wein gemeinsam genießen.
DER GRIFF ZUR FLASCHE
Dann greifen Sie lieber zur ganzen Flasche.
So laufen Sie nicht Gefahr, sich beim Service unbeliebt zu machen, wenn Sie ein Glas nach dem anderen des verstorbenen Weins zurückgeben. Versuchen Sie beim Rotwein zudem, einen kellerkühlen zu bekommen. Klappt
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