Crashkurs
sagte: »Ich mache das nicht mehr mit!« Im Jahr 2000 erklärte er, für das irakische Öl nur noch Euro statt US-Dollar zu akzeptieren. Des Weiteren wechselte er einen Großteil seiner US-Dollar-Reserven in Euro um. Damit war sein Schicksal besiegelt. Die USA konnten unter keinen Umständen zulassen, dass der US-Dollar seine Funktion als Welthandelswährung insbesondere für Öl verlor. Man versuchte es mit Worten, mit Druck, und letztlich kam die finale Lösung mit dem Einmarsch in den Irak. Das Erste, was nach der Einnahme Bagdads umgestellt wurde, waren die Konten und die Abwicklung der Ölgeschäfte – von Euro auf Dollar.
Trotz dieser Hintergründe spricht die ganze Welt davon, die USA hätten es mit ihrem Irakkrieg nur auf das Öl abgesehen, und die Massenvernichtungswaffen seien bloß vorgeschoben gewesen. Hören Sie ein Wort des Dementis aus den USA? Wird irgendetwas unternommen, um der Welt einzureden: »Nein! Es ging uns nicht ums Öl! Na gut, wir haben uns mit den Massenvernichtungswaffen geirrt, aber es sah alles so aus«? Nein. Man lässt die Welt in dem Glauben: »Die Amis, die Schlingel, denen ging es nur ums Öl!« Es ist den USA nur recht, wenn alle das glauben. Wie viel dramatischer wären die Auswirkungen, wenn die Menschen wüssten, dass es in Wirklichkeit um die Glaubwürdigkeit des Dollars ging! Sie würden anfangen, am Dollar zu zweifeln, und würden das ganze System in größte Gefahr bringen. Das wäre weit schlimmer, als wegen der Ölgier gescholten zu werden. Also vergräbt man einen toten Hund über der eigentlichen Leiche. Wenn die Ermittler auf den Hund stoßen, fragen sie nicht weiter, ob noch etwas darunter liegt.
Diese Entwicklung zieht sich wie ein roter Faden durch die politischen und militärischen Krisen mit Beteiligung der USA in den letzten Jahren. So hat Nordkorea 2002 offenbar seine Bestände an US-Dollars in Euro umgetauscht – und ist anschließend auf der »Achse des Bösen« gelandet. Ob dabei nur die ebenfalls 2002 begonnene Urananreicherung des Landes eine Rolle spielte? Und Hugo Chavez, der zu Recht umstrittene Präsident Venezuelas, hat mehrfach angedroht, sein Öl nicht mehr gegen US-Dollar, sondern gegen Euro und andere Währungen zu verkaufen. Mit den südamerikanischen Nachbarn handelt er bereits Öl gegen Waren unter Umgehung des Dollars. Im September 2007 wurde der staatliche Ölkonzern angewiesen, seine Dollarbestände in andere Währungen wie den Euro zu tauschen. Seitdem haben sich die ohnehin nicht guten Beziehungen zwischen Chavez und den USA weiter verschlechtert. Bisheriger Tiefpunkt: Am 12. September 2008 meldete NZZ Online, dass Chavez den US-Botschafter ausgewiesen habe, unter anderem weil die USA angeblich Pläne von Putschisten zum Sturz der Regierung Chavez unterstützten.
Den größten Angriff auf den US-Dollar startete allerdings … Sie werden es leicht erraten, wenn Sie sich erinnern, wem die lautesten amerikanischen Drohungen der letzten Jahre galten. Richtig: der Iran. Bislang wird das internationale Öl fast ausschließlich an den Ölbörsen in London und New York gehandelt. Natürlich in US-Dollar. Der Iran hat das Undenkbare getan. Er hatte bereits 2002 mitgeteilt, Öl nicht nur gegen US-Dollar, sondern auch gegen Euro verkaufen zu wollen. Motiv: die Unabhängigkeit von den USA und dem Dollarraum, wie der Spiegel am 8. April 2002 zu berichten wusste. Für das Jahr 2006 folgte die Ankündigung, eine iranische Ölbörse zu gründen, an welcher das internationale Öl nicht mehr in US-Dollar, sondern in Euro und Yen gehandelt würde.
Vermutlich hätten sich viele Staaten und internationale Händler nur zu gerne dieser Möglichkeit bedient. Und vermutlich wäre dies das Ende des US-Dollars als Weltleitwährung mit der Folge des völligen Zusammenbruchs des US-Dollars und des amerikanischen Wirtschaftssystems. Es war also vollkommen ausgeschlossen, dass die USA die erfolgreiche Gründung dieser iranischen Ölbörse zulassen würden. Der Druck nahm immer weiter zu, und man versuchte, den Iran von seinem Vorhaben abzubringen. Und dabei ging es beileibe nicht um die Atomanreicherung. Man versuchte es mit Verhandlungen, Druck und Sanktionen – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Der Iran war sich über die Brisanz seines Schrittes im Klaren. So wurde die Eröffnung der iranischen Ölbörse immer wieder hinausgeschoben. Seit September 2007 verkauft das Land sein Öl nach Japan gegen Yen, und seit Dezember 2007 hat der Iran alle Öllieferungen
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